Kapitel 7 - Täuschung und Vertrauen

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Es tat ihr so leid. Es gab nichts Schlimmeres für sie, als nicht da zu sein, in dem Fall bei Bewusstsein, um zu helfen Verwundete zu bergen, sie zu versorgen und ihnen zu sagen, dass alles wieder gut wird und sie sie bald auf das beste Roba-Steak einladen würde, das sie je gegessen hatten. Doch die Galaxis war ein unfairer Ort und so wurde sie erst wieder wach, als sie ein Stimmengewirr hörte.
„Verabreichen Sie ihr noch mehr Adrenalinauffrischer!"
„Wer zum Teufel hat auf diese Wunde Synfleisch geschmiert?!"
„Sie wird wach!"
„Commander Hammers linke Lunge versagt!"
„Bereit machen zur sofortigen Transplantation!"
„Ma'am, könnt ihr mich hören?"
„Wo ist das Bacta?"
Sie wollte nicht die Augen öffnen. Denn sie wusste, dass sie auf der Krankenstation eines Venatorkreuzers lag, dass ihr Commander gerade einen neuen Linken Lungenflügel bekam und dass das Bacta langsam knapp wurde. Nach jeder Schlacht waren diese Krankenstationen auf den Kreuzern überfüllt und sie fragte sich, warum dieses Problem nicht behoben wurde, aber diese Frage beantwortete sich erschreckend schnell. Es waren Klone, die dort lagen. Für die Republik waren sie nur Droiden, denen man Arme und Beine immer wieder neu dranschrauben konnte. Für sie waren sie wunderbare Seelen, die in den falschen Körpern steckten.
„General?"
Es war hell, als sie die Augen öffnete und musste sich einen Moment lang an das Licht gewöhnen, doch dann erscheinen die Sanitäter und Trooper deutlicher über ihr.
„Ich sehe und höre Sie.", gab sie heiser von sich und hustete. Der Klonsanitäter nickte.
„Schön euch wieder hier zu haben, General. Es ist wirklich ein Wunder, dass ihr noch lebt."
„Wo ist Hammer? Wie geht es ihm?"
„Seine linke Lunge versagt. Es wird ihm gerade eine neue eingesetzt. Er befindet sich im Operationssaal."
„Wird er es schaffen?"
„Er wurde unter Code 4 eingestuft. Es besteht eine fünfzigprozentige Überlebenschance."
„Verdammt...", schnaubte sie und schüttelte den Kopf. Sie durfte ihren Commander nicht jetzt verlieren. Nicht Hammer, der einen so zuckersüßen Charme und Humor besaß, dass sie ihn von Anfang an schon ins Herz geschlossen hatte.
„Er befindet sich in den besten Händen, Ma'am."
„Was ist mit meiner Legion? Wie viele Verluste? Was ist mit den Verletzten?"
„Ihre Legion befindet sich zum größten Teil auf diesem Schiff, ein Teil beschäftigt sich noch mit der Bergung und dem Austeilen der Hilfspakete für die Mimbanesen. Die Verluste betragen circa siebzig Männer, elf werden noch vermisst, aber auf diesem Planeten solltet ihr sie zu den Gefallenen rechnen. Die Zahl der Verletzten ist schwer einzuschätzen. Vermutlich das Dreifache, Ma'am."
Diese Worte stachen in ihr Herz. Diese Legion war bereits hart getroffenen worden und nun hatte man ihr noch mehr Männer genommen, die von dem Dauerfeuer kurz vor der Explosion getroffen worden oder auf vielen anderen Weise gestorben waren. Sie hatte ihre Männer genau in eine Falle der Separatisten geführt. Das letzte, was sie noch sehen konnte, waren große Kanonen, Droiden um das Dorf der Mimbanesen verteilt und Hammer, dem ein Loch eines Schusses in der Brust lag und sich vor Schmerzen krümmte. Diese Blechbüchsen hatten sich genau hinter dem Wald positioniert und sie zu ihnen gelockt. Sie erst vom Himmel geschossen, dann die Truppen im Wald verringert und schließlich ausgelöscht. Und sie hatte ihre Männer in ihren sicheren Tod geführt.
Verdammt, sie musste sich jetzt zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Wäre Drayk bei ihr gewesen, hätte er genau die richtigen Worte gefunden, um sie zu beruhigen. Doch Commander Drayk war nicht dort und blieb mit der 546ten zurück, kommandiert von wem auch immer. Cease konnte sich noch genau an den Abschied erinnern. Bilder flammten vor ihrem inneren Auge auf.

