Kapitel 10 - Seyda

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Während Dox vor ihr sein Frühstück genüsslich zu sich nahm und sich mit ihr lächelnd unterhielt, durchflutete sie ein Gefühl von ein wenig Normalität. Es schien normal zu sein, nicht nur für die Klone, sondern zum ersten Mal auch für sie. Als sie noch die 546ste kommandierte, fühlte sich zwar einiges halbwegs normal an, doch nie so, wie an diesem Morgen. Sie schlürfte aus der Tasse Kaf, genoss den bitteren, aber auch kräftigenden Geschmack und hörte Dox weiter zu, wie er ihr Geschichten erzählte.
„Ich meine, es war okay, ich habe damit abgeschlossen, aber zu sehen, dass die Legion fast komplett ausgelöscht... umgebracht wurde, ist schon etwas wie ein Schlag ins Gesicht. Aber ich mag diese Legion, sie sind alle ganz gut drauf... Natürlich bis auf Nax."
„Ja.", antwortete Cease. „Ich mag sie auch. Sie sind anders, aber wer ist das nicht?"
„Hm, keine Ahnung. Manchmal komme ich mir jedenfalls gleich vor. Wenn alle die gleiche Stimme, den gleichen Körper, die gleichen Augen haben wie man selbst... Wie soll man sich da als Individuum fühlen? Ich meine, ich fühle mich nicht wie hundert von anderen Männern, ich weiß, dass wir uns unterscheiden, aber manchmal steht man vor jemandem, der so scheint, als wäre er genauso wie ich. Körperlich sowieso, aber ich meine von der Persönlichkeit her und... Ach, was rede ich denn hier..."
Dox senkte frustriert den Blick, doch Cease legte ihre Hand beruhigend auf seinen Unterarm.
„Ich kann es mir gut vorstellen, Dox, und es ist absolut normal, dass Sie so denken. Sie sind Klone, obwohl sie auch Individuen sind, und da kann es schonmal vorkommen, dass es Ihnen scheint, dass ein Replikat ihrer Persönlichkeit vor Ihnen steht."
„Könnt ihr uns gut unterscheiden?"
„Jeder Klon ist anders in der Macht. Ich kann mir zwar nicht alle Namen merken, aber mithilfe der Macht kann ich Sie unterscheiden."
Er seufzte, schob sich erneut die Gabel in den Mund und sah sie wieder an.
„Wenn ich es so sagen darf... Viele glauben, dass der Krieg nur durch euch Machtnutzer entstanden sind... Was denkt ihr?"
Sie schmunzelte.
„Ja und nein. Ich meine, ich weiß es selbst nicht, wie er wirklich entstanden ist und wer ihn leitet, aber ich denke, dass hinter dem Denken einiges an Wahrheit steckt. Die Sith und die Jedi waren schon immer verfeindet, sie haben in der tiefen Vergangenheit viele Kriege angezettelt und ich denke auch, dass beide Seiten dies erneut getan haben, nur ist es so, dass unser genaues Feindobjekt noch etwas unklar ist. Natürlich haben wir Dooku und Grievous als Ziel, nur wissen wir noch immer nicht, von wem sie genau geleitet werden."
Dox schmunzelte.
„Haben die Jedi die Produktion von Klonen in Auftrag gegeben?"
„Derjenige war ein Jedi, ja, aber er tat dies ohne die Zustimmung des Rates oder der Republik."
„Klingt interessant..."
Cease zuckte mit den Schultern, dann nahm sie erneut einen Schluck Kaf und wandte sich schließlich ihrem Frühstück zu. Sie biss in ein Stück Strampa-Weizenbrot.
„Das ist es. Aber er ist tot und so werden wir wohl nie die Wahrheit erfahren."
Der Mann gegenüber von ihr schnaubte, dann nahm er erneut einen Bissen von seiner Gabel. Seine Kiefer- und Halsmuskeln zuckten dabei, Cease bemerkte, dass Dox hart trainierte.
„Was denkt ihr, geschieht mit Nax?", fragte er sie plötzlich und sie riss sich selbst aus den Gedanken.
„Das ist nicht absehbar. In diesen Zeiten entscheidet das Kriegsgericht hart. Vermutlich wird er sitzen müssen und dann zum Förderunterricht nach Kamino. Dass man ihn hinrichtet ist eher unwahrscheinlich..."
„Aber nicht auszuschließen. Verstehe. Naja, mir tut Cale ehrlich gesagt mehr leid. Armer Kerl. Sind bestimmt höllische Schmerzen."
Cease nickte. Cale hatte schon viel durch machen müssen, er hatte bereits schon einen ähnlichen Vorfall mit Nax erlebt. Doch warum hatte Nax es auf Cale so abgesehen? Plötzlich durchströmte Cease das Gefühl, dass sie erneut nach Cale sehen musste, obwohl sie erst vor einer knappen Stunde bei ihm gewesen war. Sie mochte Cale, doch konnte auch kaum den Gedanken daran ertragen, wie er dort saß, stumm weinend, sein Blut über seine Brust rinnend. Er hatte genau wie alle anderen Klone nie die Wärme einer Mutter erleben dürfen, nie ihre Liebe und ihren Schutz, er hatte nie jemanden gehabt, der ihm Rückhalt und Trost bot, und genau jetzt machte sich dies bei ihm bemerkbar.
Egal was die Republik und all die anderen Jedi dachten - Klone waren auch nur Männer. Männer, die keine Mutter besaßen und nur in künstlichen Gebärmuttern heranwuchsen.
„Ja..", gab sie zu und seufzte. „Doch jetzt muss er nichts mehr befürchten. Genauso wie Sie. Wie klingt längerer Urlaub, nachdem ich mit Meister Yoda gesprochen hab?"
Dox zeigte ihr sein schönsten Grinsen, auch wenn die vernarbte Gesichtshälfte starr blieb.
„Anti-Stress-Urlaub?"
Cease kicherte.
„So in etwa."
Und so aß Dox lächelnd weiter - Etwas, dass ihr gleich den Tag verbesserte.

White ArmorWhere stories live. Discover now