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Jimin

„Ja! Bis morgen Tae!", sobald mein bester Freund, sich von mir getrennt hat und in eine andere Straße eingebogen ist. Kann ich nicht aufhören, meinen Blick panisch, durch die Umgebung streifen zu lassen.

Er hat den Kellner umgebracht. Der Gute war so nett zu mir, kann man das überhaupt so deuten? Er hat mir meine Bestellung gebracht, weil es sein Job war. Also ist er dann doch eigentlich nett, oder? Er könnte meine Bestellung immerhin auch einfach auf den Boden schmeißen und darauf seine neue Samba-Tanzeinlage üben. Tanzte er überhaupt Samba?

Durch meine Gedankengänge, lass ich die Umgebung außer Acht und renne somit, komplett abwesend, gegen die nächst beste Laterne. Nach dem plötzlichen Aufprall, unsanft auf den Boden aufkommend, sehe ich mich aufmerksam um. Vielleicht hat der Typ jetzt keine Interesse mehr und hört auf, mich zu beobachten. Immerhin bin ich gerade in Gedanken, wie mein einer Professor, welcher immer das Buch vor der Nase hat und überlegt was er den Studenten diesmal unnützes vorkauen will, gegangen. Nachdem ich so wie dieser gegangen bin, der Anblick seiner Gangweise ist beängstigend und daher ein eindeutiger Abturn, bin ich wie eine Blindschleiche gegen die Laterne gerannt. Wobei diese nicht nur den Namen trägt, sondern dieser ihr auch zusteht und dadurch schleicht sie durch die Gegend, als ob sie das Buch von dem Professor vor den Augen hätte, welches dieser neulich verloren hat. (Wenigstens wurde in dieser Stunde dann über Brot geredet.) Nachdem ich Professor und Blindschleiche gewesen bin, bin ich wie ein behinderter Elefant, auf meinen Hintern gefallen. Wenn Elefanten so sitzen, sieht es aber eigentlich süß aus. Also, ist diese Theorie für die Tonne, er hat bestimmt noch Interesse an mir. Also ist das Stalking nicht beendet.

Somit stehe ich, meine Hand wie ein Opa in den Rücken stemmend, wieder auf und lasse meinen Blick durch die Umgebung gleiten.

Müsste es einen nicht auffallen, wenn man die ganze Zeit beobachtet wird? Die Person könnte doch auch mal stolpern und dann, spätestens, sollte man es merken, oder? Aber ich hab es nicht gemerkt, also ist diese Theorie auch für die Tonne.

Wieder in meinen Gedanken vertieft, wobei diese viele Gänge und Wege haben und mir dadurch wie ein Labyrinth scheinen, merke ich nicht wo ich bin. Ich bin nämlich an meiner Wohnung vorbeigerannt, wobei ich diese gerne wechseln würde. Inwiefern, kann ein Stalker, einen dabei verfolgen? Würde er mir folgen, wenn ich nach Australien fliehe? Wahrscheinlich.
Meinen Blick hebend, bemerke ich den verwirrten Blick, von einem meiner Nachbarn. Mich von ihm abwendend weiter umsehend, kann ich diesen langsam nachvollziehen und bleibe stehen.
Den Nachbarn panisch nett anlächelnd, drehe ich mich um und gehe dann zu meiner Wohnungstür. Sein Blick ist mir dabei nicht entgangen, beim nächsten Kaffeekränzchen, bin ich bestimmt ein Thema zum beschweren.

Es ist mir sogar nur etwas peinlich, heute zum zweiten Mal, diese Blindschleiche mit dem Buch der offiziellen Blindheit vor den Augen, zu sein.

Als ich gerade panisch versuche, mit zitternden Händen den Schlüssel in sein passendes Gegenstück, den Schloss, zu stecken fällt mein Blick, welcher panisch durch die Gegend wandert, auf den Briefkasten. Ob er?
Langsam lass ich vom Schloss ab, dies sollte ich vor lauter Zittern am besten eh aufgeben, bringt nichts. Somit dann nicht nur meinen Blick zum Briefkasten werfend, sondern langsam auch auf diesen zugehend, hebe ich die Klappe, eh ich nach einem nervösen inspizierenden Blick, erleichtert ausatme. Es gibt zum Glück täglich nur einen Brief.

Nachdem ich heute Morgen, diesen verstörenden dritten Brief bekommen habe, habe ich nicht nur panisch alle Rollläden hochgerissen, sondern auch die Nachrichten geguckt. In diesen wurde tatsächlich von dem Fund zweier Polizisten gesprochen, beide Tod, ihre Kehle aufgeschnitten. Die beiden, waren gestern noch bei mir, haben meinen Fall aufgenommen und heute? Sie saßen leblos am Boden, vor der Wache.

i see you. | yoonmin  ✔Where stories live. Discover now