Rosenblütenteich

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Es stand einmal ein Reh
an einem Teich wie schwarze Seide
so tief man könnt den Grund nicht sehn'
Direkt neben einer alten Trauerweide

Das Reh es schnuppert an dem Wasser
Und vernimmt den Duft von Rosen
Blüten, einst rot, werden nun blasser
von Regentropfen sie zerstoben

Der Mann der sie verstreut,
hakt sie müd' zusammen heut
weil er nun voll Reue denkt
"hätt' ich doch nie mein Herz verschenkt"

Im Winter ist der See gefroren
Die Welt kalt wie sein Herz
Das Reh im Schnee verloren
Teilt es seinen Schmerz

Im Frühling sitzt der Träumer dann
erneut am Rosenblütenteich
weil er nun wieder hoffen kann
Doch Liebe kommt nicht von jetzt auf gleich

Im Sommer spendet die Weide Schatten
Und der Mann sieht an sein Spiegelbild
Sein Haar, im schwarzen Teich, wirkt nun so wild
Und er denkt an Luftschlösser und schöne Sachen

Im Herbst der nun gekommen war
geht zuende dieses Jahr
Er hat gehofft, dass ein Jahr reicht
Und sitzt allein am Rosenblütenteich

Und dennoch scheinen die Rosenblüten
Rot und prall wie Wundertüten
Eine Träne fällt auf schwarze Seide
"Auf ein neues Jahr, oh Trauerweide"

Mitternachts-GedankenWhere stories live. Discover now