18.07. 15:00 Uhr

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Sie laufen den gleichen Weg zurück, auf dem sie auch hingelaufen sind. Resigniert muss der Älteste der Gruppefeststellen, dass seine Schachtel geleert ist und er nur noch eine weitere eingepackt hat. Er wird wohl oder übel weniger rauchen müssen oder sich nach einem Automaten umsehen müssen. Aber gibt es die in Irland überhaupt? Er bezweifelt es stark, das Land wirkt viel zu friedlich für Zigarettenautomaten, die die schöne Landschaft besudeln könnten. Sie sind nur noch drei Tage hier, in der Zeit wird er mit einer Schachtel auskommen. Oder Zayn anschnorren, der hat bestimmt noch mehr mit.

Sie kommen wieder auf der Wiese an. Schon aus der noch weiten Entfernung hört Louis die nervigste Lache, die er jemals vernehmen musste. Beim Aufsehen bemerkt er, dass sie dem Kumpel oder Freund oder was auch immer seines Schönlings gehört. Die beiden spielen gerade zwischen den beiden Lagern mit einem komischen Ball, den sie sich gegenseitig zu werfen und zurückschlagen. Sie scheinen viel Spaß zu haben, denn beide grinsen oder lachen laut auf. Louis kann seinen Blick nicht von den geschmeidigen Bewegungen des Größeren abwenden. Am liebsten hätte er sich wieder eine Kippe angezündet, aber die hat er gerade nicht parat, weshalb er sich einfach mit dem Starren zufrieden gibt, während sie immer näher kommen.

Auch als Louis schon lange in seinem Stuhl sitzt, kann er nirgendwo anders hinschauen. Sein Blick ist gefangen von dem schönen Mann, der nur eine kurze schwarze Stoffhose trägt und seine Locken immer wieder aus dem verschwitzten Gesicht streicht, wenn es das Spiel gerade zulässt. Die beiden sind so in ihr Spiel vertieft, dass sie gar nicht bemerken, dass ihre Nachbarn wieder angekommen sind. Erst als der merkwürdige Spielball in Louis Richtung fliegt, dreht er sich erschrocken mit hochrotem Kopf zu seinen grinsenden Freunden um .

„Keine Sorge, Lou, die haben dein Anschmachten bestimmt nicht bemerkt. Obwohl der Hübsche deinen Rücken gerade ausgiebig betrachtet hat", lacht Liam. Sein Kopf wird noch ein bisschen roter, schnell senkt er beschämt seinen Kopf.

„Ach Lou, du hast dich ja wirklich ein bisschen verguckt".

„Quatsch. Und selbst wenn, guckt ihn euch doch mal an. Ein Mann kann nicht mehr Heterosexualität ausstrahlen als der. Er hat hundert eine Freundin, die zuhause auf ihn wartet". Seine Stimme klingt geknickter, als er eigentlich beabsichtigt hatte.

„Lass uns erst mal den Kocher anschmeißen, nach einer schönen Portion Ravioli sieht die Welt schon wieder ganz anders aus".

„Hast du eigentlich aus was anderes als Ravioli gekauft?", fragt Zayn empört. Louis lacht laut auf, als Liam grinsend seinen Kopfschüttelt.

„Alter, Liam, nach diesem Urlaub haben wir alle ein Raviolitrauma, wie kannst du uns das antun?".

„Stell dich nicht so an Zayn, zuhause isst du die doch auch täglich".

Die kleine Diskussion der beiden wird nur noch zu einem Hintergrundrauschen, als Louis seinen Blick wieder verstohlen auf seine Nachbarn wirft. Sie spielen nicht mehr mit dem komischen Ball, sondern sitzen auf ihren Stühlen und führen ein lebendiges Gespräch. Louis Liebling gestikuliert viel mit seinem ganzen Körper und steht zwischendurch sogar auf, was seine Begleitung immer wieder zum Lachen bringt. Auch auf Louis Gesicht stiehlt sich ein kleines Lächeln.

Als der Schönling in seine Richtung blickt, steht Louis abrupt aufwendet schnell seinen Blick auf das Zelt.

„Ich hole fix eine neue Schachtel aus meiner Tasche", murmelt er mehr sich selbst als den anderen zu, bevor er sich in seinem Zelt auf die Isomatte legt und ein paar tiefe Atemzüge nimmt. Angestrengt fragt er sich, ob er beim Starren erwischt wurde.

„Louis, die Ravioli sind warm. Du musst dich nicht weiter verkriechen, die beiden sind gerade weggefahren". Louis muss gar nicht erfragen, wer gemeint ist. Er kramt seine letzte Schachtel aus der Tasche und kämpft sich wieder aus dem Zelt raus, ehe er sich zu seinen Freunden setzt. Die Ravioli stehen schon dampfend in einem der Pappteller vor ihm. Kurz grinst er seinen Freunden entschuldigend zu und nimmt anschließend einen Löffel des heißen Essens.

„Wir haben gerade überlegt, dass wir gleich eine Runde pokern wollen. Wir sind uns nur uneinig über den Einsatz. Hast du eine Idee, Lou?". Die Frage kommt von Zayn.

„Der Gewinner der jeweiligen Runde darf entscheiden, wer sein Bier austrinken muss?". Er nimmt noch einen Löffel der Ravioli, obwohl er eigentlich nicht so richtig Hunger hat. Seine Hände zittern kaum merklich. Innerlich verflucht er sich dafür, dass er sich in den letzten Wochen so abhängig von Nikotin gemacht hat.

„Gute Idee, machen wir so. Hoffentlich geht es mir dann morgen früh aber nicht so schlecht wie heute Morgen".


„Du verträgst gar nichts, Liam. Bete einfach, dass du jede Runde gewinnst". Die Jungs lachen. Während die anderen beiden weiteressen, zündet Louis sich seine verdiente Zigarette an und lässt seinen Blick zum Lager der Nachbarn wandern. Von beiden ist keine Spur zu sehen.

Camping - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt