Kapitel 10

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„Mein Vater ist gestorben."

Die Worte hallen im Klassenraum und Rose steht ungerührt da, versucht ihre Bedeutung zu greifen, zu verinnerlichen.

„Mein Beileid.", sagt sie. „Das tut mir wirklich leid."

Das helle Grün blickt ihn unschuldig und mitfühlend an und Mr. T schüttelt den Kopf, zeigt mit einer schnellen Geste, dass sie sich darüber keine Gedanken machen soll.

„Alles gut. Ist jetzt auch schon etwas her. Verluste zu verarbeiten dauert immer etwas."

Rose nickt. Wendet den Blick ab und scheint in Gedanken zu versinken. Das erste Mal erscheint ihr der Lehrer viel greifbarer und näher, jetzt wo sie von seinem potentiellen Leiden erfahren hat.
Die Tatsache, dass er sich ihr ein kleines Stückchen geöffnet hat, macht sie etwas glücklich, aber verunsichert sie zudem auch.

Niemals würde dieser Mann etwas von mir wollen, denkt Rose. Das heißt, was sich hier gerade entwickelt nennt sich Freundschaft?
Rose weiß es nicht, aber sie weiß, dass selbst das nicht okay ist, hat Angst zu sehr in etwas hinein gezogen zu werden, hat Angst für diesen Mann Gefühle zu entwickeln, die niemals erwidert werden können.

„Rose?", fragt Mr. T und weckt sie aus ihren Gedanken.

Ein schnelles 'sorry' folgt, aber danach weiß sie nicht was sie sagen soll. Besser gesagt was sie sagen darf. Sie will ihrem Lehrer auf keinen Fall zu nahe kommen, ihn nicht belästigen, aber in diesem Moment fällt es ihr unglaublich schwer das richtige zu sagen, da so viele Fragen unter ihren Fingern brennen, die sie ihrem Lehrer besser nicht stellen sollte. Fragen, die sein Privatleben betreffen von dem er ihr ganz bestimmt nichts weiter erzählen will oder darf.

„Tut mir leid, das war wohl ein ziemlicher Stimmungskiller.", sagt Mr. T schließlich, atmet dabei hörbar aus und fährt sich durch die Haare, schiebt sein braunes volles Haar nach hinten.

„Nein alles gut, Sie... ", Rose zögert, beißt sich auf die Lippe, während der Blick gesenkt ist, schaut dann aber in seine Augen, „Sie können gerne mit mir darüber reden. Ich bin eine gute Zuhörerin, aber ich will Ihnen auf keinen Fall damit zu nahe treten."

Ihr Herz pocht, ihre Wangen werden rot. Die Aufregung liegt in ihrer Stimme und die Worte sprudeln so heraus. War das bereits zu viel? War sie bereits zu nah?

Während ihre Augen aufgeregt in seine schauen, scheint er sie überrascht anzusehen, nicht wissend wie er die folgenden Worte formulieren soll.

„Alles gut, ich hätte damit einfach nicht anfangen sollen, aber keine Sorge. Du trittst mir auf keinen Fall zu nahe, ich habe ja schließlich angefangen davon zu erzählen, dich trifft absolut keine Schuld. Und-"

Wieder fährt er sich durch sein volles Haar, um den Blick kurz abzuwenden.

„Ich weiß das zu schätzen, Dankeschön."

Mr. Ts blaue Augen schauen ruhig in ihre und haben eine beruhigende Wirkung auf Rose genau so wie die Worte. Ein Lächeln formt sich auf seinen Lippen als er sie ausspricht und Rose Herz setzt einen Sprung aus.

Jede Sorge von eben, ihm zu nahe getreten zu sein, ist davon geflogen und dafür jede neue Sorge, zu sehr mit dem Lehrer involviert zu sein, hinzu gekommen.

Ein regelrechtes Gefühlschaos von dem Mr. T nichts weiter merkt, denn die Klingel ertönt und die Pause ist damit offiziell vorbei. Schnell realisiert er, dass er noch wo sein muss und er verschwindet schnell aus dem Klassenraum, winkt ihr noch eilig zum Abschied.

Und Rose, Rose steht alleine im Klassenraum, neben dem Pult und wird mit einem pochenden Herzen zurück gelassen und macht sich Sorgen. Sorgen, dass das alles nicht so gut ist, wie es sich anfühlt.

Mr T and Me (teacher x student) Where stories live. Discover now