Nadelstiche

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Triggerwarnung

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Er hatte keine Ahnung welcher Tag es war oder wie viel Uhr es gerade war. Kein Sonnenlicht drang in den dunklen Kellerraum, der mit schwarzen Matten ausgekleidet war. Atana spürte die ledernen Riemen an seinen Handgelenken und wartete nur darauf, dass er endlich starb. Er hatte bislang nicht geschlafen, gegessen oder getrunken. Sein Kopf schmerzte unangenehm, doch das war nichts im Vergleich zu den tausenden Nadeln, die bis vor ein paar Stunden noch systematisch in ihn gestochen wurden.

Er wünschte, er wäre etwas älter. Dann wäre er vielleicht stärker und könnte sich gegen seinen Vater wehren. Doch er war schwach, schwach und einsam. Seine Mama würde ihm bestimmt helfen, wenn sie hier wäre. Er hatte aufgegeben nach ihr zu schreien. Sie würde ihn sowieso nicht hören, denn seine Stimme war vom vielen Kreischen heiser und kaum hörbar. Irgendwann würde er hier herauskommen, tot oder lebendig. Das war ihm egal. Er musste bloß warten, bis es soweit war. Vielleicht vermisste ihn ja jemand, wenn er ging. Itachi vielleicht. Oder Izumi, die ihm immer so leckere Kekse gebacken hatte. Dann würden sie zu seiner Beerdigung kommen und sich an seine Zeit erinnern.

Plötzlich hörte Atana die Tür aufgehen. Augenblicklich schlug sein Herz so schnell, dass er fast in Ohnmacht fiel. Er hörte die schweren Schritte seines Vaters, welche wie ein Tiger um ihn herum schritten. Atana konnte seinen Kopf nicht bewegen, um zu sehen, was er vorhatte. Bei dem Gedanken an die vielen Nadeln begann er wieder zu weinen. Das Betteln und Flehen gab er auf. Es hatte sowieso keinen Zweck.
»Schon Fortschritte?«
Atana antwortete nicht. Er übte leichten Druck gegen die Fesseln aus, als sein Vater mit seiner Hand über seinen Kopf strich. Früher war er der liebste Mensch gewesen, den er kannte. Doch in dem Mann, der ihm gezeugt hatte, schlummerte ein Monster.

»Ich werde es heute mit einem Jutsu versuchen. Körperlicher Schmerz scheint nicht effektiv zu sein.« überlegte der Mann laut und legte seine Hände auf die Brust des kleinen Jungen. Atana erkannte panisch einen lilanen Schein, der den Raum erhellte, bevor sein Vater klar und deutlich sagte:
»Ninjutsu: Jutsu der Seelenqualen!«
Zuerst durchzuckte Atana nur ein kleines Zwirbeln, doch dann erlitt er höllische Qualen.

Er schrie trotz seiner gereizten Kehle und krallte sich tief in den Holztisch unter ihm. Er sah Tode und schreckliche Szenarien, spürte an seinem Körper Verletzungen, die gar nicht existierten. Atana weinte und versuchte sich zu befreien, doch die Fesseln gaben einfach nicht nach. Er wünschte sich so sehr, dass dies alles endlich endetr. Er wollte nichts lieber als sterben. Es war ein richtiger Wunsch geworden. Sein innerster, sehnlichster Wunsch. Irgendwer möge die Qualen beenden, irgendwie musste er dem schwarzen Raum doch entfliehen können. Er flehte sein eigenes Ich an das Sharingan endlich in seine Augen zu lassen. Noch während seine Fingernägel durch die Splitter am Tisch blutig über das Eichenholz glitten, verlor der dreizehnjährige Junge das Bewusstsein.

Sein Vater war immernoch bei ihm, als er es wiedererlangte. Er spürte stechende Schmerzen in seiner Hand und seiner Brust, das hieß, das die Nadeln wieder in ihm steckten. Atana wimmerte wieder leise vor sich hin. Was er gesehen hatte, raubte ihm den Verstand. Es fühlte sich an, als würde er nie wieder Glück spüren können.
»Wenn du mich hasst, warum tötest du mich nicht einfach?«

Das war der erste Satz seit vielen Tagen, den der Vater von seinem Sohn hörte. Liebevoll strich er Atana durch das wellige Haar und antwortete:
»Ich hasse dich nicht. Ich liebe dich, ich bin dein Vater. Und genau deswegen muss ich dein Sharingan erwecken, Atana. Ich möchte, dass du in dieser Familie respektiert wirst.«
Atana verstand diese Aussage überhaupt nicht. Seine zitternde Stimme fasste er ein letztes Mal zusammen, doch er konnte seinen Ärger  nurnoch in die kühle Luft hauchen.
»Fass mich nicht an. Du bist nicht mein Vater.«
Das Lachen, welches daraufhin durch den Raum schallte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Der Mann zog quälend langsam die Nadeln aus Atanas Fingerkuppen. Der Schmerz war unerträglich, das wusste er, denn in den Fingerkuppen befanden sich die Nervenenden in einem Bündel. Der kleinste Reiz löste schon die heftigste Reaktion aus.

Blindfight - Ein Ninja kehrt zurück || Naruto FFWhere stories live. Discover now