Wer ist Atana?

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Naruto starrte vom Baum aus fassungslos auf das Geschehen vor sich. Er war sich sicher gewesen, dass Sasuke und Itachi die einzigen Überlebenden des Uchiha-Clans waren. Doch jetzt, wo er Itachi ansah, erkannte er auch gewisse äußerliche Ähnlichkeiten mit Atana. Das dunkle Haar, die dunklen Augen, helle Haut. Und natürlich das Wappen auf dem Rücken von Atana, ein gebrandmarktes Zeichen für jeden, der es sehen konnte. Naruto musste etwas tun. Der Ninja vor ihm hat um sein Leben gekämpft, er hatte sein Team durchgängig beschützt. Atana ist kein richtiger Uchiha. Er war nicht böse, nicht störrisch und auch nicht verbissen nach Rache, so wie Sasuke. Ein Name machte noch lange keine Identität aus! Er respektierte Atana und Atana respektierte ihn. In seiner Nähe hatte sich Naruto immer wohl gefühlt, obwohl sie sich kaum kannten. Fühlt man sich so, wenn man einen Bruder hatte? Naja, bei Sasuke und Itachi schien es definitiv anders zu sein...
Der Blonde Ninja sprang aus dem Baum auf die Straße, stellte sich vor Atana und sah über ihn hinweg auf den großen Bruder des Jungen, den Naruto so sehr liebte. Und dennoch stellte er sich ihm entgegen, wagemutig, denn Atana zischte:
»Naruto, nein! Hau ab!«

Kakashi drückte derweil seiner jungen Schülerin die Schriftrolle in die Hand, hielt seinen von der Explosion verletzten Arm und flüsterte:
»Sakura, du gehst sofort nach Konohagakure zurück. Sofort!«
»Nein,« hauchte sie und weinte bitterlich, »ich kann euch nicht im Stich lassen! Eine Truppe geht immer geschlossen zurück, das haben Sie gesagt!«
Der Sensei nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände, sah sie so aufmunternd an wie er nur konnte und flüsterte:
»Sakura, nicht weinen. Nicht weinen! Es wird alles gut. Ich hole Naruto und Atana da raus, das verspreche ich dir. Aber du musst die Mission beenden. Du musst unsere Heldin sein! Alles liegt jetzt in deinen Händen, Sakura Haruno! Geh, das ist ein Befehl!«
Die Kunoichi ließ sich schwer überzeugen, griff jedoch nach der Schriftrolle und machte sich klammheimlich auf den Weg zurück nach Konohagakure. Sie hatte wahnsinnige Angst allein zu gehen, doch sie musste diese Mission zuende bringen. Glücklicherweise war Itachi so mit Atana beschäftigt, dass er dies nicht bemerkte.

Kakashi sprang ebenfalls auf die Straße, vorerst hinter Naruto. Atana bewegte sich kaum noch, atmete nur schwer und schaffte es gerade noch fokussiert zu bleiben. Ihm ging allmählich die Energie aus. Naruto blickte Itachi direkt in die Augen und rief:
»Atana ist keiner aus eurem Clan! Er ist nicht so wie ihr! Sasuke und du, ihr seid beide gleich verrückt durch euren Hass, aber Atana-«
»Ist es nicht?« fragte Itachi rhetorisch. »Vielleicht ist er nicht verstrahlt vor Hass, aber definitiv verstrahlt vor Angst.«
Naruto verstand diese Aussage nicht, doch Kakashi tat es. Am liebsten würde er Naruto dazu bringen den Mund zu halten, doch er war selbst wie gelähmt durch den Angriff und die Tränen in den Augen seines ehemaligen Schülers.

»Ich hab Angst nach Hause zu gehen. Dieses Gefühl habe ich ständig. Nach und nach gewöhnt man sich daran, doch das macht es nicht besser. Ich bin halt ein Feigling.« brummte Atana und ignorierte Kakashis Sorge über diese Worte. Der Jonin traute sich nicht etwas darauf zu antworten. Jedes Wort von ihm könnte ein Fehler sein, denn er wusste, wie sehr Atana in seinem Clan litt. Der junge Uchiha sah in den Himmel und meinte:
»Vielleicht komme ich irgendwann nach Hause und habe keine Angst mehr. Dann kann ich vielleicht ignorieren, dass sie mich alle hassen. Was lange währt wird endlich gut, oder nicht?«

Bevor sich einer von beiden gegen Itachi auflehnen konnte fragte Atana für seine Position viel zu gelassen:
»Seit wann hasst du mich so, Itachi?«
»Ich hasse dich nicht.« antwortete Itachi ehrlich. »Im Gegenteil: Ich bin dir dankbar. Und ich möchte dich auch nicht töten, weil du eine Missgeburt bist. Aber das ist dir ja auch klar. Du machst zu viel Ärger auf dieser Welt, mit deiner Kampfart. Du störst den Frieden. Und deine Angst vor meinem Sharingan macht das nicht besser.«

Naruto sah geschockt in das Gesicht des Nukenin, welches er würdig in die Luft erhoben hatte, auch wenn er fast weinte. Atana Uchiha war also ein Uchiha, welcher, warum auch immer, das Sharingan fürchtete. Deshalb kämpfte er mit verschlossen Augen und kontrollierte sein Chakra wie ein Verrückter. Er verdeckte seine Identität als Uchiha. Plötzlich ergab sein Handeln Sinn. Kakashi griff langsam an Narutos Schulter und zog ihn hinter sich. Beide, Schüler und Lehrer, waren sehr nervös.
»Du bist mein Babysitter gewesen. Mein bester Freund aus der Kindheit. Von dir habe ich gelernt, dass man nie nur für sich selbst das richtige tun muss. Und du hast von mir alles über das Sharingan gelernt. Ich habe dich aus dem schwarzen Raum gerettet, weißt du noch?« flüsterte Itachi kaum hörbar. »Ich will dich nicht töten, aber ich muss. Für den Frieden bist du eine Gefahr. Für die Akatsuki bist du eine Gefahr.«

Blindfight - Ein Ninja kehrt zurück || Naruto FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt