Kapitel 13 - Unbeglichene Schulden

281 15 17
                                    

„General."
Admiral Zess nickte Cease zu, als sie die Brücke betrat und das Licht Coruscants durch die Fenster strömte, während vorher, auf dem Weg zur Brücke, kein natürliches Licht sie erreicht hatte. Das Licht im Aufzug war kühl gewesen und sie hatte Hammer durch den Helm schnauben hören, denn sie wusste, dass es ihn an die Krankenstation und seine Zeit im Bactatank erinnerte. Ihre Nackenhaare hatten sich aufgestellt, als sie realisierte, dass Hammer nach einer Lungentransplantation innerhalb kürzester Zeit wieder aufs Schlachtfeld musste und sie hatte bemerkt, dass er, kurz vor dem Weg zur Brücke, Bacta auf seine Wunde geschmiert hatte. Bacta konnte sie schon fast einen Standardkilometer entfernt riechen, es roch kühl, heilend und erwärmend.
„Wie geht es Ihnen, Hammer?", hatte sie ihn gefragt und seine braunen Augen musterten sie.
„Ich fühle mich kampftauglich."
„Sicher?", hatte sie gedrängt, doch bekam ein selbstbewusstes Nicken.
Und nun, als sie auf der Brücke stand, neben ihr Seyda, der Commander und Admiral Zess, spürte sie das ansteigende Adrenalin vor diesem großen Auftrag.
Der Holotisch surrte.
„Wir haben euch die Koordinaten übermittelt. Meisterin Virai benötigt unverzüglich Hilfe. Sie und ihre Männer wurden in den Wälder von Droiden eingekesselt und ihr Lager am westlichen Rand wurde zerstört. Sind alle Hilfsgüter bereits verladen?", fragte das blaue Hologram in Form von Meister Windu sie. Neben diesem Abbildungen von Shaak Ti und Yoda, der abwechselnd sie oder Seyda ansah.
„Ja, Meister."
„Ihr werdet womöglich bleiben müssen bis sich der Konflikt aufgelöst hat und die Droiden zurückgeschlagen wurden. Anschließend kehrt ihr zurück oder erhaltet neue Anweisungen. Möge die Macht mit euch sein."
„Danke, Meister Windu. Ich werde euch kontaktieren sobald wir Belkadan erreicht haben."
Die drei Gestalten nickten, wobei sie Yodas stechenden Blick auf sich bemerkte und sah ihn an. Etwas Wissendes lag in den Augen des Großmeisters, als würde er in Kenntnis über etwas sein, das Cease nicht wusste, als würde er in die Zukunft sehen. Doch ehe sie schlauer werden konnte, erlosch das Hologramm und die Stimme eines Klons ertönte.
„Bereit zum Sprung in den Hyperraum, Admiral!"
Cease hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Atmosphäre Coruscants verlassen hatten und nun lag die unendliche Schwärze vor ihr.
„Los geht's!", antwortete Zess brüllend und die Sterne vor den Scheiben verzogen sich zu langen Lichtstreifen, ehe ein kaum spürbarer Ruck das Schiff erfasste und es in einen schimmernden, blauen Tunnel mit Lichtgeschwindigkeit raste.
„Na schön, General. Wie lautet euer Plan?"
Sie räusperte sich, dann trat sie ein Stück näher an den Tisch und steckte den Datenchip in die vorgesehene Öffnung. Eine Karte in Form eines Holograms erschien, sie zeigte großes, waldiges und hügeliges Gebiet mit kleineren Sumpfgebieten und einer Küste am westlichen Rand des Kontinents. Ein Bereich stach rot markiert in Küstennähe hervor und Cease deutete auf dieses.
„Dies sind die Koordinaten, die wir von Meisterin Virai, kurz vor der Zerstörung ihres Lagers, übermittelt bekommen haben. In diesem Bereich halten sie sich womöglich auf. Bislang ist es uns nicht gelungen Kontakt aufzunehmen, was bedeutet, dass ihr Transmitter ebenfalls zerstört worden ist. Wie viele Männer sind genau an Bord, Commander?"
„Über ein Regiment, 2547 Männer, Ma'am. An Bord der Exceptor befinden sich Hilfsgüter. Wir haben erst kurz vor dem Start die Mitteilung bekommen, dass wir nur mit einem Regiment ausrücken. Eine ganze Brigade würde zu viel Aufmerksamkeit erregen."
„Wir teilen dieses Regiment in vier Bataillone auf. Beide Schiffe werden uns bis in den Orbit bringen, von dort aus werden wir mit Kanonenbooten den Boden erreichen, die Hilfsgüter werden ebenfalls eingeflogen. Allerdings können wir nicht einfach mit 2500 Mann durch den Dschungel marschieren und hoffen auf Meisterin Virai zu treffen. Ich werde Seyda, Bataillon eins und einen Bataillonskommandanten nehmen und von Osten hinzustoßen. Bataillon zwei untersteht dem jeweiligen Bataillonskommandanten und wird von Süden her anfliegen. Sie, Hammer, werden zu Bataillon drei gehen und von Westen hinzustoßen. Bataillon vier wird von Norden anfliegen. So werden wir den Feind einkesseln und vermutlich auf die Vermissten stoßen."
Vier blaue Punkte am Rande des markierten Bereiches erschienen in den verschiedenen Himmelsrichtungen.
„Die vier Bataillone werden an diesen Punkten landen und wir gehen nicht weiter vor bis alle an den zugeteilten Koordinaten sind. Sollte es Probleme geben, dann wird Rücksprache mit mir gehalten. Wenn alles gut geht und wir nicht auf unerwartete Probleme stoßen, dann rücken wir vor und treffen in der Mitte aufeinander."
„Warum das kreisförmige Vorgehen, General? Das Wasser kesselt den Feind bereits von einer Seite ein.", fragte Admiral Zess und seine graue, buschige Augenbraue hob sich.
„Das sind die genauen Koordinaten des Lagers kurz vor der Zerstörung.", antwortete sie und ein schwarzer Punkt erschien in Küstennähe im roten Bereich. „Vergessen Sie nicht, dass wir die Information erhalten haben, dass der Plan der Separatisten Schiffswerften zu bauen ist, um einen besseren Transport des wertvollen Minerals zu ermöglichen, welches nur am Meeresgrund zu finden ist. Außerdem befindet sich immer noch Land zwischen Lager und Küste, was bedeutet, dass der Bereich aus westlicher Richtung immer noch angreifbar ist."
Zess räusperte sich und sein Schnurrbart zuckte nervös, er schien noch nicht von ihrer Strategie überzeugt zu sein.
„Es würde reichen, wenn die Bataillone von Norden, Süden und Osten eintreffen. Der Feind hätte keine Möglichkeit mehr zu fliehen, da er bereits umzingelt ist."
Es war nicht unüblich, dass Admiral Zess nicht von Kampfstrategien überzeugt war, doch wie Cease wusste, hielt er sie in vielen Situationen noch zu jung, zu weiblich, um Strategien zu entwickeln. Wäre es Meister Sa-Vin gewesen, so wäre er begeistert gewesen, schließlich wären beide in dem gleichen Alter gewesen, doch nun stand sie dort: Ungefähr einen halben Kopf kleiner als Hammer, weiblich und hatte erst vierundzwanzig Jahre erreicht.
„Admiral, Sie übersehen, dass deren Plan Schiffswerften sind. Sie haben wohl einen Weg zur Flucht übers Wasser.", antwortete sie diesmal mit einem spitzen und harschen Ton, doch dies brachte ihn nur dazu die Augenbraue zu heben.
„Mit ein paar Schiffen werden sie nicht weit kommen. Die Mission lautet General Virai und ihre Mannschaft zu retten."
„Das werden wir tun. Doch ich werde nicht zulassen, dass wir Belkadan im Stich lassen und die Yuuzhan Vong unseren Feinden überlassen."
Einen Moment lang war es kurz Still, sie hörte, wie Seyda nervös mit dem Fuß auf dem Boden schabte und Hammer die Schultern straffte. Zess funkelte sie mit einem bösen Blick an.
„Es ist in der Vergangenheit schon zu mehreren Konflikten mit den Yuuzhan Vong gekommen.", erwiderte er mit tiefer Stimme und die Kälte in dieser ließ ihr schon fast das Blut in den Adern gefrieren.
„Weil es ihr Planet ist. Schließen sie sich nicht der Republik an, so müssen wir dies akzeptieren. Sie haben uns um Hilfe gebeten, als mehr und mehr Droiden mit der Belagerung begonnen haben und Sie sollten wissen, dass man eine höfliche Hilfe nicht einfach ablehnt nur aus zu viel Stolz und Überheblichkeit, Admiral Zess."
Ein Funke Zorn stieg in ihr auf, noch dazu das Flimmern des Tunnels, durch diesen sie flogen, welcher sie zusätzlich nervös machte, doch genauso schnell wie der Funke Zorn aufkeimte, unterdrückte sie ihn wieder.
Zess schien mit der gesamten Situation überhaupt nicht mehr zufrieden zu sein und plötzlich war sie froh, dass sie nicht alleine mit ihm war.
„Das weiß ich sehr wohl, General Vri'lia. Doch ich befürchte, dass ihr ein Bataillon unnötig einsetzt, wo man dieses besser an einer anderen Front einsetzen könnte."
Plötzlich ertönte ein Räuspern neben ihr. Zess sah wutentbrannt zu dem Klon, der ihm mit gestrafften Schultern und leicht erhobenem Kinn seine Meinung sagte.
„Ich stehe hinter dem General. Wir müssen diese Schiffswerften zerstören, denn so sichern wir gleichzeitig die Zukunft der Yuuzhan Vong. Zudem können wir diese Blechbüchsen von allen Seiten einkesseln und erschießen."
Mit langsamen Schritten lief Zess um den Holotisch herum, vergaß jedoch nicht eine Sekunde lang den Blick weiter finster auf den Klon zu richten, welcher zwar ein ausdrucksloses Gesicht zeigte, doch nicht das amüsierte Funkeln in seinen Augen verbarg.
„Commander... In all diesen Jahren haben Sie nicht einmal aufgehört ihren Vorgesetzten die Meinung zu sagen, hm?"
Die Gesichter beider trennten keine dreißig Zentimeter mehr. Hasserfüllt ließ Zess den Blick über das Gesicht des Klon-Kommandanten schweifen und sah ihm dann mit starrem Blick in die Augen.
„Sagen Sie, sind Sie befugt ein Bataillon zu befehligen? Normalerweise sind es Brigaden."
Hammer verzog keine Miene. Er starrte ihm genauso starr und erdrückend in die Augen. Zess wusste, dass er befugt war, doch es war reine Provokation.
„Ich bin Senior Klon-Kommandant, CC-1075, man ist befugt mir eine gesamte Brigade zu unterstellen. Zusätzlich würde ich die Befehlsgewalt über vier Regimentskommandanten erhalten. Darunter zählen auch Bataillone."
Damit hatte der Admiral nicht gerechnet.
„Und wo sind diese Bataillonskommandanten?", zischte dieser und kam ihm fast noch näher.
„CRC-09/3822, genannt Zeec, CRC-09/3767, genannt Byl, CRC-09/3835, genannt Jez, und CRC-09/3846, genannt Boro."
„CC-1075, Sie sollten auf ihre Ausdrucksweise achten."
„Ich bevorzuge den Namen Hammer oder Commander."
Neben ihr kicherte plötzlich Seyda. Zess' Blick richtete sich gefährlich auf das Mädchen.
„Und Ihr, Padawan, solltet auf euer Verhalten achten. Ihr seid nun im Rang eines Commanders."
Plötzlich wurde Seyda ganz blass und richtete ihren Blick auf Cease, doch diese lächelte nur über diese gesamte Situation.
„Admiral, wenn sie unzufrieden mit mir als Generälin oder Hammer als Kommandant sind, dann sollten Sie sich bei der Behörde beschweren, doch da wir uns zur Zeit mehr und mehr von Coruscant entfernen, ist Ihnen die Möglichkeit noch nicht gegeben. Es ist für beide Seiten besser, wenn Sie sich mit der Strategie zufrieden stellen, die Commander Hammer und ich erarbeitet haben."
Zess schnaubte, sah wieder zu Seyda und Hammer, doch als er dort Zustimmung zugunsten Vri'lias fand, schnaubte er und entfernte sich.
„Das werte ich als eine Zustimmung.", kicherte sie leise und bekam ein Lächeln seitens Hammer.
„Alte Männer können launisch sein. Selbst als General Sa-Vin noch am Leben war, konnten wir uns nicht anfreunden.... Altersunterschied."
Cease lachte herzlich.
„Meisterin?", fragte Seyda sie plötzlich. „Werde ich auch ein Bataillon anführen?"
„Nein, du wirst schön bei mir bleiben, damit ich dich beobachten kann. Wenn du mehr Erfahrung hast, dann vielleicht, doch Hammer übernimmt in dem Fall eins."
„Keine Sorge, Kleine, irgendwann seid Ihr hier der Boss.", gab Hammer lächelnd von sich und zwinkerte der Schülerin zu.
„Hammer wird dich schon nicht in den Tod schicken. Und jetzt komm, du solltest dich noch etwas ausruhen.", sprach Cease lächelnd zu ihr und deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. Das junge Mädchen nickte, ehe sie die Brücke verließ und Energie für die anstehende Schlacht tankte.
Hammer hakte den Helm an seinem Gürtel ein.
„Sie ist enttäuscht.", meinte er und sah auf Cease hinab.
„Sie hat eine Neigung sich Respekt verschaffen zu wollen. Ich möchte sie nicht direkt alleine und blind und mit einem ganzen Bataillon aufs Schlachtfeld schicken. Es ist besser, wenn Sie oder ich an ihrer Seite sind."
Er schnaubte amüsiert.
„Hormone. Da musste ich auch mal durch."
Überrascht sah Cease ihn an und musterte sein Gesicht, das nun einige Bartstoppeln zeigte.
„Tut mir leid, doch es fällt mir schwer Sie mir als sechzehnjährigen Jungen vorzustellen."
„Ist nur vier Jahre her.", antwortete Hammer mit seinem schwarzen Humor, doch als er seinen Blick aus dem Fenster in den unendlichen, flimmernden Tunnel richtete, bemerkte sie, dass er noch einmal darüber nachdachte, was er soeben gesagt hatte.
Sie folgte seinem Blick und auch, wenn sie der Hyperraum immer nervös machte, war es nicht dieser, sondern Hammers Aussage, die sie zum Schaudern brachte.

White ArmorWhere stories live. Discover now