26. Xiangs Revolution

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Kaum hatte Po diesen markerschütternden Schrei losgelassen, da war Sheng auch schon aufgesprungen. Er raste raus in die Dunkelheit und schlug auf den Schatten ein, der sich über den Panda beugte. Jemand fiel stöhnend nach hinten.
Mittlerweile hatte Po sich wieder aufgerappelt und fuchtelte wie wild mit den Fäusten um sich.
„Wer ist da?!", riefen zwei Stimmen gleichzeitig.
Plötzlich huschte ein weißer Schleier über den Boden. Der Lord hob die Laterne und leuchtete damit den Raum ab. In der Gefängniszelle standen Po, Sheng und eine andere große Figur an der Wand.
Überrascht sah Po auf. „Äh, den kennen wir doch, oder ist das ein Doppelgänger?"
König Wang war noch damit beschäftigt sich sein Kinn zu reiben, wo Sheng ihm so heftig einen Schlag versetzt hatte.
„Wie zum Ziegenbock kommt ihr hierher?" Nach einigem heftigen Blinzeln starrte der Ochse die ungewöhnliche Gruppe verwundert an. „Hey, bist du nicht von gestern?"
Po verschränkte die Arme. „Nein, wir sind nicht von gestern, wir sind von heute."
„Hey, bist du nicht sein Sohn?", fragte König Wang, als er Sheng im schummrigen Licht erkannte.
„Wo ist meine Mutter? Wo ist meine Schwester?", fragte Sheng statt einer Antwort.
„Deine Mutter? Das weiß ich nicht genau. Xiang hat sie in seiner Gewalt."
„Hat er also schon damit angefangen?"
„Mit was angefangen?"
„Er hat doch den Übergriff absichtlich provoziert. Oder dachten Sie, er ließe sich aus Schluderei einfach so festnehmen?!"
Po rieb sich den Kopf. „Äh, Sekunde mal. Dein Vat... äh... ich meine... nun, heißt das, er hat das alles geplant?"
„Halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf!", beschimpfte Sheng den Panda. „Ich hole meine Mutter und meine Schwester hier raus, bevor er ihnen noch etwas antut."
„Eine Sache verstehe ich aber nicht", sagte Po.
„Verdammt noch mal! Frag nicht!" Der junge Pfau wurde immer ungehaltener. „Ich will hier raus!"
Po hob beruhigend die Tatzen. „Okay, okay, okay, nur keine Panik." Er wandte sich an Shen. „Was denkst du? Sollten wir?"
Die Gesichtszüge des weißen Pfaus hatten sich verhärtet. Es sah so aus, als würde er selber auf eine Erklärung warten, aber Sheng war so in Eile, dass er eine weitere Befragung unterdrückte.
„Gehen wir."
„Alles klar", sagte Po und begab sich nun ebenfalls zur Zellentür. „Wie kriegen wir nur diese blöde Tür auf?"
„Worum geht es hier eigentlich?", fragte König Wang hinter ihnen.
Po lachte auf. „Oh, das ist eine nette, verrückte Geschichte, ich meine... Moment mal. Was machen Sie eigentlich hier unten?"
„Xiang hat ohne mein Wissen ein paar meiner Leute auf seine Seite gezogen und mich hierher verfrachtet."
Po verengte die Augen. „Dieser Xiang ist ein echt übler Kerl."
„Aber wer bist du?", fragte König Wang weiter.
Po räusperte sich. „Mein Name ist Po, und ich bin der Drachenkrieger."
König Wangs Augen weiteten sich. „Du bist der Drachenkrieger?"
Po lächelte verschmitzt. „Nun, ich seh vielleicht nicht so aus, aber ich bin es."
„Wirklich?"
„Ja. Aber wenn Sie uns nun bitte entschuldigen würden, wir müssen noch..."
„HEY! Ich hab so viel von dir gehört! Ich trage dies hier die ganze Zeit bei mir."
Der Gigant holte etwas unter seiner Felljacke hervor. Po vergaß die Tür und starrte auf den Gegenstand. Das Ding sah aus wie ein kleiner Panda.
„HeY! Ist das etwa... eine Drachenkrieger-Action-Figur?"
„Die allererste." Stolz hob Wang die Figur höher. „Es ist mein Glücksbringer."
Po konnte es nicht fassen. „Woaoahawo... Hey Leute! Ich habe einen Fan!"
Shen und Sheng verengten gleichzeitig unbeeindruckt die Augen. „Na toll."
Mittlerweile führten Po und König Wang den reinsten Kung-Fu-Eiertanz auf und machten sämtliche verrückte Kung-Fu-Bewegungen. „Wuahai!"
Shen hielt sich den Flügel vor die Augen. Das war peinlich.
„Könnten wir jetzt endlich mal von hier wegkommen?", unterbrach Sheng ihren Freudentanz.
Beide Drachenkrieger-Fans erstarrten sofort.
„Okay." Ernüchtert ließ Po die Arme sinken. „Wo waren wir nochmal stehen geblieben? Ach ja, die Tür."
Doch noch bevor Po seine Aufmerksamkeit wieder dem stählernen Hindernis zuwenden konnte, legte König Wang seinen Huf auf seine Schulter.
„Sekunde, einen Augenblick! Bevor wir einen hier auf Show machen, möchte ich noch eines wissen."
„Jederzeit, Kumpel."
„Was hat der mit allem hier zu tun? Wer ist das?"
Wang deutete auf Shen.
„Äh, das ist Shen." Ein bösartiges Fauchen veranlasste Po seinen Bericht zu korrigieren. „Äh, Lord Shen."
Jetzt war König Wang völlig von der Rolle. „Dieser wahnsinnige weiße Pfau mit diesem Eroberungskoller? Ich hab davon in der Klatschpresse gehört. Ich dachte, er wäre tot."
Po kicherte. „Nun, das ist eine sehr lange Geschichte."
„Und was hat er mit der Sache hier zu tun?"
„Nun, er ist mit ihr."
„Mit wem?"
„Ihr."
„Wer? Ihr?" Wang deutete über sich.
Po nickte. „Ja, mit ihr."
„Unmöglich. Sie ist doch mit ihm."
„Mit wem?"
„Na ihm."
„Okay, okay. Wer ist ihm?"
„Xiang. Und wen meinst du?"
„Yin-Yu."
„Wie kann das sein?"
Po hob die Tatzen in die Luft. „Okay, okay. Warte mal. Er und sie waren zusammen bevor er kam..."
„Wer ist er und wer ist sie?"
„Aggghhh!" Po raufte sich die Haare. „Shen und Yin-Yu kamen zusammen vor Xiang. Xiang heiratete Yin-Yu, und dann kamen Xia und SJ... ich meine Shen... ich meinte Sheng. (Verflixt.)"
König Wang begann zu verstehen. „Das bedeutet, er und sie waren zuerst und dann kam er und war dann mit ihr..."
„Ja, aber Xia und S... Sheng sind von ihm."
„Wer ihm?"
„Er."
Po zeigte auf Shen.
„Von ihm?"
Po nickte. „Ja."
Das verwirrte den Hunnenkönig nur noch mehr und kratzte sich am Kopf.
Po tätschelte seinen Arm. „Es ist eine komplizierte Geschichte, ich weiß. Ich bin da auch noch ein Anfänger. Aber zuerst sollten wir schauen, wie wir von hier wegkommen, um sie da rauszuholen."
„Wen?"
„ÖFFNET ENDLICH DIESE TÜR!", brüllte Sheng.
Po nickte hastig. „Ja, ja, ja, ja, ja... mach ich sofort, ich..."
Alle starrten mit offenen Mündern. Die Tür war bereits schon offen und Shen stand im Korridor.
„Möchte mir jemand Folge leisten?", fragte Shen und ging langsam davon.
König Wang konnte sich nicht erklären, wie der weiße Vogel die Tür so schnell aufgekriegt hatte.
„Lebenserfahrung, vermute ich mal", meinte Po.

Der letzte KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt