Kapitel 18 - Drayk

92 7 13
                                    

„Wo warst du denn?", fragte ihn Aven, als er sein Quartier wieder betrat und sich bemühte, sich nicht die Enttäuschung anmerken zu lassen.
„Bei den Toiletten.", antwortete er nur mürrisch.
„So lange? Ich meine, ich bin vor zwei Stunden kurz aufgewacht und da warst du auch nicht in deinem Bett."
Er stöhnte genervt und verdrehte die Augen.
„Dann hast du wohl genau die Zeitpunkte erwischt, in denen sich meine Blase gemeldet hat."
Beschwichtigend hob Aven beide Hände vor seine Brust.
„Wie auch immer. Egal wo du warst, sei vorsichtig."
„Bin ich. Wo ist Gold?"
„Da, wo du gerade angeblich herkommst."
„Lass es sein, Aven. Ich bin kein Kind, das nicht auf sich alleine aufpassen kann."
Genervt legte er sich auf sein Bett, schloss die Augen und bemerkte wie erholt sein Körper dennoch war. Er hatte erstaunlich gut geschlafen, obwohl Cease zwischendurch auf seinem Arm gelegen hatte und er seine Position ändern musste. Und dann hatte sie sich noch an ihn geschmiegt, so sanft wie eine Lothalkatze.
Vielleicht war das aber auch der Schlaf gewesen, den er dringend gebraucht hatte. Aber was das Thema vor dem Schlaf anging, da konnte er seine Gedanken nicht von lassen. Cale mochte Cease, sehr, und er tat es auch noch in diesem Moment, jedoch mit Enttäuschung. Sie hatte ihm einen wundervollen Abend oder was auch immer geschenkt, auch wenn sie beide nachher direkt eingeschlafen waren; aber er hatte ein wenig mehr über sie erfahren und mehr Zeit mit verbringen können.
Dennoch fühlte er sich so enttäuscht wie schon seit langem nicht mehr.
Es war nicht die Tatsache, dass sie jemandem schon auf diese Weise nahe gewesen war, aber es störte ihn, mit wem es gewesen war. Aber wie hätte er reagiert, wenn sie es ihm bereits vorher gebeichtet hätte?
Darauf hatte er keine Antwort.
Jedoch wusste er, dass Cease mehr und mehr Platz in seinem Herzen fand und er sich nicht dagegen wehren konnte, auch wenn er wütend war. Und sein Herz sich nach ihr sehnte.
Verdammt, er wollte wütend und enttäuscht sein wegen ihr, doch nun begann er wieder über all das Schöne an ihr nachzudenken. Denn sie war das Schöne.
Gedanklich schüttelte er den Kopf.
Trotzdem wollte er jetzt miese Laune haben.
Und das gelang ihm vielleicht, wenn Aven ihn noch weiter mit all seinen neugierigen, nervenden Fragen belästigte.
Aber machte nicht gerade das ihre Freundschaft aus?

