13 - Neuland

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Acht Tage nach dem heftigsten Sturm, den ich jemals erlebt hatte, stießen wir auf den Planeten.

Es war natürlich nicht ein einzelner Felsklumpen, der im Raum driftete, aber Ben behauptete später, wir seien darüber gestolpert wie ein blindes, kleines, pelziges Tier mit einem buschigen Schwanz über eine Nuss. Was wieder einmal meine Theorie bestätigte, dass menschliche Analogien nicht nur unheimlich kompliziert und anachronistisch sind, sondern größtenteils auch unverständlich. Aber zum Glück brauche ich nur mit einem einzigen Menschen zurechtzukommen. Das ist gerade noch so zu schaffen.

An dem Tag, als wir den Planeten entdeckten, wurde ich durch eine dringende Nachricht aus dem Schlaf gerissen. Hastig trocknete ich mich ab und folgte Hijacs Ruf auf die Brücke. Eine alte Raumfahrer-Weisheit besagt, dass Notfälle immer in der Schlafperiode des Captains stattfinden. Dieser machte keine Ausnahme.

Ich rubbelte mir die Überbleibsel meines unterbrochenen Schlafs aus den Augen während ich in die Kommandozentrale taumelte. „Weshalb die Dringlichkeit? Habt ihr endlich ein Schild gefunden, das uns den Weg zurück in einen besiedelten Raumsektor weist?"

„Das nicht, aber was wir gefunden haben, könnte genau so gut oder noch besser sein. Sieh mal." Der leicht fermentierte Geruch, der die Brücke erfüllte, drückte die Faszination des Karjkaners aus. Mein Blick folgte seiner ausgestreckten Klaue zum Hauptbildschirm — nur um mich gleich entsetzt aufschreien zu lassen.

Eine dunkle Masse näherte sich der Topsy mit atemberaubender Geschwindigkeit. Überzeugt, dass wir unmittelbar vor einer Kollision standen, duckte ich mich hinter die massive Lehne meines Sessels, also ob mich das vor dem Einschlag eines Asteroiden schützen könnte. Der schrille Ton des Kollisionsalarms dröhnte durch das Schiff und ich presste meine Handflächen auf meine empfindlichen Ohren, verzweifelt bemüht, sie vor dem akustischen Angriff zu schützen.

Aber der erwartete Zusammenstoß kam nicht. Als er nach einem viel zu langen Moment mit angehaltenem Atem immer noch nicht kam, stand ich auf und bedachte meinen Stellvertreter im Pilotensessel mit einem vernichtenden Blick. „Hrrovr, stell den dissonanten Alarm ab, bevor meine Ohrmembranen reißen. Was bei den sieben Wächtern am dreifach verbotenen Tor zur Ewigkeit war das?"

„Vermutlich ein As'ssteroid, Captain." Er beschäftigte sich mit seiner Anzeige, während die Farbe seiner Kopfschuppen von einem betretenen Purpur zu einem faszinierten Türkis wechselte. „Oder ein Planet? Der Ss'scanner zs'seigt eine groß'sse Mass'sse von gefrorenen Mineralien und eine hohe Konzs'sentration von Hydrogen."

„Und warum hat der Scanner diesen eisigen Klumpen nicht früher erfasst? Was nützt uns unsere ganze Technologie, wenn sie nicht einmal die wirklich gefährlichen Verkehrshindernisse im Weltraum erkennen kann? Es ist ja nicht so, dass davon größere Mengen durch die Gegend driften." Einige meiner Freunde, Aalyxh zum Beispiel, behaupten, ich sei grantig wenn ich aus dem Schlaf geholt werde. Beinahe-Kollisionen und Alarmsirenen neigen dazu, meine Stimmung noch zu verschlechtern.

Ein muffiger Geruch der Belustigung begleitete einen facettenreichen Blick von Hijac. „Der Scanner arbeitet einwandfrei, Captain, das Schiff war niemals in Gefahr."

„Klar, mach dich über den gestressten Captain lustig. Willst du damit sagen, dass wir soeben unter einem riesigen Block aus Fels und Eis durchgetaucht sind, mit heulenden Sirenen die eine unmittelbar bevorstehende Kollision ansagten, in voller Absicht und im alleinigen Interesse der hehren Wissenschaft?"

„Genau, Captain. Wir benötigen all die Informationen, die wir über dieses Sternsystem bekommen können, um es auf unseren Karten zu lokalisieren." Die Sprachbox des Karjkaners schepperte, die Synchronisierung offensichtlich durch das elektromagnetische Feld des Asteroiden oder Planeten gestört, und er justierte sie geschickt mit einem Hinterbein. „Das könnte sich sehr gut als unser Ticket für die Heimreise herausstellen."

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWhere stories live. Discover now