Teil12~

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Ich lag auf einer grünen, verblümten Wiese.
Alles um mich herum war still.
Ich schaute hinauf zum klarblauen Himmel.
Die Sonne strahlte mir ins Gesicht.
Ich rappelte mich vom Boden auf und sah mich um.
In meiner Nähe stand eine große Eiche und unter ihr, in ihrem Schatten saß ein Mädchen.
Sonst war keine Menschenseele hier.
Langsam lief ich auf sie zu.
"Ähm... Entschuldigung?" fragte ich schüchtern.
Das Mädchen stand auf.
Ihre giftgrünen Augen sahen emotionslos zu mir herüber und ihre braunen Locken glänzten im Sonnenlicht.
Ich musterte sie.
Irgendwie kam sie mir bekannt vor.
Irgendwo hatte ich sie schonmal gesehen.
Ich grübelte.
"Hattest du nicht eine Frage an mich?" -
Ich zuckte zusammen.
Ihre Stimme klang kalt.
"J-ja... ähm..." fing ich an.
"Du weißt nicht wo du bist, stimmt's?" stellte sie fest und ihr rechter Mundwinkel hob sich.
Überraschend nickte ich.
Sie lachte.
Ich konnte nicht sagen, ob es ein fieses, ein perverses oder eher ein herzhaftes Lachen war.
Sie lachte einfach.
"Kennst du diesen Ort?" wollte sie wissen und beobachtete mich.
Ich sah mich um.
In der ferne erkannte ich eine Brücke.
Das Rauschen des Flusses unter ihr, war nicht zu überhören.
Ich schüttelte den Kopf.
"Dachte ich mir schon...", meinte sie.
Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, wusste jedoch nicht, ob ich's tuen sollte oder nicht.
"A-aber, ich glaub, ich kenne dich." kam es einfach aus mir 'raus.
Sie zog eine Augenbraue hoch.
"Kann sein..." murmelte sie und spielte mit einer ihrer Locken.
Ich grübelte.
Dann fiel es mir wieder ein.
"Bist du...?" - sie unterbrach mich.
"Mara die Dolchprinzessin. Ja. Ja, genau die bin ich. Ich bin nicht verblüfft darüber, dass du mich kennst. Schließlich hast du ein paar Stunden in meinem Zimmer, oder besser gesagt in meinem früheren Zimmer, gelebt. Anscheinend hast du das Bild auf meiner Komode entdeckt und wie ich sehe, meine alten Klamotten ebenfalls." sagte sie und musterte mich.
Erst jetzt schaute ich an ihr herunter und realisierte, dass sie die gleichen Klamotten anhatte wie ich.
Nur das meinem Hoodie, die Ärmel fehlten, da die Äste sie abgerissen hatte, und er der Welt somit, meine hellblauen Arme presentierte.
Ich erinnerte mich wieder.
Was war gestern eigentlich geschehen?
War es überhaupt gestern?
Schon wieder so viele ungeklärte Fragen.
"Warum eigentlich 'früheres' Zimmer?" fragte ich.
Einen auf neugierig machen klappt immer.
Mara lachte erneut.
Dieses Mal aber kräftiger.
"Ich bin tot." sie lächelte.
Beinahe wäre ich nun diejenige, die sich die Seele aus dem Leib lachen würde, doch ich hielt mich zurück, als ich wahrnahm, was dass jetzt bedeutet.
Mein Unterkiefer klappte auf.
Das Herz in meiner Brust pochte.
Meine Augen wurden feucht und meine Knie wurden weich wie Butter.
"Das heißt... ich bin tot?" fragte ich.
Sie sah mich einen moment lang an.
"Nein.", kam es dann klar und deutlich von ihr. "Nein, du lebst.".
Eine Welle, oder besser gesagt ein Tsunami, an Erleichterung, breitete sich in mir aus.
"Aber... warum kann ich dann mit einer toten reden?" wollte ich wissen.
"Wir sind gerade in deinem Traum, süße." klärte sie mich auf und wickelte eine ihrer Locken um ihren Finger.
Das erklärt mal wieder einiges.
"Ich hab' mich in deinen Traum eingeschliechen um dich vor etwas zu warnen." sagte sie daraufhin ernst.
Ihr Blick durchbohrte mich.
"W-was denn?" fragte ich.
"Ich wollte dich und die anderen Creepypastas vor ihr warnen." meinte sie.
Ihre dunkelgrünen Augen funkelten immer mehr.
"Wer... wer ist 'ihr'?" wollte ich wissen.
"Meine Halbschwester, Luana. Sie hat einst das Leben der Creepypastas gefährdert und bald wird sie es wieder tuen. Sie hat die Creepypastas nicht nur gefährdet, sondern auch, eine von ihnen getötet. Mich.", bei jedem Wort das sie sprach, wurde sie lauter.
"Sie ist keine von uns. Sie ist ein Engel. Aber ein dunkler Engel. Sie beherrscht dunkle Kraft, die niemand anderes besitzen kann. Lang ist es her als wir sie zusammen besiegt haben, aber sie wird wieder kommen. Und sie wird dafür sorgen, dass ihr sterben werdet.", schrie sie förmlich.
Der Himmel schaltete von blau auf grau. Schwarze Wolken bahnten sich ihren Weg vor die Sonne.
"Ich weiß, du willst nicht mit ihnen arbeiten. Ich weiß, dass du sie hasst. Aber, bitte. Es geht nicht nur um ihre Leben, sondern auch um deines, Kathrin. Denn du gehörst zu ihnen, ob du es willst oder nicht. Die Creepypastas brauchen dich und du brauchst sie. Glaub mir..." ihre Stimme versagte.
Es fing an zu gewittern.
Platzregen.
Maras giftgrüne Augen klappten nach hinten und sie klappte zusammen.
Mit einem lauten Krachen fiel sie zu Boden.
"Mara!" schrie ich entsetzt und kniete neben ihr nieder.
Ich musste ihr helfen.
Panisch suchte ich ihre Hand, als ich merkte, dass Mara nicht mehr da war. Auf dem Gras lagen nur noch ihre abgetragenen Klamotten.
"Mara!" kreischte ich erneut.
Der Regen peitschte mir ins Gesicht.
Ich hob' ihren Hoodie und ihren Rock auf, als ich unter ihnen etwas entdeckte.
Es war ihr Dolch.
Ich bückte mich hinunter und wollte ihn aufheben, aber sobald ich ihn berührte, wurde ich weggeschleudert.
Alles wurde schwarz.

Schweratmend und von meinem eigenen Schweiß durchnässt verkrampfte ich mich unter der Decke.
Tränen rollten meine Wangen entlang.
Das war mit abstand der schlimmste, angsteinflößendste, grausamste und vorallem interessanteste Traum meines Lebens.
Ich sah mich im Zimmer um, konnte jedoch nichts erkennen, da es stockdunkel war.

Let's drown together. (Ben Drowned Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt