Kapitel 16

1K 30 2
                                    

Rose und Mr. T haben das Wochenende nicht geschrieben oder besser: Rose hat sich noch nicht getraut eine Nachricht an ihn zu schreiben.

Seinen Vornamen als Kontakt in ihrem Handy zu haben ist etwas, wovon sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Viel zu viele Gefühle machen sich in ihr breit, wenn sie nur an Mr. T denkt. Ein einziger Gedanke reicht schon, um sie in ihren Träumereien für mehrere Stunden gefangen zu halten und am Ende weiß sie trotzdem keine Lösung zu dem ursprünglichen Gedanken.

Der einzige richtige Kuss, den sie bereits geteilt haben, war zwar schön und machte süchtig, denn Gott sie wollte mehr davon seitdem, allerdings überforderte sie das alles auch.

Ob ich verliebt bin?

Liebe.", murmelt sie und Clarissa schaut sie fragend und leicht verstört an.

„Du bist verliebt?", flüstert sie, da die beiden Mädchen in spanisch sitzen, aber lässt es dennoch hysterisch klingen.

Rose wird damit aus ihren Gedanken gerissen, schaut in Clarissas perplex drein schauendes Gesicht.

„Verliebt? Ich weiß nicht...", antwortet Rose zögernd. Wenn sie das wüsste, wenn sie wüsste woran sie mit dem Lehrer ist, dann hätte sie ihm wohl auch eine Nachricht gesendet.

In seiner Anwesenheit füllt er die Leere zwar mit Wärme, aber in seiner Abwesenheit hinterlässt er Verwirrung und Überforderung.

„Das klingt jetzt nicht so... überzeugt", sagt Clarissa, „hast du vor mir noch irgendwann zu sagen wer es überhaupt ist?"

„Meinst du denn ich bin verliebt, wenn ich mich ständig unsicher und verwirrt fühle?"

„Unsicher und verwirrt?"

„Ja und irgendwie auch überfordert. Er... überfordert mich einfach."

Clarissas Augenbrauen ziehen sich nach oben. Ein komisches Lächeln formt sich auf ihren Lippen, ja beinahe ein diabolisches Grinsen.

„Rose, du bist verliebt.", sagt sie freudig und lacht und Mr. T ermahnt die beiden, weil sie immer noch im Spanischunterricht sitzen und Rose Wangen färben sich rot und sie weiß nicht, ob das wegen Mr. T oder wegen Clarissas Worten passiert.

Liebe, denkt sie diesmal nur für sich und schaut nach vorne, wo Mr. T gerade etwas erklärt. Bemerkt seine kleinen, feinen Fältchen, die kaum auffallen, aber da sind. Bemerkt wie schön sie diese findet und kann nicht aufhören zu träumen, schaut aus dem Fenster.

~°~

„Immer nur am Träumen.", sagt Mr. T, schnalzt mit seiner Zunge dreimal, während er den Kopf schüttelt und gespielt streng schaut.

Die Schüler sind bereits aus dem Raum verschwunden und Rose sitzt an ihrem Platz, hat bis eben noch aus dem Fenster geschaut, schaut jetzt den Mann an, der vor ihrem Tisch steht, seine Hände auf diesem abstützt.

Sie zuckt mit den Schultern, nuschelt ein 'sorry'. Das tiefe Blau scheint sie heute durchbohren zu wollen und sie merkt, dass irgendwas in der Luft liegt.

Dann fällt Rose ihr gemeinsames Ritual ein und sie holt eine Tupperdose mit Quarkbällchen hervor, selbst gebacken natürlich.
Aber das tiefe Blau will sie immer noch durchbohren und schaut nur kurz auf die Backware.

„Quarkbällchen", sagt Rose und schiebt die Dose näher an ihn heran, das helle Grün unlesbar.

„Du hast mir keine Nachricht geschickt."
Schnell nimmt er ein Bällchen und schiebt es sich in den Mund, wendet den Blick ab.

Ist ihm das unangenehm?

„Tut mir leid", schmunzelt Rose, „ich wusste noch nicht wie..."
Rose fühlt die meiste Zeit eine Leere in ihrem großen Herzen. Sie merkt, dass etwas fehlt, weiß dass Liebe fehlt, vor allem von ihrer Mutter. Weiß, dass sie sich deshalb taub fühlt und dennoch zu viel fühlt, zu viel Schmerz. Aber wenn Mr. T so schüchtern und unsicher extra schnell die Worte aufsagt und sich noch schneller ein Quarkbällchen in den Mund schiebt, weil er ebenfalls unsicher ist, dann wird diese Leere mit Wärme gefüllt. Mr. T füllt sie mit seinen Worten, seinem Lächeln, seiner Art, seiner Unsicherheit, er füllt sie mit seiner Anwesenheit.

Mr T and Me (teacher x student) Where stories live. Discover now