EIGH:T

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Die Sonne strahlte durch die dunklen Vorhänge, so dass ich nur langsam wach wurde. Meine Augen jedoch wollten sich nicht öffnen, und so kuschelte ich mich noch enger an die Quelle dieser unfassbar wohltuenden Wärme. Selten hatte ich so gut geschlafen, keine Alpträume und erst recht keine dunklen Gedanken beim Aufwachen, ich könnte wirklich Bäume ausreißen gerade. Leicht schmatzend vergrub ich meine Nase in dem Kissen, dass jedoch plötzlich anfing zu lachen. Moment, sowas machen Kissen nicht. Vor Schreck riss ich meine Augen auf und schaute in die strahlenden Augen, die mich interessiert musterten. "Guten Morgen mein Bunny.." lächelte Taehyung mich an, strich mir eine meiner wildgewordenen Strähnen hinters Ohr, während ich ihn nur wie ein Auto anstarrte.

"Hi." war alles, was ich raus brachte, denn ich konnte die Information, dass er hier neben mir lag nicht wirklich verarbeiten. "Wie gehts dir?" fragte er dann, während sein Gesicht noch immer sehr nah an meinem lag. Verdammt, ich hatte doch sicher richtig Mundgeruch?! Schnell hob ich meine Hände und verdeckte mein Gesicht, das mir das einfach so unangenehm war. "Gut." antwortete ich ihm, obwohl mir wirklich nach einer erfrischenden Dusche war. "Du kannst eben duschen, wenn es dir dann besser geht." lächelte Tae weiter, ich nickte nur und sprang fast aus dem Bett. Im Badezimmer hatte er mir schon alles vorbereitet, anscheinend wusste er schon dass ich heute morgen direkt ins Badezimmer gehen würde. Auch wenn es mir ein wenig unangenehm sein sollte, dass ich hier ja bei einem im Prinzip Fremden. Jedoch zog ich meine Sachen aus und legte sie ordentlich auf den Boden, stieg in die Dusche und genoss bestimmt 10 Minuten einfach das kalte Wasser, welches meinen Kopf klarer werden schien. Danach putzte ich meine Zähne und erledigte alles, was man morgens eben so erledigen musste.

Als ich das Badezimmer verließ, roch ich schon Spiegelei, ging automatisch dem Geruch nach in die offene Küche, wo Taehyung mit dem Rücken zu mir stand. War das alles wirklich Echt? Oder hatten die Typen gestern mich ins Koma geprügelt? Ohne darüber nachzudenken griff ich an meine Wunde über meinem Auge, die nun ohne Pflaster war. Es war gut verheilt, doch dass es blau werden würde war schon zu sehen. Trotzdem konnte ich mir durch die unbedachte Bewegung ein Zischen nicht verkneifen. Es tat halt doch noch weh. Durch mein aufzischen drehte sich Taehyung zu mir um, lächelte mich so liebevoll an, dass mein Herz doppelt so schnell schlug, wie ich es gewohnt war. "Gehts dir besser?" fragte er mich, ging mit der Pfanne in der Hand zum großen Esstisch, wo schon alles gedeckt war. Milch, Brötchen, verschiedene Marmeladen und Aufschnitt. Er hatte sogar an meinen geliebten Kakao gedacht...

"Setz dich.." wies er mich an, was ich direkt tat und ihn abwartend hinterher sah, als er wieder in die Küche ging. Kurz ließ ich meinen Blick über das Essen schweifen, wusste nicht wo ich anfangen könnte, da alles so lecker aussah. "Hier." sagte er dann, legte mir das Spiegelei auf den Teller, brachte die Pfanne wieder weg. "Danke.." sagte ich, als er sich endlich zu mir setzte. "Kannst du was Essen? Oder willst du nur ne Tablette und deine Ruhe?" fragte er dann, während er sich seinen Tee mit Zucker verfeinerte. Was war hier los? "Taehyung, warum hast du nicht gesagt, dass du hier her ziehst?" fragte ich, und von meiner direkten Frage wohl etwas überrumpelt, kippte er viel zu viel Zucker in seinen Tee. "Ich-" wollte er anfangen, fuhr sich durch seine Haare, die auch jetzt irgendwie perfekt aussahen. "Jeonggukie.." fing er an, und ich schmollte, da er mich nicht bei einem der vielen Spitznamen nannte, die er mir gegeben hatte. "..ich wollte es dir sagen." seufzte er dann und schaute mich mit seinen offenen Augen an, die so sehr strahlten und mir so viel Wärme zeigten, dass ich eine Gänsehaut bekam.

"Aber ich habe mit Jiminie geredet. Viel. Wir waren beide der Meinung, dass wir dich nicht überfordern wollen.." senkte er seinen Blick und ich verstand nicht ganz. "Wie meinst du das? Ich glaube eher ich hätte mich gefreut, wenn ich gewusst hätte, dass du hier wohnst.." schmollte ich weiter. "Jeongguk. Du verstehst nicht ganz.." griff er nun ein wenig fester um seine Tasse. "Ich bin nicht einfach nur so hier her gezogen.. Ich habe das alles schon eine ganze Weile vor gehabt." sprach er weiter, ich nickte nur. "Ja, du hast mir erzählt, dass du in ne größere Stadt ziehen wolltest wegen der Arbeitssuche.." erinnerte ich ihn daran, doch er lächelte nur leicht. "Ich hätte auch gut einen Job finden können in Daegu, Bunny. Ich wollte nach Seoul, weil ich in deiner Nähe sein wollte." gestand er mir und mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. "Wie..?" wollte ich fragen, da ich mir irgendwie nicht umsonst Hoffnungen machen wollte.

"Jimin und ich haben schon früher mal miteinander Kontakt gehabt, und nach allem was er mir von deinem tollen Ex erzählt hatte, war mir klar dass er dich nicht so behandelt, wie man so einen besonderen Menschen wie dich behandeln sollte.." schaute Taehyung mich nun an, hatte seine Tasse zur Seite gestellt. "Denk nicht so von mir, Taehyung. Ich bin nichts besonderes, frag doch alle die wussten, dass ich verarscht wurde und sich hinter meinem Rücken über mich lustig gemacht haben." lachte ich auf, wusste einfach ehrlich nicht, was Tae besonderes in mir sah. "Red nicht so von dir, bitte." bat er mich dann, strich mir durch meine wuscheligen Haare, die schon fast trocken waren. "Ich wünschte, du könntest dich einen Moment lang aus meinen Augen sehen, damit du siehst, wie wertvoll du bist." lächelte er mich traurig an. "Baby, ich bin hier, um dich glücklich zu machen, ich will dir helfen, wieder glücklich zu werden." lächelte er weiter, und ließ mich ein weiteres mal sprachlos zurück. "Aber für heute solltest du erstmal was Essen, dann rufen wir Chim an und können dann gerne was zusammen machen, wenn du willst?" fragte er mich und ich nahm den ersten Bissen von meinem Brötchen.

"Können wir nicht einfach nur einen Filmemarathon machen? Mit viel Nichts tun?" antwortete ich ihm ehrlich, da ich mich durch den Alkohol am Vorabend und die Kopfschmerzen durch die Schlägerei nicht besonders wohl fühlte. "Natürlich.. Trotzdem rufst du gleich Jimin an, er wollte deine Sachen sowieso noch zu mir bringen." fügte Tae hinzu, was mich stutzend in meiner Bewegung inne halten ließ. "Wie?" hakte ich nach, Tae wurde direkt unsicher und schaute zu Boden. "Ich habe gedacht, dass du bei mir bleibst? Immerhin wohne ich hier alleine, bin eigentlich jeden Tag arbeiten, außer am Wochenende.. Und wenn ich Abends heim komme.. Wäre es schön, jemanden hier zu haben?" spielte er unsicher mit seinen Fingern, was mich breit grinsen ließ. "Und du wolltest mich wann genau fragen?" lächelte ich nun selbstbewusst, da ich eh niemals nein zu dem Angebot gesagt hätte, welches er mir gerade indirekte gestellt hatte.

"Du hast gesagt, dass wir einfach zusammen ziehen könnten, dann hätte ich jemanden zum Kuscheln und du keine Sorgen mehr.." erinnerte er sich auch an diesen Witz, den ich ihm gegenüber mal gemacht hatte. Wow. Dass sich all meine kleinen Träume mal erfüllen würden? "Dein Bruder kann natürlich an seinen Besuchswochenenden auch hier her kommen, ich kann dann solange zu Jimin gehen wenn du.." setzt er fort, und ich verneinte direkt. "Nein, das hier ist deine Wohnung, du kannst hier bleiben, ich werde dann zu meiner Mutter gehen, wenn-" fing ich an, bei dem Gedanken daran wurde mir aber direkt schlecht, irgendwie hatte ich nachdem ich bei ihr abgehauen war, mit ihr abgeschlossen. "Nein, er kann hier her kommen, dann machen wir einfach etwas zu dritt?" schlug Tae vor, und ich konnte es mir direkt vorstellen, wie wir uns schöne Wochenenden machten. Mein Bruder würde Taehyung lieben, dessen war ich mir sicher.

"Na gut.." beschloss ich dann und aß den letzten Bissen meines Brötchens. "Dann ruf Chim an, ich werd schon mal ein wenig Platz im Schrank machen." stand Tae dann auf, nachdem auch er aufgegessen hatte. "Danke für das Essen. Ich liebe Spiegelei." lächelte ich ihn an, und er nickte nur kurz. "Ich weiß, Bunny." sagte er und ging ins Schlafzimmer. Wo genau war ich hier, und was war es, dass mein Herz so am ausrasten war? Mein Gesicht lief rot an und ich hätte in dem Moment Luftsprünge machen können, so glücklich war ich. Doch hielt mein Glück ja bekanntlich nie zu lange.

You. ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏOù les histoires vivent. Découvrez maintenant