***

Cease betrat die Brücke mit einem nervösen Magen. Sie hatte Bauchschmerzen, ihre Hände waren schwitzig und allein bei dem Gedanken, Drayk und all ihr ehemaliges Team retten und mit Verlusten rechnen zu müssen, stach es ihr in die Brust. Sie hatte dieses Kapitel eigentlich abschließen wollen, aber die Vergangenheit war schneller als sie gewesen und versperrte ihr nun den Weg.
Tahlee bedachte sie mit einem musternden Blick, als sie neben Seyda trat, dessen Augenringe auf ihren wenigen Schlaf deuteten. Er wusste, dass das Thema der 546sten noch immer frisch war und an ihr haftete, doch so sehr sie es auch tadeln wollte, verstand sie es gleichzeitig mehr als sich selbst.
„Hallo, Seyda. Ich hoffe du konntest vielleicht etwas schlafen.", begrüßte sie ihre Schülerin, auch wenn sie die Antwort darauf bereits kannte. Seitdem sie die Krankenstation verlassen durften, hatte sie sie nicht mehr gesehen.
„Ein paar Stunden, ja. Den Rest werde ich ein anderes Mal nachholen, wenn uns mehr Zeit bleibt."
„Nun ja, an erster Stelle steht erstmal ein neuer Job, junger Padawan.", erwiderte Tahlee darauf und bedachte sie mit einem Blick, der Cease von früher zu bekannt war.
Ihr eigener Blick verfinsterte sich leicht.
„Sie wollte damit sagen, dass sie dies nur bei einer Gelegenheit tun wird, die ausreichend Zeit zur Verfügung stellt."
Als sie der Blick ihres Meisters traf, merkte plötzlich schmerzvoll, dass sich ihr Verhältnis mehr und mehr anspannte - ihren ehemaligen Meister zu einer Person machte, die sie als übermäßig belehrend und zu direkt empfand.
Sie war nicht länger die Cease, die stumm Befehle entgegen nahm. Aber sie wusste auch nicht, ob sie die neue Cease mögen sollte.
„Wie dem auch sei. Wir werden in einer halben Standardstunde Lothal erreichen."
„Was ist geschehen?"
Dieses seltsame Gefühl im Magen machte ihr allmählich Sorgen.
„So genau wissen wir es nicht. Wir haben versucht Kontakt mit Commander Drayk aufzunehmen, was uns gelungen ist. Ehe er jedoch fortfahren konnte, uns einen Lagebericht mitzuteilen, zerrte ihn etwas vom Transmitter weg und das Bild erlosch."
„Habt Ihr bereits versucht zu anderen Soldaten Kontakt herzustellen?"
„Ja, aber der Funkverkehr wird gestört, ich schätze, dass sich entweder Grievous' oder Dokuus Droideneinheiten über den Planeten her machen und alles ausradieren, was ihnen in den Weg kommt."
„Was war denn der eigentliche Auftrag der 546sten?", fragte Seyda und trat ein Stück näher heran. Ihr Haar war an diesem Tag streng zurückgebunden und sie hatte eine neue, gewaschene Robe an.
Tahlee seufzte.
„Der Geheimdienst konnte zuvor einen Funk der Separatisten abhören bezüglich einer geplanten Übernahme Lothals. Sie wurden dorthin entsandt, aber seit einer Stunde haben wir den Kontakt verloren. Uns ist nur ihr letzter Standpunkt bekannt."
„Und der wäre?"
Ihr ehemaliger Meister tippte Koordinaten ein, ehe eine Karte erschien - Ein leichtes Gebirge mit Schluchten, ansonsten war der Bereich offen, kahl und mit nichts als trocken aussehendem Gras bewachsen. Tahlees Finger deutete auf die Schlucht, bei der Cease bereits am Anfang schlucken musste.
„Hier. Womöglich stecken sie dort fest."
„Es sieht ganz so aus als wurden sie dort reingelockt, wenn man ihren ursprünglichen Startpunkt beachtet. Seht ihr? Die Schlacht begann vor diesem Gebirge... und nun stecken sie dort drin fest.", fügte Seyda hinzu und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
„Stang, was haben sie sich dabei nur gedacht?", fluchte Cease und ging unruhig hin und her. Es war ihre Mannschaft, die dort unten starb, es waren ihre Freunde, die Hilfe benötigten und Cease wusste, dass sie womöglich einige Stunden zu spät erscheinen konnten.
„Cease, beruhige dich jetzt. Ich weiß, dass es deine Leute waren, aber persönliche Beziehungen bringen uns in dieser Sache nicht weiter. Sie waren deine Leute, jetzt nicht mehr.", gab Tahlee von sich und bedachte sie mit einem tadelnden Blick. „Wir werden sie da rausholen, aber sobald es auch eine Gefahr für unsere Truppen wird, brichst du diese Rettungsmission ab."
Einst hätte Cease die Arme trotzig vor der Brust verschränkt und den Blick gesenkt, aber nun hielt sie den Blick ihres Meisters stand und war in der Lage ihm in die Augen zu schauen. So leicht gab sie sich ihm nicht mehr hin.
„Vielleicht ist es das, was der Rat will, oder der Senat, oder das, was ihr wollt. Aber wenn diese Soldaten Hilfe benötigen, dann werden sie diese auch bekommen, was es auch Kosten mag. Und wenn Ihr der Meinung seid diese Mission abzubrechen, dann könnt ihr persönlich diesen Männern an Bord sagen, weshalb sie ihre Brüder nicht retten dürfen!"
Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich. Aber zu ihrer Verwunderung blieb er zuerst still und lief um den Holotisch herum.
„Meister Yoda hatte recht, als er sagte, dass es eine schlechte Idee war, mich zu dir zu schicken."
Und mit diesen Worten verließ er die Brücke.
Sie starrte seinen Rücken an, wie er auf die Tür zu ging, welche sich zischend hinter ihm schloss, und ballte ihre Hände zu Fäusten.
Kurz flammte ein Ansturm von Zorn in ihr auf, aber sobald sich Seyda mit einem besorgten Blick vor sie stellte, verflogen ihre Emotionen.
Auch die anderen Soldaten auf der Brücke hatten sich zu ihr umgedreht.
„Ihr beide habt keine gute Verbindung zueinander gehabt, oder?"
„Nein...", seufzte sie. „Und ich denke so wird es auch nie sein."
Sie riss zusammen, versuchte diesen Zorn zu verbannen bis sie schließlich merkte, dass der dunkle Nebel aus ihrem Herzen verschwand. Sie musste jetzt klar denken können.
„Was ist geschehen?"
„Wenn es an der Zeit ist, werde ich es dir erzählen. Jetzt werden wir vorerst Hammer besuchen und ihm von unserer Mission berichten. Ach ja, wie versteht ihr euch beide mittlerweile?", fragte sie und lächelte amüsiert, vielleicht noch etwas gezwungen, als Seyda ebenfalls schmunzeln musste und die Arme vor der Brust verschränkte.
„Ganz gut, denke ich."
„Und?"
„Und was?"
Das Mädchen zog ihren Mund trotzig zu einer Linie.
„Ich dachte du würdest mir erzählen, dass er manchmal ein bisschen eitel sein kann und dir den Rang als Kommandantin nicht zutraut, andererseits aber nett ist und sein Charme nicht übersehbar ist... Aber naja, wenn du meinst."
Cease' Worte brachte nichtsdestotrotz ihre Schülerin wieder zum Lächeln.
„Ihr seid schrecklich wenn ihr Personen lesen wollt. Wir sind einfach zwei Commander. Okay, zugegeben missachte ich seine Befehle, aber befolgen muss ich sie auch nicht! Er kann mir keine Befehle erteilen!"
Um ihre Schülerin zu besänftigen, legte sie ihr eine Hand auf die Schulter und führte sie langsam in Richtung des Lifts, damit sie nicht zu viel Zeit verschwendeten und endlich Hammer und die ganze Mannschaft auf den bevorstehenden Job vorbereiten konnten.
„Das weiß ich... Weißt du, damals als ich noch in deinem Alter war, da existierte die Klonarmee vielleicht noch nicht, aber Tahlee hatte einen engen Freund mit einem Padawan, er war genau mein Alter. Wir wurden nicht selten zusammen auf Aufträge geschickt. Das Problem war nur, dass beide Meister ihn als erfahrenerer als ich ansahen, somit durfte er mir Befehle erteilen. Ich habe es gehasst... Er war genau wie ich und doch durfte er mir Befehle erteilen... Und er hatte auch nicht mehr Erfahrung als ich. Aber Seyda: In dem Fall ist es so, dass Hammer weit aus mehr Erfahrung besitzt was das Schlachtfeld betrifft. Er kennt die Gefahren, ebenso seine Befehle und verschiedene Taktiken. Ich weiß, dass es sehr unangenehm ist, aber die oberste Priorität in diesem Krieg ist, dich am Leben zu halten. Wenn die Macht mich dir nicht zugewiesen hätte, dann würde ich wohl nie einen Padawan annehmen, nicht solange dieser Krieg noch läuft."
Sie standen im Lift, als Cease ihren Vortrag beendete. Es war still, doch sie sah, wie Seyda sie von der Seite musterte, als sie ihr Ziel eingab und die Türen sich schlossen.
„Ich verstehe, Meisterin. Hammer ist nicht so schlimm wie ich ihn beschrieben habe... wirklich. Nur... eitel."
Beide fingen an zu lachen und das Wissen, das Hammer nicht mal wusste, dass sie über ihn redeten, machte es umso besser.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Oct 22, 2023 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

White ArmorWhere stories live. Discover now