6 - Vom Regen...

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Aalyxhs Finger schwebte über den Kontrollen der Maschine, während zwei ihrer Augen mich konsterniert anblinzelten. Fieberhaft überprüfte ich unsere Optionen, während sich in meinem Magen kalte Klümpchen der Angst bildeten.

„Halte das Schiff auf Kurs, er hat uns nicht direkt verboten, weiterzufliegen." Ich hielt unwillkürlich meinen Atem an, während wir auf unserem vorherigen Kurs weiter zogen, knapp unterhalb der Patrouillenschiffe vorbei. Vor uns lockten die endlosen Weiten des Weltraums und die grenzenlose Freiheit des ewigen Vakuums. Nur noch einige wenige Klicks, und wir konnten in den Hyperraum springen.

Natürlich war uns dieser einfache Ausweg nicht vergönnt. Während wir auf den Punkt zuschlichen, der uns den Sprung ermöglichen würde, begannen Hrrovrs Schuppen in gespannter Erwartung zu rasseln. Ein Hauch von Bitterkeit in Hijacs Geruch sagte mir, dass unter seinem unleserlichen Gesichtsausdruck ein Feuer der Anspannung und Angst schwelte. Sobald die Patrouillenschiffe ihre strenge Formation brachen, ausfächerten und sich in einer beeindruckenden Choreografie rings um positionierten, festigte sich meine böse Ahnung zur Gewissheit: Ein neues Problem hatte uns gefunden.

„Ap'Theron? Bleiben sie, wo sie sind. Dies ist ein Befehl. Wir werden ihr Schiff inspizieren sobald..." Die Stimme des Patrouillenoffiziers ertrank in einem schrillen Alarm, der unsere Brücke flutete.

Aalyxh presste zwei ihrer Hände auf ihre empfindlichen Ohrmembranen im Versuch, sie vor dem kreischenden Geräusch zu schützen. Unterdessen wechselte Hrrovr seine Station mit einem beeindruckenden Sprung seiner langen Echsenbeine. „Captain, uns'ssere Ss'sens'ssoren melden die Ss'ignatur eines'ss Ss'everill-Schiffes'ss."

„Schalte den Alarm aus, Hrrovr. Jac, übernimm den Scanner." Dieser letzte Befehl war unnötig. Unser Karjkaner beugte sich bereits konzentriert über die Station, die Hrrovr zuvor verlassen hatte.

Mein Rss's'ss Nummer Eins war seiner Intuition gefolgt und hatte ohne einen Moment zu zögern die Waffenstation übernommen. Nicht dass unsere veralteten Ionentorpedos einem schweren Kreuzer der Severill-Flotte viel Schaden zufügen konnten. Trotzdem war ich froh, dass unser bester Schütze an der Geschützsteuerung bereit stand.

„Drei Schiffe, Captain." Hijacs künstliche Stimme blieb so ruhig wie eh und je, aber der bittere Geschmack, der wie ein Schwaden in der Brücke hing, verriet seine Gemütslage.

Besorgt sah ich mich nach Aalyxh um. „Bedeck deine Nasen, Mädchen, ich brauche dich voll leistungsfähig." Gehorsam tastete die Yuuol mit einer Hand in einem Fach nach ihren Nasenklemmern, während die Finger der übrigen drei ununterbrochen über die Steuerungsfelder der Navigationskonsole huschten. Soviel ich erkennen konnte, war sie dabei, mögliche Flugbahnen für unsere Flucht zu berechnen.

Eines ihrer Augen blinzelte mir kurz zu. „Aye, Kali. Ben, sind die Triebwerke bereit für den Sprung in den Hyperraum?"

„Negativ, Lyxh. Das Kommandantenschiff der Raumpatrouille ist uns immer noch zu nahe. Die Sicherheitsprotokolle werden unser Maschinen nicht zünden lassen."
Wir mussten einen Weg finden, aus diesem Würgegriff der Raumpatrouille zu entkommen — entgegen ihrem direkten Befehl. „Hrrovr, leite alle Energie, die wir entbehren können, in die Deflektoren. Aalyxh, wir müssen uns aus der Nähe unserer Wachhunde wegschleichen, so unauffällig wie möglich."

Unter anderen Umständen hätte ich die ruhige Effizienz meiner Crew bewundert. Aber heute knotete der Stress meine Eingeweide zusammen. Zu meiner Erleichterung hatte Hijac damit aufgehört, die Atmosphäre mit seinen Geruchsausbrüchen zu belasten. Während die meisten von uns sich längst an die aufdringlichen Duftwolken gewöhnt hatten, beeinträchtigten sie die halbtelepathischen Fähigkeiten von Aalyxh. Das konnte soweit gehen, dass sie im entscheidenden Moment vollständig versagten. Eine Yuuol-Pilotin ohne ihre besonderen Begabungen war definitiv eine Komponente der Gefahr, die wir jetzt gerade nicht brauchen konnten.

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWhere stories live. Discover now