Kapitel 67

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Mia

„WINCENT!!!!" schrie ich mal wieder seinen Namen. Der Aufschrei seiner Fans ging mir ebenso durch alle Knochen. Es dauerte gefühlte Stunden, bis alle realisiert hatten was passiert war. „Konzert abbrechen! Platz räumen!" hörte ich Amelies hektische Worte noch, bevor ich einfach auf die Bühne rannte. Das Licht war bereits gelöscht und die Band schirmte Wincent von den Blicken der Fans ab. „Mia warte!!" hörte ich Mani der mich sofort zu sich zog. „Warum tut ihr nichts! Wieso steht ihr nur da und macht nichts!!!!" schrie ich und versuchte mich aus Manis kräftigem Griff zu lösen. „Wir sollten ihn so wenig wie möglich bewegen, versteh das doch! Wincent ist von ziemlich hoch oben runtergefallen. Er könnte sich sonst was gebrochen haben." sagte Mani und das versetzte mich in noch grössere Angst. Die  anwesenden Sanitäter kamen bereits angerannt und nur wenige Minuten später kam auch ein Notarzt zu uns. Mittlerweile hatte ich aufgehört mich gegen Mani zu wehren und stand einfach nur da und sah zu Wincent wie er noch immer bewusstlos da lag, während um ihn herum alles dafür getan wurde, das er wieder aufwachte. Dass der Platz innert Minuten geräumt war, hatte ich nicht mal mitbekommen. Meine Augen waren nur auf Wincent gerichtet und die Tränen rollten mir über die Wangen. Ich sah dem Notarzt zu wie er Wincent ansprach, dieser aber meiner Meinung nach keinerlei Lebenszeichen von sich gab. „Wincent wach auf..." wimmerte ich immer wieder leise und vergrub mein Gesicht an Mani's Brust, welcher mich festhielt und sanft über den Arm strich. Ich weinte und ich hatte schreckliche Angst um meinen Freund. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich dann Manis Worte: „Er ist wieder bei Bewusstsein." Sofort sah ich zum Geschehen und sah, wie sie Wincent eine Halskrause anlegten. Der Arzt redete mit ihm und nickte dann leicht. Dann sah er sich um und sagte: „Ist Mia hier? Herr Weiss will Mia sehen." sagte der Notarzt und ich löste mich sofort von Mani und ging zu Wincent und kniete mich zu ihm.

„Es tut mir leid." murmelte Wincent leise und ich verstand ihn kaum. Durch die Halskrause konnte er kaum reden. „Scchht.. Schatz nicht reden." sagte ich leise und berührte ihn vorsichtig an der Hand. Ich spürte wie er kraftlos die Finger um meine schloss und immer wieder die Augen schloss. Während ich mit ihm redete, ihn ansah und einfach nur weinte, legten sie ihm einen Zugang für die Infusion. „Herr Weiss haben sie irgendwelche Drogen genommen?" fragte ihn der Notarzt. „Nein." sagte er und der Arzt nickte. „Medikamente?", „Auch nicht." murmelte Wincent nach kurzem zögern. „Gut." sagte der Arzt und ich sah Wincent wieder an. „Doch Schatz. Gestern. Du hast gesagt du hattest Kopfschmerzen und hast was genommen." redete ich dazwischen und sah wie Wincent seine Augen schloss. „Können sie mir den Namen sagen?" fragte der Arzt doch Wincent blieb stumm. „Herr Weiss?" sprach er ihn wieder an und er öffnete langsam wieder seine Augen. Wincent sah zu mir, dann zum Arzt. Jedoch sagte er immer noch nichts. „Mia.." sagte Wincent dann leise und ich rutschte vorsichtig näher zu ihm. „Ich bin hier." flüsterte ich und immer wieder rollten mir Tränen über die Wangen. „Es tut mir so leid." sagte Wincent wieder leise." Was denn?" sagte ich, doch Wincents Augen wanderten wieder zum Arzt und er nannte den Namen der Tabletten. Dieser stutzte und sah Wincent genau an. „Das sind aber keine Schmerztabletten...." sagte er und verwirrt sah ich ihn an. Doch ich kam nicht dazu zufragen, denn auf einmal begann Wincent zuzittern und verkrampfte sich immer wieder. Seine Augen waren geschlossen und die Bewegungen die er machte schienen unnatürlich und versetzten mich in komplette Panik. „Wincent!!!!" rief ich panisch. Manu kam Mani zur Hilfe, da er sichtlich Mühe hatte, mich von Wincent wegzu ziehen.

