Kapitel 15

1K 31 8
                                    

Am Freitag ist wie immer in der letzten Stunde Spanisch. Und wie immer sind Rose und Mr. T im selben Klassenraum.

Die Schüler bearbeiten gerade eine Schreibaufgabe und Rose fällt auf wie sehr ihr doch Spanisch misslingt. Sie hört auf zu schreiben und schaut aus dem Fenster, denkt nach. Sieht wie zwei Vögel zusammen umher fliegen, der eine folgt der Fluglinie des anderen, bis sie letztendlich zusammen in einer Linie gleichzeitig fliegen. Aufmerksam verfolgt sie die Vögel mit ihrem Blick bis sie ganz weit weg sind und schon schweifen ihre Gedanken wieder zu Mr. T ab, genau so wie ihr Blick.

Sie schaut nach vorne zum Pult und mustert ihn wie er angestrengt liest. Mustert seinen Blick, seine Lippen, die sie bisher zweimal schon berührt haben. Sie sehnt sich nach seinen Berührungen, sehnt sich nach der Wärme, die er in ihrer Brust auslöst.

Er liest in einem Schulbuch für Lehrer und Rose fragt sich, was er wohl denkt, was er wohl am Wochenende machen wird. Die beiden haben zwar bisher einige Male mit einander gesprochen, aber nicht so intensiv über die Privatleben des jeweils anderen.

Rose weiß, dass Mr. T seinen Vater erst vor kurzem verloren hat, Mr. T weiß, dass Rose Probleme zu Hause hat. Was Rose mittlerweile auch weiß, ist, dass Mr. T Angst vor Kontrollverlust hat und den durch sie und durch den Verlust seines Vaters spürt. Was Mr. T nicht weiß, ist, dass Rose sich nicht geliebt fühlt und etwas in dem großen Herzen so leer ist, dass sie es unbedingt mit seiner Wärme füllen will. Vielleicht weiß das Rose selbst auch nicht.

Aber während sie ihn mustert, fällt ihr auf wie wenig sie über den Lehrer und sein zu Hause weiß. Nichts weiß sie über seinen Alltag oder über seine Familie. Ob er eine eigene Familie hat? Was wenn er Kinder hat?

Rose hält kurz inne. Daran hatte sie bisher nicht einmal gedacht. Sie weiß noch nicht mal was das ist, was die beiden da am Laufen haben, aber dass sie so wenig über ihn weiß, beunruhigt sie wie nie zuvor.

Jede dieser Unruhen ist allerdings verschwunden, als Mr. T plötzlich in ihre Richtung schaut und den Blickkontakt erwidert, ihr zulächelt. Rose Herz schlägt schneller und das helle Grün strahlt, während es in tiefes Blau schaut, bis sie sich wieder auf ihre Spanisch Aufgaben konzentriert, die Mitschüler dürfen nichts merken.

Am Ende der Stunde warten sie wie immer bis alle Schüler aus dem Raum sind.

„Wie geht es dir heute?", fragt Mr. T und packt bereits seine Sachen in seine Tasche.

„Gut und Ihnen? Haben Sie es eilig?"
Sie setzt sich auf das Pult, mit ihrem Rücken zu ihm.

„Mir geht's auch gut. Eilig, nicht wirklich, aber ich habe noch einen Termin."

„Was für ein Termin?"

„Arzttermin."

Sie dreht kurz ihren Kopf etwas über ihre Schulter, in seine Richtung.

„Sie sind doch nicht krank?"

„Keine Sorge, nur Vorsorgeuntersuchung.", schmunzelt er.

Sie nickt nur, dreht ihren Kopf wieder nach vorne, von ihm weg. Sie beißt sich auf die Lippe. Wie soll sie ihn nach seinem Privatleben fragen, ohne zu aufdringlich zu sein?

Wie?

„Rose?", fragt er mit ruhiger Stimme, „alles okay bei dir?"

Er sieht nur ihren Rücken und wie ihr Kopf langsam nickt. Die dunkelbraunen Haare fallen glatt auf den weißen Stoff ihres Oberteils. Wie automatisch streckt seine Hand nach vorne und er geht einmal mit dieser langsam durch ihre Haare. Bringt eine Haarsträhne näher an sein Gesicht und riecht an dieser. Das Shampoo riecht gut, aber kitzelt etwas in der Nase.

Mr T and Me (teacher x student) Where stories live. Discover now