Camping - L.S.

15.05. 14:07 Uhr

Louis ist rundum zufrieden, als sie einige Zeit später zusammen an der Reling der Fähre stehen und auf das Wasser hinaus schauen. Er atmet einen tiefen Zug der salzigen Meeresluft ein und hält kurz den Atem an, bevor er die Luft wieder aus seinem Körper strömen lässt. Der leichte Fahrtwind ist eine willkommene Abwechslung in der sommerlichen Hitze, wenn auch nicht so angenehm wie die kühlende Klimaanlage Liams Autos. Etwas mehr als drei Stunden würde die Überfahrt dauern, ehe sie noch eine letzte Stunde im Auto verbringen müssen, bis sie endlich an dem von ihnen gebuchten Campingplatzankommen werden.

„Soll ich noch jemandem einen Kaffee mitbringen? Ich brauche jetzt einen". Liam guckt die Angesprochenen erwartungsvoll an, aber beide schütteln mit dem Kopf. Achselzuckend macht er sich auf den Weg, aber Louis schenkt ihm längst keine Aufmerksamkeit mehr. Er kramt in seiner Hosentasche herum, schiebt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und hält dann Zayn die Schachtel hin. Auch er nimmt sich eine heraus und zündet seine und Louis schweigend an, den Blick noch immer auf das Wasser gerichtet.

„Erzähl schon, ich will alles wissen", unterbricht der kleinere nach kurzer Zeit das Schweigen. Zayn schaut ihn erst fragend an, bevor er versteht, worauf Louis heraus möchte. Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf seine Lippen.

„Es ist albern, wir kennen uns erst seit drei Wochen. Ich habe sie an dem Abend in der Bar kennengelernt, an dem du so früh gegangen bist, wegen deiner Klausur". Louis zuckt beim Wort Klausur kaum merklich zusammen, aber Zayn kennt seinen besten Freund schon zu lange, um nicht zu bemerken, dass etwas bei ihm momentan nicht rund läuft.

„Wenn du so weit bist, kannst du mit mir oder Liam darüber sprechen, das weißt du, oder? Wir merken, dass etwas nicht stimmt, Lou". Er lächelt schmal, als er Zayn dankbar zunickt. Dankbar, dass er ihm seine Zeit gibt und ihn nicht zu einer Erklärung zwingt, die er selbst noch nicht gefunden hat. Er nimmt einen tiefen Zug seiner Zigarette und wartet, dass Zayn weiter von seiner mysteriösen Bekanntschaft spricht.

„Also: Sie heißt Gigi, und sie ist ziemlich umwerfend. Würdest du auf Frauen stehen und wärst ein wenig unbekümmerter als zur Zeit, dann hättest du sie ganz sicher auch angesprochen. Sie ist lustig und schlau und irgendwie ganz anders als ich, aber dabei auch absolut faszinierend", spricht Zayn in rasantem Tempo. Louis lacht nur kurz über seine Ausführung und freut sich über das Glück seines besten Freundes. Er hat es verdient.

Sie sprechen nicht mehr viel, auch nicht, als Liam irgendwann wieder zu ihnen zurückkehrt. Alle hängen still ihren Gedanken nach, bis ausgerufen wird, dass sie in kürze in Dublin ankommen werden. In Ruhe laufen sie daraufhin zu ihrem Auto zurück und lassen die Fenster runter, um die aufgeheizte Luft loszuwerden.

Als sie anlegen, dauert es nicht lange, bis sie die Fähre wieder verlassen können und die letzte Strecke ihrer Reise auf sich nehmen.

„Ich könnte kotzen, wenn ich daran denke, dass wir die beknackten Zelte gleich aufbauen müssen", unterbricht Louis selbst irgendwann die Stille. Sie war nicht störend, aber er hat keine Lust mehr, sich mit seinen eigenen Gedanken zu beschäftigen. Das zieht ihn nur unnötig in eine unangenehme Stimmung, und in die möchte er auf diesem Trip auf keinen Fall verfallen.

„Wenn wir später endlich Geld haben, fliegen wir in ein Hotel. Vielleichtnach Amsterdam oder in die Schweiz", schließt sich Liam direkt dem Gespräch an. Er schenkt ihm ein aufmunterndes Lächeln durch den Rückspiegel.

„Scheiß auf die Zelte, Hauptsache wir kommen gleich an. Der Druck auf meiner Blase ist nicht von dieser Welt, ich werde wahnsinnig". Louis lacht laut und unbeschwert auf, fängt dann an von Wasser zu sprechen und Geräusche von rauschenden Flüssen nachzuahmen, um Zayn zu nerven. Eben dieser wird immer zappeliger auf seinem Platz und drückt seine Hände krampfhaft in die schwarzen Sitze.

„So, wir sind endlich da". Der Fahrer lacht und biegt auf eineunscheinbare Auffahrt ab.