16.07. 7:56 Uhr

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Louis wird am nächsten Morgen von der Helligkeit in seinem Zelt geweckt. Es riecht nach Plastik und dem Rauch in seiner Kleidung. Es ist unangenehm warm, fast schon heiß, und stickig. Alles in einem fühlt er sich noch unwohler als in seiner bescheuerten Wohnung, die genauso spartanisch eingerichtet ist wie dieses Zelt. Nur die Kaffeemaschine dort machtes ertragbar.

Alle Versuche, sich nochmal umzudrehen und weiterzuschlafen sind erfolglos, weshalb er sich geschlagen gibt und einen kurzen Blick auf sein Handy wirft. 7:56 Uhr und eine Nachricht von seiner Mutter leuchten ihm entgegen. Er wirft das Handy genervt zur Seite und zieht sich eine kurze Sporthose und ein frisches T-Shirt über. Nichts besonderes, aber bequem und für einen Campingplatz dieser Klasse definitiv ausreichend. Vielleicht nicht für einen Trip nach Dublin, aber das ist ihm egal. So egal, wie einem die Meinung der anderen Menschen halt egal sein kann.

Nachdem er den Reißverschluss der Zeltöffnung gefunden hat, kämpft er sich erfolgreich aus dem Zelt und verschafft sich einen Überblick über das kleine Chaos. Schnell werden alle Bierflaschen eingesammelt und wieder in die Kiste gestellt. Nicht, dass ihn die Unordnung stören würde, lebt er doch sonst selbst ziemlich ranzig. Aber Liam und Zayn würde es freuen, wenn er zumindest ein bisschen was tut, was man normalerweise machen würde. Er will ihnen nicht noch mehr Gründe geben, sich sorgen zu machen, Zayn hat ihm auf der Fähre deutlichgezeigt, dass sie dies schon tun. Natürlich komplett unnötig, er hat alles im Griff.

Louis würde sehr gerne seinen morgendlichen Kaffee zu der Zigarette trinken, die er sich angezündet hat, aber der fehlende Campingkochermacht das ganze Unmöglich. Kurz denkt er darüber nach, mit seinem Feuerzeug etwas Wasser im Becher zu erhitzen, als auch schon Liam aus seinem Zelt gestolpert kommt und sich wortlos mit zerknautschtem Gesichtsausdruck neben Louis setzt.

„Wollen wir Zayn wecken? Dann können wir los und bekommen unseren Kaffee", schlägt Louis nach kurzer Zeit vor. Er funktioniert einfach nicht richtig, wenn er nichts von der schwarzen Flüssigkeit zu sich genommen hat. Er ist sich ziemlich sicher, dass es seinen Freunden genauso geht. Bestätigt wird dies, als Liam ihm nur kurz zunickt und erschöpft nochmal die Augen schließt.

„Zayni, zieh dir was an und komme raus, wir wollen Kaffee trinken gehen", schreit Louis also gegen Zayns Zelt und wirft zur Verdeutlichung noch einen der leeren Bierdeckel des vergangenen Abends gegen dieses. Dass Zayn den Bierdeckel bemerkt hat, bezweifelt er direkt, da der Deckel nur am Zelt runterrutscht. Dennoch steckt Zayn kurze Zeit später seinen Kopf durch die Öffnung und beteuert den anderen, dass er in wenigen Minuten fertig sei und sie dann in den Tag starten können.

Einige Zeit später sitzen sie alle zusammen mit belegten Brötchen und Kaffee in Pappbechern in Liams Auto und fahren in Richtung Dublin.

Louis hat seinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt und schaut interessiert nach draußen. Die Landschaft ist gekennzeichnet von weitläufigen Wiesen, auf denen er hin und wieder kleine Schafherden entdeckt. Auch durch kleine Dörfer kommen sie, denen der Älteste nun mehr Aufmerksamkeit als am vergangenen Tag schenkt. So ist er ganz ins einen Gedanken versunken, als das Auto endlich auf einem Parkplatz zum Stehen kommt und alle drei aussteigen.

„Wir sollten als erstes einen Gaskocher kaufen, bevor wir das wieder vergessen. Noch einen Morgen ohne Kaffee halte ich nicht aus". Liam ist enthusiastisch und macht sich direkt auf den Weg, während die anderen mit etwas Abstand hinter ihm herlaufen und Louis sich eine weitere Zigarette anzündet.

„Du rauchst in letzter Zeit echt viel, Lou. Pass ein bisschen darauf auf, OK?", fragt Zayn leise, ehe er Liam fragt, ob dieser überhaupt weiß, in welche Richtung sie laufen müssen und welchen Laden er ansteuert.

Zusammenirren sie durch die Straßen Dublins, bleiben immer wieder neben besonders beeindruckenden Gebäuden stehen und philosophieren darüber, was für Menschen dort wohl wohnen, wie ihr Alltag aussieht und wie sie ihr Geld verdienen.

Gleiches machen sie mit besonders außergewöhnlichen Menschen, die ihnen ab und zu entgegengelaufen kommen.

„Der sieht aus wie du, Lou", lacht Zayn, als ihnen ein kleiner, ziemlich dürrer Mann entgegen kommt, der genervt auf sein Handy schaut, während er einen Zug von einer Zigarette nimmt.

„So grimmig gucke ich doch gar nicht. Und so klein bin ich schon gar nicht, du Arsch". Er weiß, dass er sogar noch ein Stück kleiner ist und viel grimmiger guckt, aber sollen Zayn und Liam doch ihren Spaß haben.

„Jungs, da ist ein Zeltladen. Da bekommen wir ganz sicher unseren Kocher". Seine Freunde betreten den Laden, aber Louis bleibt noch draußen stehen und raucht.



Camping - L.S.Where stories live. Discover now