°Chapter 18°

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,,Und meine Lieben, wie war diese Woche die Schule?", fragte Misses Thompson uns, während wir aßen. ,,Wir waren die ganze Zeit zusammen, außer Montag, weil Jamie ja die ganze Woche nicht da war. Kaici war sehr, sehr beschäftigt und ich habe eigentlich nur rumgelungert.", erzählte Kyle und ich trank einen Schluck Kaffee.

Nun sah Misses Thompson mich an. ,,Du bist doch die Schülersprecherin, oder?", harkte sie nun nach und ich nickte. ,,Ja, das bin ich.", antwortete ich dann noch mit einem Lächeln. ,,Wie lange bist du schon Schülersprecherin, Liebes?", wollte Misses Thompson nun wissen. ,,Ein bisschen mehr als zwei Jahre.", antwortete ich lächelnd und sie nickte stolz. ,,Das ist gut.", meinte sie dann und sah nun wieder zu ihrem Enkel.

,,Kyle, mein Schatz, wie geht es Jamie?", wollte sie dann wissen und Kyle schluckte das Stück Kuchen, das er gerade im Mund hatte runter.

,,Ihm geht es besser. Er wird morgen Nachmittag entlassen. Inzwischen kann er wieder ganz gut aufstehen und laufen, aber, wenn er eine lange Strecke läuft, macht er ziemlich schlapp und bekommt auch Schmerzen. Die Ärzte sagen, er soll es langsam angehen und er darf auch kein Auto fahren oder Motorrad, weil er damit die Naht gefährden könnte. Er darf auch noch eine Weile kein Sport machen, was ziemlich schwer für ihn wird, aber es wird schon klappen. Ich muss in den nächsten Wochen penibel auf ihn achten.", antwortete Kyle dann und Misses Thompson nickte erleichtert.

Dann sah sie wieder zu mir. ,,Wie geht es deiner Mutter?", fragte sie dann sanft und ich schluckte schwer. ,,Unverändert. Sie redet nicht, sie isst nicht selbst, sie macht gar nichts selbst und wir wissen immer noch nicht, ob sie uns hört, aber ich rede sehr viel mit ihr, lese ihr vor und erzähle ihr von meinem Tag.", antwortete ich dann leise und Misses Thompson nickte wieder.

Nun sah sie abermals zu Kyle. ,,Wie geht es deinem Vater?", fragte sie dann und Kyle klammerte seine Hand fester um seine Tasse. ,,Wir haben gestern das erste Mal diesen Monat wieder zusammen gegessen und dabei geredet. Er kann sich an kaum noch etwas von diesem Monat erinnern und er hat inzwischen auch Schwierigkeiten, sich an andere Dinge zu erinnern. Gestern wusste er nicht mehr, wer Jamie ist.", seufzte Kyle dann und trank einen Schluck Kaffee.

Misses Thompson sah traurig auf den Tisch. ,,Kyle, vielleicht wäre es besser, wenn du ihm Hilfe suchst.", meinte sie dann leise und Kyle schluckte schwer. ,,Ich bekomme das schon hin, Grand...", murmelte er dann und stürzte seinen restlichen Kaffee runter.

Während dem restlichen Essen unterhielten wir uns einfach nur über banale Dinge und nicht über so ernste Themen, wie unsere Eltern.

,,Kaici, du wirst doch bald achtzehn, oder?", fragte Misses Thompson mich nun und ich nickte. ,,Hast du denn schon eine Ahnung, wer es sein könnte?", wollte sie nun wissen und ich zuckte die Schultern. ,,Nein, ich habe absolut keinen Schimmer. Außerdem bin ich nicht so scharf darauf, einen Seelenverwandten zu bekommen.", meinte ich dann einfach. ,,Grand, Kaici ist viel zu beschäftigt für so etwas.", meinte nun Kyle schmunzelnd. Misses Thompson tätschelte meinen Handrücken. ,,Oh, Liebes, glaube mir, ein Seelenverwandter ist Balsam für die verletzte Seele. Du würdest, wenn du deinen Seelenverwandten findest, einiges leichter haben. Ein Seelenverwandter heilt einen vom seelischen Schmerz, greift einem unter die Arme und macht alles erträglicher. Der Seelenverwandte ist immer für einen da und wird auch immer da sein.", meinte sie und tätschelte wieder meinen Handrücken.

Ich seufzte. ,,Ich denke nicht, dass das bei mir so sein wird. Mein Seelenverwandter müsste dazu erstmal von meinen Problemen wissen und ich tue mich recht schwer dabei, diese Bürde jemandem aufzuhalsen.", entgegnete ich dann und sie nickte verstehend. Dann drückte sie sanft meine Hand. ,,Aber überleg es dir nochmal, Liebes. Ein Seelenverwandter könnte dir bei vielem helfen.", meinte sie dann und ich nickte.

Nachdem wir aufgegessen hatten und den Kaffee getrunken hatten, half Kyle seiner Grandma wieder in ihren Sessel zurück und dann packten wir uns Socca.

Kyle lud ihn hinten in seinen Kofferraum und ich runzelte die Stirn, stieg aber auf den Beifahrersitz. Er stieg ebenfalls ein und fuhr los. ,,Wohin fahren wir?", fragte ich. ,,In den Wald. Da können wir Socca richtig springen lassen. Jamie und ich gehen da relativ oft hin und joggen.", antwortete er und ich nickte langsam.

Nach einer kurzen Fahrt hielt Kyle auf einem Parkplatz, der voll war mit Kieselsteinen. Wir stiegen aus und ich hörte Socca schon hinten im Kofferraum springen. Kyle öffnete den Kofferraum und Socca hechtete aus dem Kofferraum. Lachend legte sich Kyle die Leine um den Nacken. Dann schloss er den Kofferraum wieder und wir beide liefen los.

Socca rannte um uns herum, sprang in den Gebüschen umher, wetzte irgendwelchen fliegenden Viechern nach und transportierte Stöcke von der einen Seite des Weges zum Anderen.

Kyle führte mich die Wege entlang, bis er meine Hand ergriff und mich einen schmalen, fast unentdeckbaren Pfad langführte. Socca folgte uns sofort.

,,Als Jamie und ich das erste Mal hier lang sind, hat sich Jamie zwei Zecken geholt und er ist fuchsteufelswild geworden. Denn, wie du ja weißt, Jamies Waden sind beide tätowiert. Die eine Zecke saß in der Mitte des rechten Tattoos, die Andere saß in der Mitte des linken Tattoos.", erzählte Kyle mir und ich lachte. ,,Seitdem hechtet er immer hier durch, rennt so schnell er kann, um bloß nicht nochmal eine Zecke zu bekommen. Es ist beinahe so, als würde er seine Beine in die Hand nehmen.", schmunzelte Kyle und ich musste weiterhin lachen.

Nach einem Stück, bei dem die Gebüsche direkt am Weg waren und einem beinahe die Beine striffen, wurde der Weg breiter und wir liefen auf plattgetretenem Boden. Kyle führte mich weiter an der Hand und wir stiegen über Wurzeln. ,,Hier bin ich beim ersten Mal richtig auf die Fresse geflogen und Jamie hat mich komplett ausgelacht, bis ich ihn an die Zecken erinnert habe und seine Laune wieder im Keller war.", erzählte Kyle nun und ich lachte wieder los.

Der Weg, den er mich langführte, ging noch ein Stück, bis er mich dann zum Halten brachte. Die Gebüsche, die unseren Weg begleitet hatten, teilten sich nun in eine Art Kreis und in der Mitte dieses Kreises stand ein großer, starker Baum.

Ich sah mich erstaunt um. Kyle führte mich zu dem Baum und strich mit den Fingern über eine Stelle am glatten Stamm. Mit großen Augen sah ich auf die Stelle.

Kyle
Jamie

war dort untereinander eingeritzt.

Ich hob meine Hand und strich mit dem Finger über die eingeritzten Buchstaben. Kyle zog mich sanft ein Stück zurück, ehe er plötzlich ein Klappmesser aus seiner Hosentasche zog.

Kaici

ritzte er unter Jamie. ,,Kyle, ich...", begann ich, doch er unterbrach mich mit einem Kopfschütteln. ,,Hier haben Jamie und ich uns zurückgezogen, wenn es uns mies ging. Das hier war immer unser Rückzugsort und jetzt ist es auch deiner.", meinte er dann. ,,Aber, das war euer Ort.", meinte ich nun kopfschüttelnd. ,,Jamie wird nichts dagegen haben. Er wird sich wahrscheinlich sogar freuen.", grinste Kyle und fuhr dann mit der Hand über die frisch eingeritzten Buchstaben. Dadurch strich er die Holzspäne, die durch das Einritzen entstanden waren, weg.

Wir beide ließen uns auf dem Boden nieder und lehnten uns gegen den Baumstamm. Ich runzelte die Stirn, als er aus der Hosentasche eine Schachtel rauszog. Die Schachtel war aus Metall und er ließ sie aufschnappen. In der Schachtel befanden sich Zigaretten. Also war das eine Zigarettenschachtel, aber eine wieder verwendbare, in die man die Zigaretten füllte.

Missbilligend sah ich ihn an. ,,Schlechte Angewohnheit, die ich von Jamie übernommen habe.", erklärte er leise, schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zog das Feuerzeug an der Seite der Schachtel hervor. Er zündete die Zigarette an und zog den Rauch in seine Lungen.

,,Wieso tut er das? Und wieso hast du es von ihm übernommen?", wollte ich kopfschüttelnd wissen und er seufzte, während er den Rauch ausblies. ,,Jamie wirkt zwar so, als würde er alles auf die leichte Schulter nehmen, aber dem ist nicht so. Er hat es alles andere als einfach, außerhalb der Schule und er trägt es nach außen, indem er so ein Arschloch ist. Und das Alles ist so viel Stress bei ihm, dass er zu Zigaretten greift. Er bildet sich ein, dass sie seinen Stress mildern. Und weil er die ganze Zeit neben mir geraucht hat und mir dann auch welche angeboten hat, habe ich irgendwann mal dran gezogen und ab da dann auch angefangen zu rauchen.", erklärte er mir und ich nickte.

Wir schwiegen, während Kyle seine Zigarette aufrauchte.

Soulmates - eine etwas andere Jamie Campbell Bower FanfictionWhere stories live. Discover now