Camping - L.S.

18:54 Uhr

„Oh guckt mal, da steht ein neues Zelt neben uns", ruft Liam überrascht aus, als sie wieder auf die Wiese des Campingplatzes fahren. Tatsächlich steht in weniger Distanz zu ihrem 'Lager' ein weiterer Pavillon und zwei kleine Zelte, aber von den Bewohnern und einem Autofehlt jede Spur. Louis ist erleichtert, er hat wenig Lust auf neue Menschen und die immer gleichen Unterhaltungen mit ihnen. Er weiß nicht mal genau, was er ihnen über sich hätte erzählen sollen.

„Da bin ich mal gespannt, wer da wohnt. Hoffentlich keine Spackos" lacht Zayn und wirft sich wieder in seinen Campingstuhl. Typisch, er liebt es neue Leute kennenzulernen und Verbindungen herzustellen. Egal, wo man mit ihm in London hingeht, er kennt immer jemanden und kann sich mit jedem unterhalten. Louis beneidet ihn. Er konnte das auch mal, als er noch nicht so verdammt unsicher in allen Dingen geworden ist. Als seine Lache noch die lauteste war und seine Augen mit denen der anderen um die Wette gestrahlt haben. Gott, seine Gedanken klingen viel zu kitschig. So weit ist es doch nun wirklich noch nicht mit ihm.

„Heute dann warme Ravioli, oder wie sieht es aus?". Liam wartet eine Antwort gar nicht ab, sondern packt direkt den Kocher aus und leert eine Raviolidose in einen der beiden Töpfe. Irgendwie ist er schon eine kleine Gruppenmama.

„Jungs, ich hole schon mal Wasser, damit es morgen früh nicht so lang mit dem Kaffee dauert". Louis schnappt sich den kleinen Kanister und stapft damit in Richtung der Häuser. Es riecht angenehm nachgemähten Gras und irgendwie frisch, was bestimmt von der Nähe der Küste kommt. Louis nimmt einen tiefen Luftzug und fühlt sich unbeschwert und irgendwie auch ein bisschen glücklich. Seine vorherigen Gedanken sind verfolgen, und einen kurzen Augenblickbildet er sich ein, dass der Urlaub ihm vielleicht doch helfen kann und alles ganz anders ist, wenn er wider zurück nach London muss. In den Trubel und den Stress und die Geschwindigkeit des Lebens. Und auch in die Uni.

Als er mit dem vollen Kanister zurück zu seinen Freunden geht, sitzen diese schon mit einem geöffneten Bier vor sich Ravioli essend am Tisch und unterhalten sich laut und angeregt. Er grinst beim Anblick der beiden.

„Louis, entscheide du: Wer kann sein Bier schneller austrinken? Ich oder Liam?" begrüßt Zayn den Wiederkehrenden. Eben dieser zeigt auf Zayn, stopft sich einen Löffel Ravioli in den Mund und öffnet sich noch kauend ein Bier. Der Schwarzhaarige hingegen springt jubelnd auf und trinkt sein Getränk in einem Zug aus, bevor er sich glücklich vor sich hinsummend ein weiteres öffnet. Louis lächelt dem leichtenttäuschten Liam kurz entschuldigend zu, während er selbst einen Schluck aus seiner Flasche nimmt. Kurz verzieht er das Gesicht, warmschmeckt die bittere Flüssigkeit nicht ganz so gut wie sonst, aber hier fehlen einfach die Möglichkeiten, etwas zu kühlen. Er nimmt noch einen weiteren Schluck, der zweite ist schon nicht mehr ganz so schlimm, aber noch weit von lecker entfernt. Genau wie die Ravioli, die warm nicht viel angenehmer als kalt sind. Nudeln sind in keiner Form sein Ding, dann lieber Reis oder Kartoffeln.

„Nichts für ungut, aber das schmeckt alles so abnormal scheiße, ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll". Seine Stimme klingt belustigt.

„Stelle dich nicht so an. Es gibt Menschen, die haben weder Essen noch trinken".

„Und wenn du ihnen das hier vor die Nase stellen würdest, würden sie sich hundert für nichts entscheiden, so gut schmeckt das, Liam" .Louis lacht laut über Zayns Vergleich, auch wenn er sich ein ganz kleines bisschen schlecht dabei fühlt. Seine Eltern haben ihm beigebracht, keine Witze über das Leid anderer Menschen zu machen, und er hält sich bis heute noch die meiste Zeit daran.

„Auf einen ereignisreichen Abend" ruft Louis glücklich und stößt mit seinen Freunden an. Das warme Bier, das dabei über den Rand der Flasche auf seine Hand schwappt, leckt er angeekelt ab, ehe er noch einen tiefen Schluck aus seiner Flasche nimmt. Langsam schmeckt ihm das Bier doch.