Eine Woche zuvor:

Cease hatte damit gerechnet, dass die Männer enttäuscht sein würden, doch nicht damit, dass sie so erschüttert waren, als sie die Nachricht schweren Herzens verkündet hatte. Sie liebte diese Männer, hatte mit ihnen stets Seite an Seite gekämpft, sie geheilt, wenn medizinisches Personal an die Grenzen gerät und Zuspruch und Loyalität von ihrer Seite bekommen. Und sie würde nie verblassen. Denn sie wusste tief in ihrem Herzen, dass ihre Loyalität immer diesen Männern gelten würde. Und auch der Legion, die sie nun übernehmen musste.
Es war der letzte Abend. Ihre letzten Sachen hatte sie aus ihrem privaten Quartier geschafft und würde fürs erste wieder ihres im Tempel beziehen, bis sie vielleicht in eins der Kaserne der 555sten ziehen würde. Seitdem sie diese Nachricht vor wenigen Stunden verkündet hatte, hatte sie Commander Drayk nicht mehr gesehen. Sie wusste nur, dass er im Mannschaftsraum an der Wand mit verschränkten Armen gestanden und ihr zugehört hatte.
Seufzend trat sie aus der Kaserne hinaus, versuchte nicht zurückzublicken und noch länger zu bleiben, als sie es sich eigentlich vorgenommen hatte, denn es war bereits stockdunkel und der Zeiger näherte sich der Wende zu einem neuen Tag. Kühle Nachtluft wehte um sie herum, ließ sie leicht frösteln, während sie die ersten Schritte von der Kaserne weg machte.
„Ihr geht dann also wirklich.", ertönte es plötzlich hinter ihr.
Cease drehte sich um und sah ihren vermissten Commander in der Tür stehen, der seine oberen Platten bereits nicht mehr trug. Die Kaserne hinter ihm lag still, die Mehrheit der Männer hatte sich bereits schlafen gelegt.
„Drayk.", stellte sie fest und lächelte. Als er einige Schritte auf sie zu kam und schließlich direkt vor ihr stand, sah sie in die hellen, blauen Augen von ihm, die eine seltene Genmutation in seiner frühsten Entwicklungsstufe ausgelöst hatte. Auch die Kaminoaner waren nicht so perfekt, wie sie es behaupteten.
„Die Jungs werden euch sehr vermissen, General.", sagte er mit tiefer, rauer Stimme und sah sie durchdringend an, sodass ihre Gänsehaut nicht mehr nur durch die Kälte ausgelöst wurde. Und sie konnte sich eine Frage nicht mehr verkneifen.
„Und... Sie, Drayk?"
Seine Brust hob und senkte sich deutlich, er schnaubte, doch wandte keine einzige, verdammte Sekunde den Blick von ihr ab.
„Ebenfalls."
„Ich werde euch alle auch vermissen... Und Sie ebenfalls, Drayk."
„Ich dachte, dass ihr mich nicht mehr mit Sie ansprechen würdet. Denn wie ich weiß, haltet ihr sehr wenig von diesen Floskeln."
Verdammt, sie hatte vermutet, dass es ihm so viel ausmachen würde. Sie hatte sich nicht mehr getraut, nicht mehr getraut ihn so vertraut anzusprechen, nachdem... nachdem... nach diesem...
„Es tut mir leid. Aber ich kann nicht...", murmelte sie und senkte beschämt den Blick, denn sie wusste, dass er sich verletzt fühlte, sie spürte es, spürte seine Enttäuschung, seinen Frust, den er tief in sich besaß.
„Ihr macht es nur unmöglich."
Er trat einen Schritt näher.
„Drayk, dies ist unser Abschied voneinander. Vielleicht werden wir uns eines Tages wiedersehen, aber ich kann es Ihnen... Ich kann es dir nicht garantieren. Und deshalb ist es besser, dass wir es schnell tun."
„Weil ihr diese Bindung von uns lösen müsst? Weil ihr schon längst gegen eure Regeln verstoßen habt, indem ihr sie auch nur aufgebaut habt?", drängte er und sie konnte bereits seinen Atem auf ihrer Stirn spüren. Sie musste gehen. Sie musste es einfach. Und sie wollte es nicht. Zitternd hob sie den Blick und sah in seine blauen Augen, die ihn so einzigartig machten. Aber bevor sie etwas sagen konnte, kam er ihr schon zuvor.
„Cease..."
Und sie unterbrach ihn.
„Nicht, Drayk. Sag es nicht."
Er schwieg, Trauer stieg in ihm auf. Als sie sich halb abwandte, dachte sie kurz, dass er sie packen würde, sein zuckender Arm verriet dies, doch er tat nichts, obwohl sie wusste, dass er es gern getan hätte.
„Auf Wiedersehen, Drayk."
Dann ging sie. Und merkte, wie er ihr nachsah.
Die ganze Nacht lang spürte sie, wie er an sie dachte.

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