You. ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ

ELEVE:N

Weitere Wochen flogen vorbei, und es war schon Ende November, als Jimin auf die grandiose Idee kam, das Semesterende mal richtig zu feiern. "Du musst endlich mal raus, und Taehyungie muss auch mal was sehen von der Stadt, nicht nur eure doofen Netflix Abende!" beschwerte er sich, als er neben Tae auf dem Sofa saß und sich ein Stück Pizza nahm. Es war absolut normal für uns geworden, zu dritt abzuhängen. Klar, ich traf mich mit meinem besten Freund auch mal alleine, aber meist bevorzugten wir es, einfach mit Tae zusammen zu sitzen und zu reden. "Muss das sein?" fragte Tae dann, was mich zum Lachen brachte. "Ja, es MUSS!" stand Jimin dann auf und klatschte sich in die Hände. "Geh dich fertig machen, ich kümmer mich um diese Großbaustelle!" wies Chim Tae an, der sich kopfschüttelnd ergab und erst im Schlafzimmer, dann im Badezimmer verschwand. 

"Warte, du hast mich grad nicht ernsthaft Großbaustelle genannt?" deutete ich böse auf mich, doch mein bester Freund fing nur an zu lachen. "Sei mal ehrlich zu dir, du hast dich schon echt gehen lassen." schimpfte Jimin mit mir, und ja... Irgendwie hatte er recht. Meine Haare waren wirklich lang geworden, und ich trug meistens einen Zopf, da sie mir immer ins Gesicht fielen. "Ich werd dich so richtig aufstylen, dann wird Tae über dich herfallen!" kicherte Jimin, als er mit mir ins Schlafzimmer ging. Direkt sprang ich ihn an, legte meine Hand auf seinen Mund und wäre fast an einer Herzattacke gestorben, da ich befürchtete dass Tae uns gehört hatte. "CHIM!" meckerte ich und schloss die Tür. "Ich meine, ist ja nicht auffällig, dass ihr beide aufeinander steht.." zuckte er mit seinen Schultern, und in dem Moment fragte ich mich, womit ich ihn nur verdient hatte. "Wann willst du dir endlich eingestehen, dass du ihn genauso sehr liebst, wie er dich?" wurde Jimin nun ernster, und ich wusste was er meinte. 

Klar hatte ich ihm von dem Gespräch von Tae und mir erzählt, und auch dass meine Gefühle für ihn eigentlich nicht anders waren, doch ich einfach nicht bereit war für eine Beziehung. Mein schlechtes Gewissen Taehyung gegenüber wuchs von Tag zu Tag, da ich Angst hatte, niemals für etwas neues bereit zu sein. Was, wenn ich seine Zeit nur verschwendete? Wenn er vielleicht die Liebe seines Lebens treffen würde, doch ihr oder ihm keine Chance gibt, da ich ihn hinhielt? Das hatte er wirklich nicht verdient. Und seit Jimin von meinen Gedanken wusste, nutzte er fast jede Situation, um Tae und mich irgendwie zusammen zu bringen. So wie heute, er wollte mich aufbrezeln, nur mit dem Hintergedanken, es für Tae zu tun. Ich freute mich, wollte Taehyung zwar auch gefallen, doch ich war am Ende immer  noch ich. Chim durch wühlte den Kleiderschrank, den Taehyung und ich uns teilten, bis er mir eine enge hellblaue Jeans mit ein paar Rissen hinhielt und ein schwarzes Hemd, welches jedoch nicht mir gehörte.

"Das Hemd gehört Tae." sagte ich daher, nahm die Hose und zog mich um. "Ich bin mir sicher, er hat kein Problem damit.." lächelte Chim, doch ich war mir nicht wirklich sicher, ob das nicht irgendeine Grenze überschritt. Ich mochte es nicht, wenn man meine Klamotten trug, was, wenn Taehyung das genauso wenig leiden konnte? "Mach jetzt! Ich muss noch dein Makeup und deine Haare machen!" hetzte Jimin mich, und ich beeilte mich, um mich auf das Bett zu setzen, als Chim seine Tasche holte und dort seine gesammelten Utensilien raus holte. War ja klar, er hatte das alles von vornherein geplant. Mein bester Freund pinselte in meinem Gesicht herum, schnitt sogar ein wenig an meinen Haaren, da diese 'Absolut keinen Schnitt haben, Gott kein Wunder dass du aussiehst wie ein Obdachloser!', und ja, ich zitierte ihn. Nach ner knappen Stunde war ich dann fertig, und Jimin anscheinend zufrieden mit seinem Werk. "Willst du dich nicht fertig machen?" fragte ich ihn dann, als ich mich selbst im Spiegel begutachtete. 

Ich sah verdammt gut aus. "Ne, ich seh immer perfekt aus." ging er einmal mit seiner Hand durch seine hellen Haare, und ich musste ihm erneut zustimmen. Wie macht er das nur? Meine längeren Haare hatte er in leichte Wellen gelegt, während das schwarze Hemd wie eine zweite Haut an meinem Körper lag. Da ich wieder angefangen hatte, ein wenig zu trainieren sah mein meine Muskeln auch sehr gut. Ein anderer Mensch, das musste ich mir eingestehen. Durch all den Scheiß war ich nicht mehr der kleine Gukkie, der ich noch vor ein paar Monaten war. "Danke." sagte ich und mein bester Freund verstand, was hinter diesem einen Wort stand. "Immer, mein kleiner Guk." legte er mir seinen Arm um die Schulter und schob mich in Richtung Tür, nur um laut nach Tae zu rufen. "TAEHYUNG! DEIN MANN IST ENDLICH FERTIG!" schrie er, und bei Gott ich wollte ihn einfach von der nächsten Treppe werfen. Peinlich berührt senkte ich meinen Blick und schüttelte leicht den Kopf, als ich ein leises "Wow." vernahm. Tae stand vor mir, und mir selbst fiel fast die Kinnlade runter. 

Taehyungs längere Haare lagen ebenfalls leicht gewellt und er trug ein weißes Hemd zu einer engen schwarzen Jeans kombiniert. Wow, das traf es wirklich ganz gut. "Ja, ich weiß, ihr findet euch mega heiß und alles, aber wir müssen jetzt los! Hier will jemand heute noch ein wenig tanzen!" lief er an uns beiden vorbei und schnappte sich seinen Mantel, woraufhin ich nur wieder den Kopf schüttelte. Tae kam auf mich zu und strich mir vorsichtig über die Haare, worauf ich ihn nur anlächeln konnte. "Naja, recht hat er. Ich finde meinen Mann wirklich mega heiß." grinste er nur und zwinkerte mir entgegen, was mich wirklich sprachlos zurück ließ. "Komm schon Baby, wir müssen deinen besten Freund einfangen." lachte er wegen meiner Reaktion, doch ich musste mich erst einmal fangen. Das würde ein verdammt interessanter Abend werden heute, dessen war ich mir sicher.

Drei Stunden später standen wir in einer Disko an der Bar, tranken unser keine Ahnung wie vieltes Mixgetränk und schwitzten von dem ganzen Gezappel auf der Tanzfläche. "OH MEIN GOTT ICH LIEBE DIESEN SONG!" schrie Jimin mir entgegen, trank sein Glas auf ex leer und rannte auf die Tanzfläche, nur um dort allen anderen die Show zu stehlen. Glücklich beobachtete ich ihn woraufhin Tae neben mir erneut leicht durch meine Haare fuhr. "Ich liebe deine Haare, hab ich dir das mal gesagt?" fragte er mich, als wäre es etwas beiläufiges. Die ganze Zeit über suchten wir die Nähe des anderen, man fand uns nur im Doppelpack. Eigentlich hatte ich die ganze Zeit über an Taes Lippen gehangen, als er vorhin mit Jimin über irgendeinen Song geredet hatte. Wie gerne ich ihn einfach küssen würde. Ihm einfach sagen, dass ich ihn so sehr liebe.. Doch ich hatte Angst. Angst, dass sich alles wiederholen würde, wenn ich mich noch einmal auf jemanden so sehr einließ. 

"Ich bin gleich wieder da, muss kurz auf Toilette." lächelte er mich dann an, gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte dann, als wäre er stolz auf sich selbst. "Okay." antwortete ich nur, spielte mit dem Glas in meiner Hand und schaute ein wenig schüchtern zu Boden. Er ließ mich einfach so unfassbar gut fühlen, es fühlte sich an als würde ich schweben. Während ich also auf Tae wartete, beobachtete ich Jimin, wie er wirklich jeden auf der Tanzfläche in Grund und Boden tanzte, da er einfach ganz genau wusste, wie er seinen Körper einsetzen musste. Mädels, haltet eure Jungs fest, Park Jimin ist am feiern! Über meinen eigenen Gedanken kichernd bemerkte ich nicht, wie jemand sich neben mich stellte, erst, als ich an der Schulter angetippt wurde. Ich hatte Taehyung erwartet und drehte mich direkt um, doch mein Blut gefror als ich meinen Cousin erblickte, der mich strahlend ansah.

"Oh mein Gott, du bist es wirklich, Jeongguk! Wie siehst du denn bitte aus?!" sagte er und drehte sich selbst um, nur um meinen Exfreund zu sich zu ziehen. "Ich hab doch gesagt, das ist Guk!" hielt er sich an der Taille von Min fest, nur um mich mit ihm gemeinsam herablassend zu mustern. Min gab Jae einen Kuss, während ich einfach wegsah. Das war wirklich unterste Schublade, was die hier veranstalteten. Und ich? Genau, ich ließ es mit mir machen. "Wow, da hat wohl jemand versucht, sich raus zu putzen.. Naja, wie immer nichts geworden, Kleiner." lachte Min, und ich hätte nicht gedacht, dass man so schnell von Wolke 7 auf den harten Boden der Realität aufkommen kann.