Mondnacht II

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Und der Mond war still, schwebte lautlos am Himmel.

Feucht drang die kühle Nachtluft, aufgewirbelt von Windgestalten durch das gekippte Fenster ins warme Haus hinein, kitzelnd an den Fingern und Zehen.
Während Wolken wie Geister aus der Ferne, in die Weite am hellen Auge am Himmel vorbeizogen, wurde mir die Ewigkeit der Welt bewusst und die Dehnbarkeit der Zeit. Wie ein Kribbeln, ein Verlust des Bodens auf dem man steht, wenn man im Flugzeug sitzt und sich vor Jahren jetzt selbst anstarrt, in der Nacht, müde, aber zu aufgeregt zum Schlafen.
So ist das Reisen immer schon wie ein kleiner Abschied gewesen, wie nostalgische Veränderung und Rückänderung. Wie eine Kirschblüte, ein Leben im Jetzt. Es ist ein Gefühl von Wasser, das aus mir heraussprudeln will, aber nicht kann.

Ein solcher Gedanke der hin und wieder am Mond meiner Sinne vorbeizieht, während eine kühle Träne meinen linken Augenwinkel ziert, hinabläuft wie kalter Winterwind, am ersten Frühlingstag.

Mitternachts-GedankenWhere stories live. Discover now