Das Jutsu der wärmenden Seele

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Kakashi war fasziniert von dem Haus und bewunderte einige Sekunden lang die hellen Fassaden und lichten Fenster. Er könnte sich das vielleicht auch leisten, mit seinen vielen A- und S-Missionen, doch in einem so großen Haus würde er sich nur noch einsamer fühlen als ohnehin schon. Atana löste sich vorsichtig von seiner Stütze, humpelte zu einer Komode und nahm den Zweitschlüssel in die Hand. Er überlegte nicht lange und warf ihn direkt in Kakashis Richtung, der den schrägen Wurf mühelos abfing und den Schlüssel direkt in seiner Hosentasche verstaute. Sie brauchten beide keine Worte um zu verstehen, dass Atana Kakashi sein Heim anvertraute, zuallererst für den Notfall, doch im Endeffekt auch in der Hoffnung, dass der Jonin ihn vielleicht mehrmals besuchen käme und keine spezielle Einladung dafür bräuchte.

»Sag mir jetzt nicht, dass du die Treppen hoch musst.« brummte Kakashi ein wenig ängstlich, doch Atana schüttelte den Kopf. Er nahm seine Stütze wieder an und führte den Jonin zu sich ins kleine Schlafzimmer, wo er sich zuerst auf dem Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch nieder ließ und dort in den Spiegel sah. Seine schwarzen Wellen waren wirr und zerzaust, seine Bandagen den Händen verschmutzt und er hatte am Kinn eine blutende Platzwunde. Seine nagelneue Weste war weitestgehend normal geblieben, sie hatte nur hier und da unscheinbare Grasflecken vorzuweisen. Durch den Spiegel konnte Atana direkt in das Auge seines Freundes sehen. Er mochte den Blick, den er ihm schenkte. Er war so liebevoll und nicht gleichgültig, wie er es erwartet hätte. Der Jonin verschränkte die Arme vor seiner Brust und fragte leise:
»Kommst du zurecht?«
»Klar.« antwortete Atana und stand langsam vom Stuhl auf, um sich für ein paar Stunden ins Bett zu legen. Er musste seine Kräfte sammeln bevor er duschen ging, ansonsten könnte das lange stehen sehr schwierig werden.

Als der Chunin endlich lag gesellte sich Kakashi zu ihm aufs Bett und meinte ein wenig belustigt:
»Ich glaube es wird Zeit für mein Geheimstes aller geheimen Jutsus.«
»Komm mir bloß nicht mit diesem Quatsch.« brummte Atana nicht sehr angetan und Kakashi kommentierte die Aussage mit einem genervten Blick.
»Warte doch erstmal ab. Ich habe es schonmal bei dir angewandt, aber ich glaube da hat es nicht so funktioniert wie es sollte. Lass es mich dir einfach demonstrieren.«
Durch die Erklärung erlangte er Atanas volle Aufmerksamkeit. Welches Jutsu meinte er bloß? Wie konnte er es nicht bemerkt haben? Die wachen Augen des Jüngeren begannen vor Neugierde zu leuchten.
»Bereit?« fragte Kakashi und wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern begann direkt das vermeintliche Jutsu auszuführen.
Noch bevor Atana eine Nervosität gegenüber des Jutsus entwickeln konnte lagen die Lippen des Jonin auch schon liebevoll auf seinen.

Es erfüllte seinen Zweck, denn durch diesen federleichten Kuss schien seine Seele sich von innen zu erwärmen und breitete sich kribbelnd in seinem gesamten Körper aus. Atana schloss die Augen und konzentrierte sich auf dieses Gefühl, diese heilende Wärme in seinen Blutbahnen. Als Kakashi sich langsam von ihm löste fragte Atana erstaunt:
»Wie heißt dieses Jutsu? Ist das ein Genjutsu?«
Ziemlich belustigt strich Kakashi ihm über die Wange und wartete auf die Erkenntnis seines Gegenübers, dass die Wärme einzig und allein von dem Gefühl des Verliebt-seins stammte, das Kakashi gegenüber durch den Kuss angeregt wurde.
»Du bist so intelligent und gleichzeitig ziemlich dämlich. Das mag ich so an dir.« sagte Kakashi und lächelte, bevor er seine Maske wieder über sein Gesicht zog.

Atana wusste nicht, was der Jonin damit meinte, doch sein Satz zauberte einen rötlichen Schimmer auf seine Wangen. Wie hatte er es geschafft ihn so beeinflussen zu können? Nachdem er den Ninja mit den weißen Haaren eine lange Zeit nur angesehen hatte erkannte er, dass das Jutsu nicht wirklich existierte, sondern eher ein kleiner Spaß gewesen war. Das Gefühl, welches sich in seiner Brust verbreitet hatte, war schließlich nur eine Reaktion seines Körpers auf den Kuss gewesen. Ein Lächeln zierte die Lippen des Jüngeren und auch Kakashi verstand, dass er endlich dahinter gekommen war.
»Du bist komisch.«
Kakashi hatte diese Reaktion nicht erwartet, er dachte eigentlich, dass Atana ihm mit knallrotem Kopf um den Hals fallen und ihm seine Liebe gestehen würde, so wie es in den Büchern des ›Flirtparadies‹ immer war. Doch im echten Leben schien das nicht so einfach zu sein.

Blindfight - Ein Ninja kehrt zurück || Naruto FFWhere stories live. Discover now