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Jimin

Den heute bekommenden Brief, habe ich panisch in den Müll geschmissen, nachdem ich ihn mir 20mal durchgelesen habe.

Er hat meinen Professor umgebracht?

Wahrscheinlich sogar der Professor, nach der Beschreibung, dem ich es zu verdanken hatte diese Hoffnung zu bekommen, dass mein Stalker keine Interesse mehr hat. Dank ihm war ich diese Blindschleiche mit seinem Buch vor den Augen, welche gegen die Laterne gerannt ist und hatte sogar seine erschreckende Gangart.

Dieser Mann, der mich spontan aus den Büchern entnommen etwas gelehrt hat, genau dieser ist Tod?
Sollte ich ihm danken er hatte schon recht. Ich war mies gelaunt ;es sind Falten entstanden, weil der Professor sein Buch vergessen hatte. Statt uns einen seiner langsamen Vorträge zu halten, bei denen man gut mitschreiben kann, hat er ein Video abgespielt. Ich würde der Frau von diesem gerne einen Orden für 'schnellste Sprechen' überreichen. Wir mussten dazu natürlich auch Notizen anfertigen. Jeder hat, nachdem ersten Satz der Frau aufgegeben und ich hab Angst. Ich werde anscheinend eh bald geholt, also könnte ich mein Studium so oder so nicht beenden. Dennoch habe ich Angst, weil ich es beenden will. Die Angst scheint dennoch, wegen der möglichen Entführung, unbegründet.

Trotz das ich ihm vielleicht danken könnte, er hat mir immerhin diesen komischen Professor genommen, auf eine Art, die ich genauer nicht erläutert haben will. Dennoch war dieser Mann mein Studiumguid, ich habe ihn doch gebraucht!

Langsam vom Stuhl aufstehend, es ist früh, ich bin eigentlich nur wegen diesem Brief aufgestanden.

Diese ganzen Briefe, sie verängstigen mich, sehr, aber gleichzeitig will ich auch wissen was er als Nächstes vorhat. Immerhin bin ich Teil seines Plans, wenn nicht sogar der Hauptteil, aber es ist wie ein Krimi für mich. Es baut Spannung auf und man will den nächsten Zug wissen. Eigentlich hasse ich Krimis, Fantasie ist das Gebiet welches mich fasziniert. Die Autoren erschaffen manchmal Welten, die einen zum Staunen bringen, ich finde es unglaublich was in den Köpfen von manchen rumschwirrt, während ich kreativ nicht begabt bin.

Doch ich warte stattdessen auf den Fortschritt in meiner eigenen, von jemand Fremdes angefertigten, Geschichte. Auch wenn ich es hasse sowas zu lesen, tue ich dies zurzeit, es geht darin immerhin um mich, mein Leben.
& es ist keine Geschichte, sondern die Realität, welche mich gerade umringt. Sie wird von einer mir fremden Hand, für mich geschrieben. Sollte nicht jeder selbst, seine Geschichte schreiben?

Ich will heute nicht zu den Lesungen, den Briefen zu folgen, lohnt sich dies eh nicht. Weil ich das Studium wahrscheinlich nie beenden werde, außer mein Stalker ist Professor und kann mir einiges lehren. Hat er dann nicht einen seiner Kollegen umgebracht? Diese Vorstellung lässt meine Haare sich aufstellen und eine Gänsehaut entstehen.

Langsam verlassen ich, nicht am Leben motiviert, die Küche und betrete das Wohnzimmer. Mein Blick schweift durch den Raum. Der Stalker hat bis jetzt nur Aktivitäten von mir erwähnt, die er von den Fenstern aus sehen kann, nichts Innerartiges, entweder er verheimlicht es oder er hat sowas wie Kameras nicht angelegt. Sonst hätten auch die Rollläden wenigstens unten bleiben können.

Den Gedanken an Kameras nicht komplett abschaffend, setze ich mich aufs Sofa.
Nie wieder nackt durch die Wohnung rennen. Hab ich das vorher überhaupt mal gemacht? Aber es steht fest, nie wieder.
Was müsste das für ein Anblick sein, für einen Stalker, wenn er auf den Monitor starrend, seinen Liebling entblößt sieht?
Wahrscheinlich stirbt er vor Freude bei diesem Anblick oder vergrößert diese Ansicht noch extra. (Um diesen Moment selbstverständlich zu genießen.)

i see you. | yoonmin  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt