Kapitel 2

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Die Schule hatte erst vor einer Woche angefangen, es ist normal, dass man sich erstmal wieder in den Schulalltag einleben muss. Das stimmt zwar, aber die ersten beiden Stunden zu verschlafen, obwohl man es die andere Woche hinbekommen hat, wird wohl kaum ein Lehrer entschuldigen.

Rose hatte so einige Probleme mit dem Schlafen. Rose hatte auch einfach so einige Probleme, aber vor allem welche, die den Schlaf betrafen. Es war auch noch die erste Spanischstunde, die sie verschlafen hatte. Nach der zweiten Spanischstunde dieser Woche, aber für Rose nach der ersten, geht sie auf Mr. T zu und beichtet ihm, dass sie das letzte Mal Spanisch verschlafen hatte.

„Was würden Sie mir raten, wie soll ich das entschuldigen?“

Mr. T schmunzelt. „Dass du mir die Wahrheit sagst, ist etwas riskant meinst du nicht? Wie denke ich denn jetzt von dir?“

„Ich wollte nicht lügen.“, gibt Rose ehrlich von sich. Etwas irritiert von seiner Aussage war sie schon, denn was andere von ihr denken interessiert sie so gar nicht, auch nicht bei ihren Lehrern.

Die blauen Augen des Lehrers weiten sich kurz, die Augenbrauen fahren für einen winzigen Moment nach oben und kurz darauf streicht er sich mit der Hand durch das braune, volle Haar und murmelt leise: „Erstaunlich.“

Fragend schaut sie ihn an. Mr. T fühlt sich ertappt, als er ihr in die grünen Augen sieht und deren fragenden Blick erkennt.

„Dass du die Wahrheit gesagt hast, meine ich“, er lacht kurz nervös auf, vielleicht wollte er gar nicht, dass sie sein Murmeln hört? „Und weil du so ehrlich warst, werde ich dir das entschuldigen, wenn du mir eine von deiner Mutter geschriebene Entschuldigung vorzeigst. Man kann ja nicht wissen, warum du wirklich nicht da warst.“

Rose blinzelt einmal kurz und denkt nach. „Danke, das ist nett, aber mein eigener Fehler, ich hätte nicht verschlafen sollen und ich möchte wirklich nicht lügen.“

Wieder muss der Lehrer schmunzeln, er greift seine Tasche und hebt noch den Arm als er aus der Tür geht.
„Naja ich habe es dir angeboten, überlegs dir einfach nochmal, bis dann!“

Und Rose kann nicht anders als verlegen ebenfalls den Arm zu heben und zu winken. Der Lehrer hat ein schönes Lächeln, zu schön, als dass sie zurück lächeln könnte. Es wäre nicht ebenbürtig.

~°~

Mr. T findet das verlegene Mädchen süß, bittersüß. Es lächelt selten und scheint eher ruhig, zurückhaltend, ja sogar unsicher zu sein. Das erinnert ihn an seine Jugend, als er in ihrem Alter war, war es ganz ähnlich für ihn. Jung und unerfahren, nicht wissend wie man sich zurechtfinden soll, wenn man umgeben ist von extrovertierten Klassenkameraden. Ob er sie wohl etwas aus ihrer unnahbaren, stillen Fassade heraus locken kann?
Ein bisschen könnte er versuchen nachzuhelfen und sie mit anderen Schülern unauffällig zusammenbringen. Vielleicht durch Gruppenarbeit?

Ihr unschuldiges Gemüt, unsicher und verschlossen, ja fast unnahbar, gegenüber ihren Mitmenschen, doch dahinter verbirgt sich die Süße eines jungen Mädchens, das nur unsicher ist wegen der Bitterkeit der anderen.

Eine bittersüße Geschichte, wie sie jeder in seiner Jugend zumindest einmal erlebt hat.

~°~

Rose ist ruhig, ja. Rose mag es zu träumen, auch den Tag überhinweg. Bisher hat das niemanden gestört, aber Mr. T scheint immer mehr Interesse an dem Mädchen zu haben, seit sie ihn auf die Entschuldigung angesprochen hat. Vielmehr noch scheint er ein Interesse daran zu haben sie vor den anderen bloß zu stellen.

„Was träumst du?“, reißt er sie gerne schon beinahe neckisch aus ihren Gedanken, aber die Antwort bleibt immer nur ein gelassenes „Nichts, nichts“. Rose dagegen ist nicht gelassen, sondern immer wieder überrascht, wenn er mitten im Unterricht ihren Blick sucht und sie aus ihren Träumereien reißt.

„In meinem Unterricht verlange ich Konzentration, Rose.“

Sie lächelt, aber eher gezwungen, verlegen, hilflos, da viele Blicke der Klassenkameraden dadurch auf ihr landen. Am liebsten würde sie in diesen Momenten versinken.

„Scheint so, als hätte er es auf dich abgesehen, du Träumerin.“, grinst Nathan, der einen Tisch vor ihr sitzt. Manchmal dreht er sich um und sie reden kurz.

„Ja Rose, was träumst du denn? Etwa von deinem Peiniger, dem unwiderstehlichen Herr T***“, sagt Clarissa mit melodramatischer Betonung.

Rose lächelt und verdreht die Augen, Carissa war eine gute Freundin und lag Rose auch schon ständig in den Ohren wie gut doch dieser Lehrer aussah.

Dabei fand sie das gar nicht. Klar, er war wirklich mit guten Genen gesegnet, aber warum der Lehrer es auf sie abgesehen haben sollte oder ein Auge auf sie geworfen haben sollte, konnte sie sich nicht erklären. Sie gab keine Anzeichen von sich, dass sie ihn irgendwie attraktiv fand, im Gegensatz zu den anderen Mädchen.

Aber wahrscheinlich bildete sie sich das alles eh nur ein und er behandelte sie wie jeden anderen Schüler auch.

„Rose“, riss sie die Stimme heute schon ein zweites Mal aus ihren Gedanken. Die anderen Schüler waren bereits dabei den Raum zu verlassen.

„Wie siehts aus, hast du deine Entschuldigung dabei?“

„Ich mag es wirklich überhaupt nicht zu lügen.“, gab sie von sich. Sie hasste es zu lügen. Lügen brachte einem entweder ein lebenslanges schlechtes Gewissen und man verlor mit jeder Lüge ein Stückchen mehr die Fähigkeit aufrichtig zu sein oder die Lüge würde irgendwann entlarvt und man müsse mit zusätzlichen Konsequenzen leben, weil man gelogen hatte.

Mr. T schaute sie wiedermal leicht erstaunt an, musste aber doch schmunzeln.
„Mach es dir nicht so schwer, Rose.“

Die Worte in ihrer Sanftheit, das Lächeln auf seinen Lippen und seine tiefe Stimme, in der ein durchdirngender Klang mitschwung, hüllten sie ein. Ein undefinierbares Gefühl löste das alles aus.
Wieder öffnete sich ihr Mund um eine Antwort zu formen, aber er war bereits im Türrahmen und hob einen Arm, lächelte.

Sie winkte und durch die Gefühle, die plötzlich in ihr aufkamen war ihr Körper außerhalb ihrer Kontrolle, sie lächelte zurück.

Mr T and Me (teacher x student) Where stories live. Discover now