Kapitel 3 - Ihr Schicksal wird das unsere sein

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Captain Dox erschien ihr fast schon zu erfahren, als er ihr von all den Schlachten und glorreichen Siegen seiner Männer erzählte, von all den Toden von Troopern, die in Treue zur großen Republik starben und mit Qualen auf dem Schlachtfeld zwischen Droiden gegangen sind. Die Lieutenants der Splitter-Kompanie bildeten fast schon eine Abgrenzung, ein Sichtschutz zwischen all den Männern und ihr, die in dem Mannschaftsraum auf Stühlen und Bänken saßen, nur die Lieutenants und der ehrgeizige Captain trugen ihre Rüstung am Leib, poliert und dennoch beschädigt von all den Schlachten und Kämpfen gegen die gegnerische Seite.
„Wir sind zurzeit 114 Männer von 144, 30 davon haben in der Schlacht ihr Leben verloren.", klärte Dox sie auf und reichte ihr das Datapad, welches eine Statistik zeigte. Knapp ein Fünftel war tot, ein halbes Fünftel schwer verwundet und ein ganzes weiteres Fünftel leicht bis mäßig verletzt. Der Rest schien heil davon gekommen zu sein. Cease seufzte. Verluste stachen in ihren Magen, ließ ihn sich zusammenziehen, wie wenn etwas ihr zu schaffen machte. Und das tat es auch. Tote Männer machten ihr sehr zu schaffen, vielleicht mehr als es sollte.
„Okay. Sorgen Sie dafür, dass die verwundeten Männer gut und schnell behandelt werden und dass die leicht Verwundeten ebenfalls medizinische Versorgung erhalten. Haben Sie schon mit ihren Männern gesprochen?", fragte sie und sah dabei den Lieutenant an, der rechts gegenüber von ihr stand. Cale, so hieß er, wie es ihr wieder einfiel. Es war ein schrecklich langer Tag gewesen, wo sie bereits so vielen Lieutenants und Sergeants begegnet war, so viele Namen von Männern, die sie sich merken musste. Sie merkte sich nicht ihre Nummer, denn erstens waren Namen sich leichter zu merken, zweitens standen Männer vor ihr, Männer, die für etwas kämpften, was sie vermutlich noch nicht mal selbst verstanden und für das sie ihr Leben hinlegen mussten. Etwas, das so wertvoll war, sodass es schmerzte, dass sie so etwas abgeben mussten, denn dies war das einzige, was sie besaßen.
„Zwei meiner Trupps sind vollständig, Sergeant Flaks, sowohl auch Sergeant Kotes. Wir haben in einem Trupp Sergeant Drove und einen seiner Männer verloren, in Sergeant Hunts einen Mann. Die Jungs sind im Moment ein bisschen neben der Spur, aber sie werden bis zu nächsten Schlacht wieder in Form sein.", antwortete Cale und ein Lächeln legte sich auf seine schmalen Lippen. Er schien ihr ein wertvoller Lieutenant zu sein, einer, der sich um seine Männer kümmerte und sie schätzte. Die künstliche Hand ließ darauf deuten, dass er schon viel durchgemacht haben musste, ebenso wie all die anderen Männer.
„Okay. Sie scheinen sich gut um sie zu kümmern."
„Ihr Schicksal wird das unsere sein."
Cease schwieg und wusste plötzlich nicht mehr, was sie sagen sollte. Er warf ihr einen Blick zu, der etwas aus Beruhigung und tiefster Trauer in sich hatte. Sie drückte seine Schulter, dann wandte sie sich den anderen zu.
„Der gesamte Trupp von Sergeant Deadeye ist tot. Einer besteht nur noch aus einem Mann, die restlichen zwei aus jeweils sechs Männern."
Lieutenant Nax gefiel ihr nicht. Seine Augen waren kalt, seine Worte ohne Emotionen, ohne jegliche Anzeichen von Bedauern. Er schien das komplette Gegenteil von Cale zu sein.
„Sie haben eine Menge Männer verloren."
„Sie haben sich auf dem Schlachtfeld nicht genug konzentriert. Und das kann schnell zum Tod führen."
Obwohl Cease etwas mehr als einen halben Kopf kleiner war als die Klone, trat sie näher an ihn heran und sah ihn mit schmalen Augen an, seine verengten sich ebenfalls.
Warum haben sie sich nicht genug konzentriert, Lieutenant?"
Nax schien zu erkennen, dass sie ebenfalls das komplette Gegenteil von ihm war.
„Keine Ahnung, Ma'am. Ihr könntet sie fragen, aber ich bezweifele, dass sie euch antworten werden."
Leichte Wut stieg in ihr auf, aber sie rang sich wieder zu Besonnenheit und Ruhe - Nax war nur ein Mann, der aus irgendeinem Grund seine Männer nicht zu schätzen schien. Und es fing damit an, dass er sich selbst nicht schätzte .
„Sie sollten Ihren Selbsthass nicht an Ihren Männern auslassen, Nax. Solange Sie mich als General haben, werde ich nicht zulassen, dass Sie ihnen selbst die Pausen nach den Schlachten zunichte machen. Haben Sie mich verstanden, Lieutenant?", drängte und fragte sie ihn mit scharfem, spitzem Ton und starrte in seine Augen.
„Ja, Ma'am."
Aber seine Worte waren anders, als das, was in seinem Kopf vor sich ging.
„Gut."
Am Rand schien sie ein kurzes, kaum erkennbares Schmunzeln von Cale erkannt zu haben, doch als sie ihn wieder ansah, lag nichts auf seinem Gesicht.
Lieutenant Nax schien am meisten Männer verloren zu haben, deshalb nahm sie sich vor, noch an diesem Abend bei den Problem-Trupps vorbeizuschauen und sich ein Bild zu machen, warum so viele Männer ihr Leben in der Schlacht gelassen hatten.
„General, alle Männer sind eingetroffen.", meinte Dox und hinter den Lieutenants sah sie bereits die Männer, die quatschten, noch eine Runde Sabacc spielten und Witze rissen.
„Gut. Ich überlasse Ihnen das erste Wort."
„Danke, Ma'am."
„Splitter-Kompanie!", brüllte er im nächsten Moment und schon löste sich die Mauer der Lieutenants vor ihr auf, sodass sie ein klares Sichtfeld auf all die Männer hatte, die bis auf das letzte Chromosomenpaar gleich waren.
„Meister Sa-Vin ist tot, um es kurz zu halten. Ich möchte keine Fragen warum, weshalb, wieso hören, also haltet eure Klappe und lasst General Vri'lia ausreden!"
Das war ihr Moment. Sie trat neben Captain Dox und lächelte.
„Danke, Captain. Meister Sa-Vin ist leider an Folge einer Hirnblutung gestorben, welche er sich in der letzten Schlacht zugezogen haben muss und da diese leider nicht rechtzeitig erkannt wurde, ist er leider vergangene Nacht von uns gegangen. Er war ein treuer Jedi-Meister und hatte stets an den Sieg geglaubt. Ich bin Cease Vri'lia, die Vertretung für Meister Sa-Vin. Wie ich bereits gehört habe, haben wir viele Männer verloren, die ihr Leben in diesem Krieg gelassen haben. Es ist traurig zu hören, wie jung diese Männer sterben mussten, aber wir müssen uns auch um diese kümmern, die leben. Bisher steht noch kein weiterer Auftrag an, deshalb holt verlorenen Schlaf auf und ruht euch aus. Das habt ihr euch verdient."
Sie trat zurück, überließ die letzten Worte dem Captain, der die Trainingseinheiten einteilte und seine letzten persönlichen Worte an die Kompanie richtete.
„Was denkt ihr von den Jungs, General?", fragte Cale sie plötzlich flüsternd.
„Davon werde ich mir heute Abend ein Bild machen. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne heute mit ein paar Trupps reden. Wäre das in Ordnung?"
Cale schien etwas aus der Bahn geworfen zu sein und zog die Augenbrauen hoch, wobei seine Narben auf seinem Gesicht tanzten und ließ darauf zurückführen, dass er Schmerz vermutlich besser kannte, als sich selbst.
„Ähm... Ja, natürlich. Nur zu."
„Warum sind Sie so überrumpelt?"
„Nun, bisher hatte dies noch kein Jedi getan."
Cease lächelte ihn an, klopfte ihm auf die Schulter, ehe sie sich zum Gehen abwandte.
„Wie Sie sagten, Lieutenant: Ihr Schicksal wird das unsere sein."

White ArmorWhere stories live. Discover now