Teil15~

992 84 12
                                    


Wir verließen das Zimmer.
Das kleine Mädchen kam mir bekannt vor.
Ich hatte sie hier schonmal irgendwo gesehen.
Wir gingen an den Türen der anderen Creepypastas vorbei, und stiegen dann eine steile Wendeltreppe herunter.
Anschließend standen wir vor der Küche.
Die anderen Creepypastas saßen schon am Tisch und warteten, auf ihr Essen.
Schüchtern betrat ich das Zimmer.
Drei Stühle waren am Tisch noch frei.
Ich wollte nicht komisch wirken, deswegen setzte ich mich einfach, ohne gründlich darüber nachzudenken, an den erstbesten freien Stuhl, und saß nun zwischen Ben und dem Jungen mit der blauen Maske. Ich hatte seinen Namen vergessen.
Am Tisch herrschte nun Totenstille.
Ich musterte die einzelnen Personen.
Manche von ihnen waren mir komplett unbekannt.
Von manchen anderen wusste ich sogar die Namen.
Nach 3 Minuten, die sich für mich eher wie 'ne Stunde angefühlt hatten, kam Slender mit unzähligen Tellern an den Tisch.
Ich sah mir das Gericht, dass er vor mich absetzte, skeptisch an.
Zu Abend gab es hier also einen, in Blut getunkten, Fleischklumpen.
Angeekelt hob' ich die Gabel, die neben meinem Teller lag, auf.
Zittrig führte ich sie mir in den Mund.
Eine Weile lang kaute ich auf dem mildewarmen Fleischstück herum und schluckte es dann herunter.
Es war zwar nicht das beste vom besten, aber ich hatte keine andere Wahl.
Seid Tagen hatte ich nichts mehr gegessen.
Ich würde hier noch an Hunger umkommen.
"Schmeckt's?" fragte Jeff, der mir gegenüber saß.
Ich wartete eine Weile bis ich antwortete.
"Geht." gab ich nur von mir.
Ich aß ein weiteres Stück und sah hinüber zu dem blau-maskierten, der genüsslich eine Menschenniere verzerrte.
Ich presste meine Lippen aneinander um nicht würgen zu müssen.
Wortlos wand ich mich wieder meinem eigenen Essen zu, und versuchte nichts übrigzulassen.
Wer weiß, wann mir wieder jemand etwas servieren würde.
Die anderen wurden etwas früher als ich fertig, weswegen ich mich etwas beeilte.
Als ich dann auch endlich fertig war, nahm Slenderman die Teller und stellte sie wieder in die Küche zurück.
Dann kam er zurück an den Tisch.
Ben war schon aufgestanden, doch Slender bat ihn, sich wieder hinzusetzen.
"Nun. Vielleicht ist dem ein oder anderen aufgefallen, das diesmal eine Person mehr am Tisch sitzt.", bagann Slender.
"Neee. Echt?" meinte Jeff ironisch.
Slenderman funkelte ihn böse an.
"Diese Person, wird ersteinmal bei uns bleiben." fuhr Slenderman fort.
"'Ersteinmal'?", Jeff entfuhr ein Lachen. "So wie ich dich kenne, Slendy, wird sie wohl für immer hier bleiben."
"Wie ihr vielleicht erkennt, ist Kathrin ein Xerodynamous." machte Slenderman weiter, ohne auf Jeffs Kommentar zu achten.
"Das ist ja auch so leicht zu übersehen." murmelte Jeff erneut dazwischen.
Aber Slenderman ignorierte ihn immer noch. Er hielt seine Rede einfach weiter: "Da sie uns, denk' ich mal, noch nicht so gut kennt, dachte ich mir, wir machen einfach eine kleine Vostellungsrunde."
"Bin ich hier im Kindergarten oder was?" fauchte Jeff ungeduldig.
Slenderman beachtete ihn weiterhin nicht und deutete, einem schwarz-weiß gekleideten Clown, anzufangen.
"Ich bin Jack. Laughing Jack." sagte er in einer piepsenden Stimme. Er streckte mir eine Hand entgegen. Sie war gefüllt mit Bonbons.
"Ich würde keinen nehmen." kam es schnell von dem neben mir sitzendem.
"Warum nicht?" fragte ich misstrauisch.
Der blau-maskierte zuckte nur mit den Schultern.
Ich verdrehte die Augen und nahm einen der Bonbons.
Langsam öffnete ich die pinke Verpackung und betrachtete den rosafarbenen Bonbon in meiner Hand.
Kurzerhand steckte ich ihn mir in den Mund.
Alle anderen am Tisch sahen mich geschockt an.
Laughing Jack grinste nur.
Ich behielt den Bonbon ein paar Sekunden im Mund und spürte schon, wie er sich langsam und prickelnd auf meiner Zunge auflöste.
"Und?" fragte ein gelb gekleideter, maskierter Typ.
"Schmeckt nach Erdbeere." sagte ich emotionslos und wartete, bis der nächste sich mir vorstellte.
Die anderen am Tisch schienen immer noch verblüfft.
"Ich heiße ebenfalls Jack. Eyeless Jack." sagte der neben mir sitzende.
Ach ja, stimmt.
"Ben." kam es nur von dem Linktypen. Er schien heute etwas gestresst und irgendwie auch abwesend.
"Ich glaub' deinen Namen hat sie mittlerweile gelernt." plapperte Jeff wieder dazwischen.
"Warum gehst du uns Heute allen auf die Nerven, Jeff?!" knurrte Slender als er Bens Augenrollen bemerkte.
"Heute? Er geht uns immer auf die Nerven." scherzte ein leichenblasses Mädchen, mit komplett schwarzen Augen.
"Ich will hier endlich verschwinden." quengelte Jeff.
"Pech gehabt. Du haust hier jetzt nicht ab." entgegnete Slender.
Jeff seufzte kläglich.
Nun war das blasse Mädchen von gerade eben dran.
"Ich bin Jane." sagte sie und streckte mir freundlich ihre Hand entgegen.
Ich schüttelte sie und ein anderes Mädchen, das dicht bei Jane saß, stellte sich mir vor.
"Ich bin Nina the Killer." meinte sie lieb.
"Und wir sind weder verwandt, noch ein Paar, nur weil unsere Namen beide mit 'the Killer' enden." stieß Jeff hervor.
"Das hat ja auch niemand behauptet." rief ich.
"Ich heiße Masky...", stellte sich der Typ mit der weißen Maske und der gelben Jacke vor "... und das ist mein Kumpel Hoody."
Der junge Mann der neben ihm saß, schaute mich verlegen an.
Ich lächelte ihm nur zu.
Wenn andere schüchtern wurden, wusste ich selber nicht so genau was ich machen sollte.
Dann lächelte ich die Person immer nur ausdruckslos an und schwieg.
"Hey, Kathrin. Hey, hey, hey, Kathrin. Ich bin Toby." sang der nächste mir schon förmlich zu.
Ich musterte die blutige Axt die er in seiner rechten Hand hielt.
"Was hast'n du da im Gesicht?" fragte ich frech.
"Ein... Maulkorb?!" sagte er, als wäre es das natürlichste der Welt.
"Wie kannst du bitte damit reden?" wollte ich wissen.
"Siehst du doch." meinte er nur.
Jetzt richteten sich alle Augen auf Jeff.
Dieser blieb still.
"Was?" fragte er dann nach ein paar Minuten, als er unsere Blicke bemerkte.
"Du bist an der Reihe." sagte Slenderman zu ihm.
"Kathrin weiß wie ich heiße. Stimmt's, Kathrin?" er schaute mich erwartungsvoll an.
Ich nickte.
Slenderman öffnete seinen nicht vorhandenen Mund.
"Meinen Namen weißt du ja bereits auch schon. Das ist Sally.", er zeigte auf das kleine Mädchen, dass mich hierhin geführt hatte. Sie hatte wieder ihren angeknabberten Teddy in der Hand und grinste mich hysterisch an. "Da du uns jetzt alle kennst, kannst du nun zurück in dein Zimmer gehen." erzählte Slenderman.
Augenblicklich standen alle vom Tisch auf. Auch ich.
Wir gingen alle zusammen die Treppen hoch.
Allerlei Stimmen hallten durch den Gang.
Einige quatschten, rissen unlustige Witze, redeten über jeden möglichen Kram.
Nur Ben und ich schwiegen.
Er schaute den ganzen Weg über bedrückt zu Boden.
Ich wollte unbedingt wissen, warum er so traurig war.
War es etwa wegen mir?
Sollte ich ihn fragen?
Lieber nicht.
Ehe ich mich versah stand ich vor meiner, oder eher Maras, Zimmertür.
Unbegeistert drückte ich den Türhenkel herunter und betrat das Zimmer.
Ich setzte mich auf Maras Bett und bohrte mit meinem Blick, Löcher in den Boden.
Es war nur ein leises 'Tick, Tack, Tick, Tack' zu vernehmen.
Ich schaute mich um woher es kam, und erblickte über der Tür, eine runde Uhr.
Die war mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen.
21:00 Uhr zeigte sie an.
Eigentlich war dass, die perfekte Zeit um schlafen zu gehen (Höhö. Wortspiel. xD).
Ich kuschelte mich im Bett ein und sah hinauf, auf die Decke.
Diese starrte nur leer zurück.
Ich presste meine Augenlieder zusammen und wartete, bis ich eingedöst war.

Let's drown together. (Ben Drowned Lovestory)Where stories live. Discover now