Kapitel 14 - Herzstillstand

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„Verdammt, wieso immer wir?", fluchte Vec laut durchs gesamte Schiff und gab uns allen erneut Rückblicke zu dem Absturz auf Mimban, wo uns kein Schlamm, sondern ein Felsplateu abgebremst hatte. Halt, ich muss hinzufügen: Das einzige Felsplateu im Umkreis von zweihundert Meter.
„Vielleicht landen wir diesmal ausnahmsweise im Schlamm!", antwortete Hunt und Silver lachte laut auf, nicht mal ein angeschossenes Triebwerk konnte diesem Mann den Humor verderben.
„Festhalten! Das wird eine Bruchlandung werden!", dröhnte die Stimme des Piloten aus dem Cockpit und ich schnaubte nur. Erst wurden beide Kreuzer zerstört, dann wurden wir auch noch von Himmel geschossen, zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen. Ich verurteilte Vri'lia nicht, denn keiner im gesamten Regiment hätte einen Rückzug bevorzugt, anstatt einen Versuch zu wagen und schließlich das Nötigste zu tun, wenn es zu spät war. Etwas zu versuchen war besser, als etwas nie zu wagen und unser General zeigte durchaus Mut. Dass wir vom Himmel geschossen wurden, lag an etwas, das Zivilisten vielleicht Schicksal genannt hätten, doch als Klon nannte man es Blechbüchsen.
Draußen ertönte das Donnern anderer Kanonenboote, was ein Zeichen dafür war, dass wir die Atmosphäre Belkadans erreicht hatten und nun die Flugkompetenz des Piloten kosten durften. Belkadan würde ich definitiv auf die Liste meiner unbeliebtesten Planeten eintragen.
„Wieso musste ausgerechnet unser Regiment ausrücken?!", fluchte Ghost lauthals und Cale wandte den Kopf zu ihm.
„Weil wir die besten Leistungen erbracht haben und jetzt haltet euch alle fest, verdammt!", brüllte Cale zu ihm und hatte vor Ghost nicht mal daran gedacht darüber nachzudenken, warum es unser Regiment war, das ausrücken musste. Wenn er die Antwort darauf wissen wollte, dann musste er wohl Vri'lia oder Hammer bitten ihn aufzuklären.
Plötzlich schwankte das Schiff hin und her, das Rauschen des ausgefallenen Triebwerks wurde lauter und ich schloss unter meinem Helm die Augen.
Ich wusste nie, wie genau ich wirklich sterben wollte, doch ich wusste auch, dass ich nicht bei einem Absturz sterben wollte, wenn Trümmerteile meinen Rumpf von sämtlichen Gliedmaßen befreite und mir mein Hirn zermatschte. Ein sanfter Tod war unrealistisch, niemand von uns würde einfach im Schlaf sterben, doch lieber würde ich von Laserbolzen durchlöchert werden, als langsam zu verbluten und mit Schmerzen kämpfen zu müssen.
„Wir setzen gleich auf! Vierhundert Klicks Höhe!"
Andererseits war ich auch dankbar nicht in der Haut des Piloten zu stecken, denn zu versuchen das Schiff ruhig zu halten, sechsunddreißig Leben auf dem Gewissen zu haben und zu sehen wie der Boden näher und näher kommt, war nicht gerade mein Ding.
Ein lautes Krachen ertönte, der Boden zitterte, als würde er gleich zerbersten.
Dann wurde das Schiff zur Seite weggerissen.
Ich hätte Trueblood sagen sollen, dass er ein guter Soldat ist...

***

Cales Rippen schmerzten und brannten wie Feuer in seinem Brustkorb. Es war Flak, der ihn am Arm packte und zusammen mit Scythe aus dem Wrack des Kanonenbootes zog, zumindest das, was davon übrig war.
Es ist Chaos' zweiter Absturz, ich hätte sie in der Kaserne lassen sollen..., dachte er sich, als ihn recht warme Luft empfing, als er das Zwitschern von Vögeln hörte und Gras unter sich spürte. Es war hell, doch das Licht blendete ihn nicht direkt. War er tot? Fühlte es sich so an, tot zu sein? Wenn ja, dann war der Tod schöner als das Leben in der Armee. Viel schöner.
„Cale? Wach auf, Bruder!"
Er blinzelte. Dieses Licht war so wunderschön, es lag wie ein sanfter Vorhang vor ihm und auch wenn er die Lichtstrahlen sah, blendete es nicht, es war ganz weich, zart und sanft. Himmel, er fühlte sie wie der glücklichste Mann der Galaxis.
„Cale!"
Es war keine männliche Stimme. Die Stimme war sanft, wunderschön, sie klang ganz nach...
Cale schreckte hoch. Avens Gesicht lag vor ihm, welcher über ihm kniete, um ihn herum der Rest seines Zugs, unverletzt, nur leichte Schrammen auf den Gesichtern und er fragte sich, was eigentlich passiert war.
„Moment mal, sind wir nicht abgestürzt?", fragte er verdutzt und sah nach links, wo zehn Meter weiter das zur Seite gekippte Kanonenboot lag.
„Ja, das seid ihr, aber dank den Flugkünsten eures Pilots, war es schon fast eine sanfte Landung. Keine Sorge, du wurdest von der Tür eingequetscht, wenn dir das deinem Heldentum-"
„Halt die Klappe, Aven."
Sein Kumpel grinste ihn an.
„Komm, hoch mit dir."
Er zog ihn auf die Beine, drückte ihm den Helm in Hand und Cale bewunderte zum ersten Mal die schöne Landschaft Belkadans. Sie standen im Schatten, leichte Wolken lagen am Himmel über der waldigen Landschaft mit einigen Hügeln und in der Nähe hörte er einen Bach rauschen. Vierzig Meter weiter standen -zig Kanonenboote, die das Bataillon sicher hergebracht hatten und in Reih und Glied nebeneinander standen. Nur ihr Kanonenboot war ein wenig vom Kurs abgekommen.
Die hoch stehende Sonne ließ darauf deuten, dass es erst kurz nach Mittag war.
„Haben wir es geschafft?", fragte er.
„Haben wir. Wir sind bei den vorgesehenen Koordinaten, allerdings fehlen uns Vri'lia und ihr Padawan. Hammers Bataillon vermisst ihn ebenfalls. Allerdings sind ein paar Hilfsgüter gelandet, also ist die Lage nicht ganz so hoffnungslos."
Cale sah zum Himmel.
„Wo bleiben die feindlichen Jäger?"
„Genau das haben wir uns auch gefragt. Sieht für mich sehr nach einem Hinterhalt aus."
„Wo ist Vri'lia jetzt?"
„Laut Dox befinden sie sich knapp zwanzig Klicks östlich von uns. Sie haben den Treffpunkt ziemlich verpasst."
Schwer schluckend hoffte er einfach, dass sie es geschafft hatten und das junge Mädchen nicht mit fünfzehn Jahren ihren Tod gefunden hatte, denn vor seinen Augen erschienen Bilder, wie sie ihn im Mannschaftsraum noch am Morgen gemustert hatte, während sie den Worten der Holoaufzeichnung des Kanzlers lauschte. Er wusste noch, dass ein Gefühl von Wärme sich in ihm ausgebreitet hatte, so als würde er ein heißes Bad genießen, und dieses Gefühl erfasste ihn erneut, als er an sie dachte. Er musste fast schmunzeln, als ihm einfiel, dass sie ihm noch ein gemeinsames Abendessen schuldete und wäre er auf Coruscant gewesen, so hätte er sie sofort daran erinnert.
„Das wird ein langer Marsch für sie werden."
„Nicht ganz. Wozu stehen diese Kanonenboote hier? Eins ist schon auf dem Weg, um sie einzusammeln."
Cale schnaubte erleichtert.
„Dann heißt es wohl noch warten."

White ArmorWhere stories live. Discover now