Zweitausend Taktiken

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Bis zum Tag des Kampfes war Atana nervös und vermisste Kakashi schrecklich, doch er konnte seinem Freund nicht ständig seine Zeit stehlen, auch wenn es Kakashi ähnlich erging. Dieser steckte zwischen seinen Aufträgen immer seine Nase in das neue Buch, welches er sich gekauft hatte und überbrückte so schließlich zwei ganze Wochen, in denen Atana sich genügend auskurierte. Kakashi hoffte inständig, dass der Chunin das auch wirklich tat, denn Tsunade erklärte ihm ein paar Tage vor dem Kampf, dass sie dabei sein und sich im Hintergrund aufhalten würde. Der Jonin beschloss Atana nicht darüber zu informieren, weil er die Art von Nervosität vermeiden wollte. Er würde den Chunin zwar nicht vor Tsunade gewinnen lassen, denn auch er hatte einen Ruf zu bewahren, aber ein wenig Rücksicht nehmen würde er schon. Schließlich kannte er seine Kraft und sein Talent, sowie das seines Gegners.

Atana stellte sich derweil auf einen Kampf ein, bei dem es keine Grenzen geben sollte. Sein Plan war es Kakashis Psyche anzugreifen, denn das war seine einzige Schwachstelle. Technisch konnte der Chunin kaum etwas gegen ihn ausrichten, da er jedes Jutsu mit Leichtigkeit kopierte. Ihm blieben nur schwierige Jutsus ohne Fingerzeichen, seine Jutsus des Dampfes und Taijutsu. Mit ein paar Genjutsus musste er es also schaffen Kakashis Psyche anzugreifen. Die Erkenntnis, dass er die Gefühle des Jonin auch beliebig verändern konnte, wollte er im Notfall geschickt nutzten. Dafür brauchte er nur nah genug an Kakashi heran kommen. Er fragte sich, wie weit er bei diesem Kampf gehen durfte. Das Jutsu der Höllenqualen würde er niemals gegen einen Freund anwenden, auch wenn es sein Gegner war. Ob Kakashi das mit seinem Chidori auch so sah, oder würde er ihn damit angreifen? Er bezweifelte das, denn der Jonin weigerte sich vehement dieses Ninjutsu gegen einen Freund einzusetzen, seitdem Rin das zeitliche gesegnet hatte.

Am Freitag, als die Sonne schon sehr tief am Himmel stand, hörte Atana seine Haustür aufgehen. Er strich sich das tropfnasse Haar zurecht und Band sich schnell ein Handtuch um die Hüften. Er war gerade aus der Dusche gekommen und hatte seine Wunde am Bauch mit einem einfachen Pflaster überklebt, denn die Verletzung war mittlerweile weder schmerzhaft noch hinderlich. Die Haustür öffnete sich erst einen Spalt breit, dann hörte er ein leises Klopfen.
»Atana, kann ich reinkommen?«
»Äh...« antwortete der Angesprochene nervös und verschränkte schnell die Arme vor der Brust, um sich vor Kakashi nicht nackter zu fühlen als er ohnehin schon war. Kakashi trat ein, ohne auf die Antwort seines ehemaligen Schülers zu hören.
»Hi. Ich wollte dir nur sagen, dass...«
Er stoppte, als er Atana vor sich sah. Der Oberkörper des jungen Mannes glänzte durch die Wasserperlen, unter denen sich im Brustraum unzählige kleine, helle Punkte befanden: Narben. Kakashi wusste genau woher sie kamen und der Anblick des Jüngeren raubte ihm für einen Moment die Sprache. Er sah so verdammt gut aus.

»Starr mich nicht so an!« rief Atana gereizt und kehrte dem Jonin mit roten Wangen den Rücken zu. Kakashi wusste genau, dass sich seine Wut nicht auf seine Unverschämtheit bezog, sondern darauf, dass ihm diese Punkte äußerst unangenehm waren. Er trat einen Schritt näher an Atana heran und sprach zu dem trainierten Rücken:
»Es tut mir leid. Du siehst einfach gut aus.«
Atana lachte verbittert. Er hasste es wenn jemand seine Narben anstarrte. Generell mochte er es nicht, wenn jemand sie sah, weshalb er auch immer die Bandagen darüber trug.
»Lügner. Was willst du?«
»Lass uns vor Sonnenuntergang anfangen. Wir treffen uns dann dort. Bist du bereit?« fragte Kakashi höflich, denn er wollte keinen Streit provozieren. Atana drehte sich wieder zu ihm um und sagte:
»Ich bin bereit. Versuch bitte pünktlich zu kommen, auch wenn das nicht wirklich deine Stärke ist.«
Kakashi vergrub seine Hände in den Taschen und zuckte lächelnd mit den Schultern.

Sein zukünftiger Gegner fragte ihn durchaus ernst:
»Wie weit können wir gehen?«
Zuerst wollte Kakashi fragen, was der Chunin damit meinte, doch er verstand seine Intention sehr schnell.
»Wir sollten uns gegenseitig nicht umbringen, das wäre schlecht. Deswegen sollten wir uns ein Ziel setzen.«
»Ein Ziel?« wiederholte Atana misstrauisch.
»Ja,« antwortete Kakashi, »ein Ziel. Wir könnten versuchen das Stirnband dem jeweils anderen abzunehmen.«
»Langweilig. Ich wäre dafür ich klaue dir stattdessen deine Maske.« feixte der Chunin frech und grinste. Kakashi blickte genauso gelangweilt drein wie er es sonst auch tat und sprang nicht auf den Zug auf, so wie es im ersten Moment schien.
»Meinetwegen.« sagte er dann und ließ Atana erstaunt zurück. Diese Antwort kam unerwartet für ihn.
»Du denkst, ich würde sie eh nicht kriegen. Schätzt du mich so schwach ein?«
»Nicht schwach, aber schwächer als ich.« antwortete Kakashi ehrlich. Sein Gegner stieß einen empörten Laut aus, lächelte dann aber. Er würde dem Jonin schon zeigen, dass er ihn maßlos unterschätzte, wenn nötig mit Gewalt.

Blindfight - Ein Ninja kehrt zurück || Naruto FFWhere stories live. Discover now