Der Notarzt schien nichts zu unternehmen und ich weinte bitterlich und voller Angst. „Warum tun sie nichts!" schluchzte ich und klammerte mich an den beiden Jungs fest. „Bleiben sie ruhig, Mia. Wir machen unsere Arbeit und spritzen ihm ein Medikament. Dann geht es ihm bald besser.." sagte der Notarzt ruhig und zog währenddessen die Spritze mit dem Medikament auf. „Ist bei ihrem Freund Epilepsie bekannt oder gibt es andere Vorerkrankungen?" fragte mich der Arzt dann. „Nein. Er ist eigentlich kerngesund!" schüttelte ich den Kopf. Ich hatte keine Ahnung ob es gut war, dass er ihm dieses Medikament über den Zugang der Infusion spritzte, aber tatsächlich hörte Wincent kurz danach auf zu krampfen und lag einfach wieder nur da. Als der Anfall vorbei war, sah ich wie der Arzt Wincent's Atemwege kontrollierte und ihn immer wieder ansprach. Doch Wincent regte sich wieder nicht mehr und ich hatte das Gefühl eine leichte Hektik zu erkennen. Die Sanitäterin schnitt das Shirt von Wincent auf und platzierte die Elektroden des Monitorings auf seinem Oberkörper. Vorsichtig aber dennoch zackig legten sie Wincent auf die Trage. Sie machten die letzten Sicherheitsvorkehrungen und brachten ihn dann von der Bühne direkt in den Rettungswagen. Ich wollte hinterher, doch als ich mich endlich losreissen konnte und hinter die Bühne rannte, wo sie Wincent rausgebracht hatten, sah ich nur noch wie die Tür des Rettungswagen geschlossen wurde und sie mit blaulicht vom Gelände fuhren.

Ich stand einfach da, völlig alleine und ohne zu wissen in welches Krankenhaus sie mit meinem Freund fuhren. Ich konnte ihn weder noch einmal sehen, noch anfassen oder tschüss sagen. Er wurde einfach weggebracht und ich hatte keine Ahnung ob ich ihn überhaupt wiedersehen würde. „Mia!" hörte ich dann Manu. Ich schreckte zusammen und sah ihn an, doch bevor er bei mir war rannte ich zum Bus und direkt in Wincent's Raum. Da durchsuchte ich seinen Koffer und suchte nach diesen Tabletten, doch ich fand sie einfach nicht mehr. Wieder weinte ich aus Angst um Wincent. Aber aus Angst wurde langsam Wut. Warum hatte er nichts gesagt? Warum sagte er mir nicht, wie scheisse es ihm ging? Warum begann er Tabletten zuschlucken? „Mia..." hörte ich dann wieder Manu und sah zur Tür. Da standen Manu, Mani und Amelie. „Warum habt ihr mir nicht gesagt wie scheisse es Wincent geht?!" schrie ich sie an. „Wieso habt ihr ihn nicht daran gehindert Tabletten zu nehmen?!" machte ich weiter. „Wir wussten es nicht, Mia. Wir hatten keine Ahnung, dass er etwas schluckt." sagte Manu und ich sank einfach auf den Boden und weinte bitterlich. „Ich will ihn nicht verlieren. Was wenn ich ihn zum letzten Mal gesehen habe?! Was wenn er nie wieder zurückkommt?" schluchzte ich und fühlte mich so hilflos. „Sag sowas nicht." hörte ich dann Amelie, sie drückte sich bei den Jungs durch und liess sich neben mich sinken und zog mich fest in ihre Arme. „Wincent ist in guten Händen und wird ins nächste Krankenhaus gefahren. Und wir fahren da jetzt auch hin!" sagte sie bestimmt und stand langsam mit mir auf.

Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, packte ich ein paar Klamotten von Wincent zusammen und ging dann runter. Ich folgte Amelie zum Auto, welches uns ins Krankenhaus fahren würde. Erst schwiegen wir uns nur an, hingen beide unseren Gedanken nach. „Er war schon den ganzen Tag so komisch." sagte ich dann irgendwann leise und Amelie blickte zu mir. „Er sah so müde aus. Wich mir ständig aus, wenn ich ihn fragte ob es ihm gut geht." murmelte ich und Amelie griff nach meiner Hand. „Ich hätte viel früher reagieren sollen. Es war mein Fehler, dass es erst so weit gekommen ist! Ich hatte schon gemerkt, dass Wincent etwas beschäftigte. Aber wenn ich ihn ansprach, wimmelte er mich ab. Ich hätte einfach hartnäckig sein sollen und ihn zum reden zwingen sollen. Aber er wurde immer so schnell sauer, dass ich es irgendwann einfach bleiben liess. Mia es tut mir so leid." sagte Amelie leise und liess ihren Kopf hängen. Ich rutschte auf dem Sitz direkt neben sie und legte meine Arme um sie und hielt Amelie ganz fest. Ich wusste nicht was ich sagen sollte um sie aufzumuntern, also schwieg ich einfach und hoffte, dass sie durch meine Umarmung merkte, dass ich weder böse war noch sie dafür verantwortlich machte.

„Wir sind da." sagte dann der Fahrer und wir stiegen aus. Ich hasste Krankenhäuser. Vor allem wenn ich wusste, dass mein Freund dadrin war. Ich hoffte, das Wincent und ich bald weit weg von Krankenhäusern bleiben konnten. Ich hielt das ganze Drama langsam nicht mehr aus und hoffte, dass auch wir irgendwann mal normal und glücklich zusammenleben konnten.

Wincent Weiss - Ich krieg nicht genug von Dir!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt