Kapitel 21

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„Rose?“

Ihr Gesicht sieht blass aus, wobei das auch an der dunklen Nacht in Verbindung mit dem schlechten Licht über der Haustür liegen kann.
Ihre Haut ist übersät mit Regentropfen, ihre Nase rot, genau wie ihre Wangen. Bis auf ein paar kleine Unreinheiten sieht ihre Haut makellos aus, zerbrechlich wie Porzellan, aber auch genauso blass. Keine Falten, die Augenringe sind nur Schatten und von ihren Wimpern tropft ebenfalls etwas Wasser hinunter.

Man sieht, dass sie jung ist und jedes Mal gerät Kay für einen kurzen Moment von dieser Jugendlichkeit ins Stocken.

Erst jetzt fallen ihm die ebenfalls roten Augen auf. Ob sie geweint hat?

Das ganze wirkt so surreal auf ihn. Vielleicht hatte er doch mehr als nur ein paar Bier zu viel getrunken, denn Rose sieht so fremd, so anders, wie ein fremdes Wesen aus. Die leeren Augen, deren grün sonst immer eine Aura ausstrahlt, sehen genauso blass wie sie selbst aus. Den Regen nimmt er erst wieder war, als ein großer Tropfen mitten auf seine Kopfhaut prallt und intuitiv überwindet er die letzten Treppenstufen und schließt die Haustür auf, bleibt in der Tür stehen und schaut erneut zu Rose die Treppe hinunter.
„Komm rein.“

Eben noch wie erstarrt, doch seinen Worten folgt sie sofort, fast schon automatisch, robotisch.

Als sie in den Fahrstuhl gehen schaut er den Wassertropfen dabei zu, wie sie von ihren nassen Haaren über die Haarspitzen hinabtropfen.

„Du warst nicht da am Montag und Freitag. Aber anscheinend nur in meinem Unterricht.“

Er wertet nicht. Es ist eine Feststellung, die ihm aber dennoch nicht zu gefallen scheint.

Rose ist still, sie kann nichts sagen, jedes Wort wird von Müdigkeit und Kälte zurück gehalten. Sie folgt ihm, aber sie weiß nicht wieso. Wenn sie woanders hingehen könnte, wäre sie dann hier?

Er schließt die Wohnungstür auf und sie treten beide hinein.

„Du kannst gerne heiß duschen, ich gebe dir ein Handtuch“, sagt Kay während er ein Handtuch aus einer Kommode heraus kramt.

Als sie es entgegen nimmt, streifen ihre steifen Finger seine Hand und er erschreckt sofort über die Kälte dieser.

„Wie lange hast du denn draußen gewartet?“, erschrocken sieht er sie an.
Das helle Grün sieht immer noch leer aus und Rose fühlt sich betäubt. Emotional, sowie physisch. Die Kälte nimmt sie in diesem Moment gar nicht wahr, es ist eine dieser Nächte in denen sie keine Trauer zulassen kann und taub wird. Kalt wie ihre Finger schaut sie ihn ausdruckslos an.

Sie zuckt nur mit den Schultern.
„Ich habe versucht dich anzurufen, aber du bist nicht ran gegangen.“

„Tut mir leid, aber ich war bei einem Freund. Was machst du eigentlich so spät hier, solltest du nicht zu Hause sein? Macht sich deine Mutter keine Sorgen?“

„Ganz bestimmt nicht“, schnauft Rose verächtlich und Kay scheint langsam zu verstehen, warum das Grün kaum mehr als Kälte ausstrahlt.

„Geh erstmal duschen, danach geht's dir besser.“

„Meine Jacke ist regenfest, aber meine Hose nicht.“

Fragend schaut er sie an.

„Ich bräuchte eine Hose“, sagt sie, während sie verlegen zur Seite schaut und ihr Lehrer nickt nur und ist immer noch leicht überfordert, da er nicht weiß, was los ist oder wie er ihr helfen könnte. Ob er ihr überhaupt helfen muss, aber warum verdammt saß sie vor seiner Tür, mitten im Regen? Hatte er zu viel getrunken und halluzinierte nun, weil er sie die Woche über in seinem Spanischunterricht vermisst hatte oder war das alles hier ein Traum?

Mr T and Me (teacher x student) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt