°Chapter 7°

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Als ich ungefähr eine Viertelstunde später meine Haustür aufschloss, verließ ein Seufzen meinen Mund. Schnell lief ich in mein Zimmer, um dort meine Schultasche abzustellen.

Ich lief die Treppe nach oben und öffnete die Tür des Schlafzimmers. ,,Guten Nachmittag, Miss Masters.", begrüßte mich die zierliche blonde Frau und ich nickte ihr mit einem knappen Lächeln zu. Dann trat ich an das Bett. Sanft strich ich über die blasse Wange der schwarzhaarigen Frau auf dem Bett. ,,Hallo, Mum.", flüsterte ich, doch ihre braunen Augen bewegten sich kein bisschen. Sie starrte weiter hoch an die Decke und blinzelte langsam.

Seufzend löste ich den Blick von meiner Mutter und für einen Moment waren die einzigen Geräusche im Raum das Piepen des Monitors und die Luft, die durch den Beatmungsschlauch in die Nase meiner Mutter geblasen wurde.

,,Irgendwelche Änderungen?", fragte ich an die Krankenpflegerin Marian gerichtet. ,,Nein, ihr Zustand ist unverändert.", antwortete Marian und ich nickte. ,,Danke, ich bin jetzt den restlichen Tag da.", meinte ich und Marian nickte. ,,Ich werde noch kurz den Katheter wechseln und dann werde ich gehen.", teilte sie mir mit und ich nickte. ,,Sie hat bis eben geschlafen, deswegen liegt sie.", meinte sie dann noch schnell und ich nickte wieder.

Sobald Marian den Katheter gewechselt hatte, half ich meiner Mutter aus dem Bett, was ich nur hinbekam, da es schon so gewohnt war und setzte sie in den Rollstuhl. Schnell hängte ich ihre Infusion an die Stange des Rollstuhls bevor ich dann sie mitsamt Monitor und Atemgerät zu ihrer Ecke schob. Der Beutel des Katheters hing am Rollstuhl und ich machte den Stopp des Rollstuhls fest.

Langsam trat ich an das Fenster und zog die Spitzenvorhänge vor den Fenstern weg. Dann schaltete ich den Radio ein und lächelte meine Mum an.

Lächelnd ging ich vor ihr in die Hocke. Sanft ergriff ich ihre kühle Hand und sah ihr in die Augen. Ihre Augen waren auf das Fenster gerichtet. ,,Heute war es mal wieder sehr nervenaufreibend in der Schule. Ich musste auch in der ersten Pause arbeiten, weil Cherry mich vor der Schule abgehalten hatte. Und ich war heute nicht den ganzen Tag in der Schule, weil es einen Notfall gab. Jamie, das Arschloch von dem ich dir erzählt habe, hatte eine Blinddarmentzündung. Deswegen bin ich auch so spät. Kyle ist bei ihm im Krankenhaus geblieben und deswegen war ich mit Socca draußen.", erzählte ich ihr, während ich mit dem Daumen über ihren Handrücken strich. Ein leises Lachen verließ meinen Mund. ,,Tut mir leid, ich habe wieder Arschloch gesagt.", schmunzelte ich dann, ehe ich aufstand und ihr einen Kuss auf die Wange gab. ,,Ich muss Hausaufgaben machen.", murmelte ich dann und drückte kurz ihre Hand. Dann nahm ich das Babyfon von der Kommode und schaltete das Andere an.

Schweigend verließ ich das Schlafzimmer und ging die Treppe nach unten. Ich lief wieder in mein Zimmer und setzte mich an den Schreibtisch. Das Babyfon stellte ich hinten hin und begann dann meine Hausaufgaben zu machen.

Da ich noch mit Socca draußen war und es dadurch später wurde, musste meine Freizeit für meine Hausaufgaben hinhalten und ich seufzte unweigerlich. Meine Kopfschmerzen kamen wieder zurück und ich nahm schnell noch eine Schmerztablette.

Um achtzehn Uhr war ich immer noch nicht fertig mit den Hausaufgaben, was mich etwas hetzte. Ich wurde ein wenig panisch, da das eventuell bedeutete, dass ich heute wirklich überziehen musste. Doch mit sowas musste ich eigentlich immer rechnen. Es konnte immer ein Notfall passieren.

Ich erhob mich und lief mit dem Babyfon in der Hand in die Küche. Dort stellte ich das Babyfon auf die Theke und begann dann Essen zu machen. Da es schnell gehen musste, machte ich mir nur schnell ein paar Nudeln mit Tomatensauce. Dabei lief der Radio und ich schwang ein wenig mit den Hüften, während ich kochte. Es klingelte an der Tür und ich fuhr mir aufgebracht durch die Haare.

Wer war denn das jetzt?

Seufzend schaltete ich den Herd aus, da ich mir nicht leisten konnte, dass die Nudeln überkochten und ich noch eine Sauerei zu beseitigen hatte. Eilig lief ich zur Tür, wobei ich meine Haare zu einem unordentlichen Knoten hochnahm und dann mit Schwung die Tür öffnete.

,,Hallo, Schätzchen!", begrüßte mich meine Tante überschwänglich und drückte mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Ich musste es unterdrücken, mir über die Wange zu wischen. ,,Hallo, Mia.", murmelte ich und schloss die Tür, als sie in ihren hohen Schuhen an mir vorbeistolzierte und dabei wild mit den Tüten, die sie um ihre Arme hatte rumwedelte.

Zielstrebig lief sie in die Küche und ich seufzte. Dann folgte ich ihr und sah dabei zu, wie sie die Tüten auf dem Tisch ablegte. Mit gerunzelter Stirn stellte ich den Radio leiser. Aus dem Babyfon drang das regelmäßige Piepen des Monitors und ich wandte mich wieder an den Herd.

Meine Tante strich sich die wilden braunen Locken aus dem Gesicht, ehe sie ihre pink angemalten Lippen zu einem breiten Lächeln verzog. ,,Ich habe dir etwas mitgebracht, Schätzchen!", sie klatschte begeistert in die Hände und wandte sich an die Tüten. Ich runzelte die Stirn. Sie durchwühlte eine Tüte nach der Anderen, warf dabei Klamotten, die sich darin befanden zu Boden und suchte und suchte. Ich seufzte und machte mein Essen fertig.

,,Ah, ich hab's!", rief Mia aus und zerrte etwas aus einer Tüte. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an, während sie irgendeinen pinken Fummel hervorzog. Unweigerlich verzog ich das Gesicht, aber glücklicherweise sah meine Tante das nicht. Pink war ihre absolute Lieblingsfarbe, aber meine Farbe war es definitiv nicht. Auch, wenn es mir leidtat, ich würde diesen Fummel niemals anziehen und ihn sicher spenden.

,,Ist das nicht der Wahnsinn?", fragte sie quietschend und ich setzte gezwungenermaßen ein Lächeln auf. Sie hängte den pinken Fummel, der ein Kleid war und auf sich noch bunte Bestickung hatte, über einen Stuhl und ließ sich dann auf einen anderen Stuhl fallen. Ich drehte mich wieder zum Herd und rollte die Augen. In der Küche sah es nun aus, wie im Saustall.

Schnell schöpfte ich mir einen Teller voll und begann zu essen. Sobald ich aufgegessen hatte, räumte ich die Sachen in die Spülmaschine und die Reste in Dosen. Wenn das Essen abgekühlt war, konnte ich es auch in den Kühlschrank stellen.

,,Schätzchen, eigentlich bin ich wegen etwas hier...", begann meine Tante nun und ich spannte resigniert die Schultern an. Das war mir eigentlich schon klar. Meine Tante brachte mir immer nur etwas mit, wenn es irgendein Problem gab.

,,Mir fehlen fünfhundert für den Teil eurer Miete. Du hast nicht noch zufällig fünfhundert, oder?", fragte sie und klimperte unsicher mit den Wimpern. Ich sah sie fassungslos an. ,,Fünfhundert?!?", fragte ich dann aufgebracht. Sie nickte. ,,Und wo sind diese fünfhundert?", fragte ich nun bemüht ruhig. ,,Ich habe letztens im Wellnesscenter vielleicht ein wenig über die Stränge geschlagen.", sie zuckte unschuldig die Schultern. Meine Hand fand Platz an meiner Stirn und ich fuhr mir über die Haare, bis hinter zum Dutt.

Mia war die jüngere Schwester meiner Mutter und manchmal bescherte sie mir mehr Probleme, als meine Mutter und das war schwer. Sie war noch sehr jungenhaft und chaotisch. Etwas, was ich unter gar keinen Umständen sein konnte. Da sie so chaotisch war, hatte sie auch ihren Seelenverwandten noch nicht gefunden, was mich recht wenig interessierte. Ich wusste auch nicht, wo genau sie arbeitete, aber sie verdiente genug, um mir und meiner Mutter mit der Miete unter die Arme zu greifen. Sie übernahm normalerweise einen Teil, aber nun hatte ich ein ordentliches Problem, da sie nicht vollständig zahlen konnte.

,,Was machen wir jetzt?", fragte sie und blickte nervös auf ihre pinken Nägel. Ich seufzte und wollte mir am liebsten die Haare raufen, aber glücklicherweise hatte ich meine Haare zusammengenommen. Wenn ich mir die Haare raufte, machte ich das meistens so lange, bis meine Kopfhaut wehtat.

,,Ich bekomme das schon hin. Wahrscheinlich werde ich einfach am Wochenende Überstunden beim Plattenladen oder im Café machen, das klappt schon.", murmelte ich und sie nickte. ,,Das ist gut. Also, Schätzchen, ich muss dann wieder gehen.", sie begann ihre Sachen wieder einzusammeln und ich nickte. Sie drückte mir wieder einen feuchten Kuss auf die Wange. ,,Grüß deine Mum von mir.", mit diesen Worten verließ sie das Haus wieder und ich seufzte.

Sie hätte meine Mutter auch mal kurz besuchen können. Aber das tat sie nicht. Das tat sie nie.

Soulmates - eine etwas andere Jamie Campbell Bower FanfictionDonde viven las historias. Descúbrelo ahora