Unsere Löwin aus Gryffindor

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HERMINE GRANGER

Da saß ich nun. Ich war eine Stunde früher da. In einer Stunde würde Draco Malfoy auftauchen und ich würde ihm helfen. In Geschichte. Was eigentlich kaum verwunderlich war, schließlich war ich die einzige, die wirklich aktiv im Unterricht war und unserem Lehrer auch folgen konnte ohne gleich auf den Stand-by-Modus umzuschalten. Rechts und links von mir stapelten sich Bücher. Unter anderem zur Geschichte der Zauberei, aber auch zu Verteidigung gegen die dunklen Künste. Schließlich waren in diesem Fach die ersten Prüfungen. Ich blätterte also in einigen Wälzern herum und machte mir Notizen, wenn es notwendig war. Doch eigentlich ließ sich fast alles leicht erschließen und ich war nach geraumer Zeit fertig mit sieben Kapitel. Erleichtert lehnte ich mich zurück und streckte meine Hände nach hinten aus. Ich musste kurz gähnen und streckte mich am ganzen Körper, wie eine dieser Großkatzen.

"Ach da ist ja unsere Löwin aus Gryffindor," hörte ich seine Stimme von hinten. Ich erschrack, setzte mich allerdings auch sofort gerade hin und schob meine Notizen und die Bücher zur Seite. Draco ließ sein Buch für Geschichte auf dem Tisch fallen und holte aus seiner Innenumhangtasche eine Feder und ein Tintenfässchen. "Hallo Draco." murmelte ich und wartete geduldig, bis er mir gegenüber platz genommen hatte.

Die darauf folgende Stille, kam mir nur mehr als bekannt vor. Nur diesmal war ich diejenige, die auf Fragen wartete. "Also ich weiß ja nicht was du jetzt genau wissen willst...". "Hermine ich brauch eine Zusammenfassung des diesjährigen Schuljahres." Ich schnaubte, doch er redete ungeniert weiter. "Und da du mir wohl kaum eine komplette Zusammenfassung schreiben wirst, hab ich gedacht, dass ich so viel mache wie ich kann und du hilfst mir einfach bei dem Rest." Natürlich erwartete ich jetzt, von seinen schlechten Manieren ausgehend, dass er mir ein fast vollständig leeres Blatt abgibt. Doch als er aus seinem Buch ein sorgfältig zusammengefaltetes Blatt hinauszog und es auffaltete, bekam ich eine fast vollständige Zusammenfassung zu Gesicht. "Zeig mal her." Ich wollte eben das Blatt in die Hand nehmen, doch er zog es zu sich. "Nur wenn du mir versprichst, mir beim vervollständigen zu helfen." Ich starrte ihn eine Weile an, dann ließ ich den Blick zurück auf das Blatt Papier wandern. "Ja aber,  jetzt gib schon her." Er schob mir das Blattpapier zu. Ich las mir kurz durch, was schon da stand beziehungsweise was dringend noch hin musste.

Wir saßen also etwas länger wie eineinhalb Stunden an Geschichte dran und Draco ließ einen schon etwas verwundert stehen. Ich hatte ihn viel unwissender eingeschätzt. Ich dachte immer: ",'Große Klappe und nichts dahinter'. Aber dem schien nicht so. Als das letzte Datum sinnvoll eingefügt und kommentiert war lehnten wir uns beide erleichtert zurück. "Wow!", hauchte Draco und schob gleich ein Grinsen auf seine Lippen. Doch ich hatte keine Angst vor dieser Art von Grinsen. Es lag nämlich kaum oder nichts belustigtes darin. Es war eher ein glückliches Lächeln. Und ich konnte nicht anders ich musste es erwidern. "Was macht dich sprachlos, Mal- Draco?" fragte ich ihn neugierig. "Dass es mit deiner Hilfe wirklich viel schneller ging." Das war wohl ein Kompliment. Wenn auch ein sehr verstecktes. Dennoch wurde ich rot und ich wollte es kaschieren indem ich meine Kopf auf meine Hände abstütze. Doch vermutlich hatte mich meine Röte schon verraten, denn Draco grinste noch breiter, wenn das überhaupt möglich ist.

DRACO MALFOY

Ich grinste noch breiter als sie rot wurde und sie ebenfalls. Es war wohl kaum zu leugnen, dass Hermine attraktiv war. Ihre Haare, die dieses Jahr etwas leichter zu bändigen schienen. Ihre unschuldigen Augen. Einfach ihre komplette Art. Etwas besserwisserisch und manchmal vorlaut. Trotzdem zurückhaltend und bescheiden. Und es juckte mich tatsächlich dort und zu diesem Zeitpunkt in den Fingern. Ich hatte das dringende Bedürfnis ihre Haare zu berühren. Und ohne zu wissen was ich da tat, lehnte ich mich nach vorne, über den Tisch. Ich streckte meine Hand aus und zu meiner Überraschung blieb Hermine still sitzen und rührte sich nicht. Sie hielt nur den Atem an, als ich ihre Strähne behutsam erfasste und hinter ihr Ohr strich. Dann ließ ich mich langsam zurück gleiten. Dabei sog ich ihren Duft ein. Pfirsich und Morgentau. Und er verfing sich dort in meinen Sinneszellen. Und ließ mich nicht mehr los. Ich blickte zu Hermine, welche mich mit einem unergründlichen Blick bedachte. Auch sie ließ sich langsam zurück in ihren Stuhl fallen. Langsam löste sie sich aus ihrer Starre. Und ließ ihren Atem hinaus.

Ich nahm nach gewisser Zeit das Blatt Papier an mich und murmelte: "Kannst es dir jederzeit ansehen. Und danke nochmal." Da sie ihren Blick nicht von der Tischplatte löste und ich nicht sinnlos weiter hier herumstehen wollte, wand ich mich ab und ging auf den Ausgang der Bibliothek zu. Vielleicht würden wir uns im Laufe des Tages ja noch begegnen. Doch als ich um eines der Bücherregale abgebogen war, hörte ich ihre leise, aber deutliche Stimme. "Warte Malfoy." Und ich atmete tief ein und wieder aus. Und schritt tatsächlich wieder um die Ecke. "Ja?", sagte ich und blickte die junge Gryffindor fragend an. Sie registrierte nicht sofort, dass ich zurück gekommen war. Doch als sie es tat formten ihre Lippen IHRE LIPPEN ein 'O' und sie packte schleunigst ihre Sachen zusammen und drückte mir mein vergessenes Buch in die Hand. "Ich geh mit dir.", sagte sie und beförderte die Bücher mit einem Zauberspruch zurück auf ihre Plätze. Wir verließen, Seite an Seite die Bibliothek und ich wusste nicht warum ich es tat, aber ich packte das Mädchen an meiner seite am Arm und zog sie nach draußen.

Draußen war es kalt. Es hatte wieder geschneit und die Luft war frisch. "Wohin gehen wir?", fröstelte Hermine neben mir. Ein Malfoy ist sich nicht unsicher. Doch um ehrlich zu sein war ich es.

Ich führte sie auf einem schmalen Pfad hinter das Schloss. Dort stand ein Häuschen. Unscheinbar und klein.

Die Tür war geöffnet. Ich ließ ihren Arm los und lief kurz zur Tür. Tatsächlich. Hinten im Häuschen im letzten Zimmer, saß Professor Snape. Er schaute auf. "Wir treffen uns erst heute Abend, Mister Malfoy." Ich nickte, winkte jedoch Hermine zu mir herüber. Sie zitterte, als sie neben mich trat und als sie Snape erblickte, trat sie instinktiv ein Schritt zurück.

"Was tut Miss Granger hier?", fragte der Professor leicht zischend. "Ich denke, sie sollte erfahren, um was es hier geht." Ich sagte es ruhig, dennoch betonte ich jedes einzelne Wort.

Nach einer Zeit, die mir ewig lang vorkam, nickte Snape und ich trat ein. Hermines Atem war schnell und flach. Ich spürte es. Hermine folgte mir, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. "Setzt euch dort hin". Sagte der schwarzhaarige Professor. Wir setzen uns also an einen fieser schäbigen Tische und warteten darauf, bis er Platz genommen hatte. Die Luft in der Hütte war unangenehm stickig, trotz Kälte. Und es war nicht zu übersehen, dass Granger sich in einer sehr unwohlen Situation befand.

"Ich hoffe Sie haben die hier nicht vermisst", sagte Snape und legte die Kette auf den Tisch. Hermines Augen wurden glasmurmelgroß.

"Always?"Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz