23 - Topsilina

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Verans Grinsen wurde breiter, und verhaltene Rufe von der Brücke der Bezwinger drangen durch unsere Lautsprecher. „Hörst du das, Kali? Du besitzt ab sofort einen neuen Fanklub. Und ich danke den Sieben Hütern des Universums, dass wir mit dir hier gestrandet sind und nicht mit einem engstirnigen Xenophoben wie meinem verblichenen Onkel."

Nun war ich halbwegs überzeugt, dass er es ehrlich meinte. Immer noch etwas zittrig nahm ich einen tiefen Atemzug und blies die Luft durch meine Kiemenklappen ab. Wenn meine Crew bereit war, mit den Severills zu arbeiten, würde ich mich nicht dagegen stellen. Besser als hier hängenzubleiben. „Also gut. Und nun, da wir alle beste Freunde geworden sind, wo im Namen der mächtigen Hüterin der Ionenstürme sind wir?"

Veran lachte und ließ die Kamera auf eine junge Severill schwenken. Ihre kurzen, blaugrünen Hörner trugen keine Rangabzeichen und ihr Haar kräuselte sich noch jugendhell dazwischen. „Das ist Riann, der es gelang, unsere Lokalisierung vorzunehmen. Nun ja, eine Portion Glück war wohl dabei, aber sie verglich Tausende von Sternensignaturen und stolperte dabei über einen Pulsar, dessen Signal ihrer Meinung nach ziemlich unverwechselbar ist."

Das Gesicht der Navigatorin verfärbte sich zu einem dunklen Algengrün, als ihr das Blut in die Wangen schoss. Veran nickte ihr zu. „Am besten erzählst du unseren Freunden selbst, was du herausgefunden hast, Riann."

Rianns Gesicht wurde wenn möglich noch dunkler und sie rieb sich die Nasenrippe. „Es freut mich sehr eine so berühmte Raumfahrerin wie dich kennenzulernen, Kalina ap Theron."

Nun war es an mir, verlegen zu erröten. Zum Glück schien die Navigatorin das nicht zu bemerken und sprach weiter. „Der Sturm im Ticotan-Sektor war aussergewöhnlich stark, und in der Wechselwirkung mit dem schwarzen Loch muss sich ein Wurmloch geöffnet haben, das uns quer durch die Galaxis schleuderte. Dass so etwas in der Theorie möglich ist, wissen wir ja alle. Dass es tatsächlich passiert, ist extrem selten."

Sie hatte recht. Ich erinnerte mich an den Fall eines yuuolanischen Minenschiffes, dem etwas Ähnliches passiert war. Als die Crew endlich in bewohnten Raum zurückfand, flogen die Großenkel der ursprünglichen Besatzung das Schiff. Ich hoffte, dass uns sowas erspart blieb.

Ich hatte meine Gedanken abschweifen lassen und einen Moment lang Rianns Ausführungen komplett ausgeblendet. Zum Glück hörte zumindest Aalyxh aufmerksam zu. Ich versuchte, den Faden wieder zu finden. „... und dann fand ich diesen Pulsar, über den ich kürzlich etwas gelesen hatte. Er liegt im äußeren Spiralarm und erlaubt uns, einen Kurs zurück in unseren Ausgangssektor zu bestimmen."

„Richtig." Veran übernahm wieder. „Riann hat das großartig gemacht. Das einzige, was wir nun benötigen, ist ein weiteres Wurmloch, das uns soweit bringt. Oder ein Portal."

Ich holte tief Atem und blickte mich auf der Brücke um. Niemand von meiner Crew zeigte Anstalten, mich am Sprechen zu hindern. „Ausgezeichnet. Wir haben nämlich so etwas wie einen Portalgenerator gefunden. Allerdings sind wir gerade erst dabei, die Funktionsweise zu verstehen."

Verans Nasenrippe zuckte. „Wir haben die Erscheinung beobachtet. Es war faszinierend, aber wir haben leider den Beginn des Spektakels verpasst. Und laut den Angaben unserer Scanner ist der Planet unbewohnt."

„Ja, das ist er. Soweit wir verstanden haben, wurde das Klima für die Einwohner hier unerträglich. Sie bauten deshalb das Sternenportal, um zu einer neuen, besseren Welt zu reisen." Ich versuchte, Hijacs Schlussfolgerungen so knapp wie möglich wiederzugeben. „Mein Spezialist meint, wir könnten ein weiteres Portal öffnen, besässen aber nicht die benötigte Energie, um es zu stabilisieren und auch zu benutzen. Zumindest ist das unsere momentane Einschätzung."

„Nun, in dem Fall sollten wir wirklich zusammenspannen. Energie ist gerade nicht unser Problem. Wie funktioniert das Portal?"

Klar, dass ein Severill das ganz genau wissen wollte. Mir ging es ja ähnlich. Trotzdem war ich nicht begeistert davon, unsere Entdeckung zu teilen. Allerdings hatten wir noch eine Ladung tyrinianischer Nestlinge an ihren Bestimmungsort zu bringen. Deshalb konnten wir uns nicht erlauben, unnötig lang hier herumzuhängen. So schwer es mir fiel, ich musste Veran vertrauen. „Es wird von einer Rakete ausgelöst und ist einem Mikrowurmloch nicht unähnlich. Wir denken, dass wir ein weiteres davon generieren können."

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWhere stories live. Discover now