6. Oneshot

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„Malfoy?" ~ Claire Brooks

Hastig rannte Claire die steinernen Treppen der U-Bahn Station herunter, um sich im letzten Moment noch durch die sich bereits schließenden Türen der Bahn zu quetschen. Erleichtert atmete sie aus und hielt sich an einer der Stangen fest, als der Zug seine Fahrt in Richtung Innenstadt wieder aufnahm. Halb London schien sich an diesem Morgen hier zu befinden, um sie herum drängten sich die Menschen dicht aneinander, damit so viele wie möglich einen Platz, wenn auch nur einen Stehplatz, zu dieser frühen Morgenstunde finden konnten. Sieben Uhr früh war noch nie ihre Lieblingszeit gewesen, schon gar nicht, um U-Bahn in London zu fahren, doch sie musste pünktlich zur Arbeit kommen, sie wollte es schließlich nicht riskieren gefeuert zu werden, wo ihr doch dieser Job nach Jahren endlich wieder eine Art Erfüllung bereitete. An ihrer Haltestelle angekommen, wurde sie mit einem Schwall Menschen, der ebenfalls dort aussteigen wollte, nach draußen geschwemmt und eilte zügig eine der Treppen hinauf, ins Freie. Sie war an einem großen Platz in der Mitte Londons aus dem Untergrund gekommen und machte sich auf zu einem beschaulichen Café ein paar Straßen weiter. Knapp fünf Minuten lief sie, bis sie das Namensschild dessen erkennen konnte. Claire stieß die Tür auf und sofort hüllte sie der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee und warmem Schokokuchen ein. Ihr Weg führte direkt in die Umkleide der Angestellten, wo sie ihren Mantel an einer kleinen Garderobe aufhängte, ihre Wertsachen in einem Spind einschloss, sich eine Schürze umband und ihre Haare zu einem lockeren Zopf hochband. Hinter dem Tresen angekommen erwartete sie bereits ihre Chefin Mrs Turner, die gerade den Kaffee einer der Kunden zubereitete.
"Guten Morgen Claire. Gut, dass du dieses Mal einigermaßen pünktlich bist, ich brauche dich unbedingt als Bedienung an den Tischen heute. Chloe fällt krankheitsbedingt aus und ich konnte keinen Ersatz so kurzfristig finden. Ich werde heute also den Tresen für dich übernehmen und du wirst die Leute an den Tischen bedienen. Passt das für dich?"
"Natürlich Mrs Turner. Ich mach mich gleich an die Arbeit."
Damit verschwand sie wieder von der Theke und begann einen Mann zu bedienen, der gerade die Londoner Tageszeitung las.

Um halb neun war das Café gut gefüllt. Jeder Tisch war belegt und am Tresen stand eine kleine Schlange von vier Personen. Claire war gestresst, fühlte wie das Adrenalin durch ihren Körper gepumpt wurde, genoss das Gefühl gleichzeitig jedoch sehr. Nach dem Krieg hatte sie ihr letztes Jahr in Hogwarts nachgeholt, hatte eine Ausbildung beim Ministerium in der Strafverfolgung gemacht und dort auch ein paar Jahre im Bürobereich gearbeitet. Doch die grausamen Erlebnisse des Krieges ließen sie nicht mehr los. Jede Nacht war sie von Albträumen geplagt worden, hatte keine ruhige Minute mehr, in der sie nicht die Angst verspürte, die sie damals tagtäglich heimgesucht hatte. Claire hatte, genau wie alle anderen auch, viele ihr wichtige Personen verloren. So auch Fred Weasly, ihre erste große Liebe. Von diesem Verlust hatte sie sich nie erholen können. Sie wusste, sie brauchte eine Veränderung und hatte schließlich der Zaubererwelt vor einigen Jahren den Rücken zugekehrt. Danach hatte sie sich ungefähr ein Jahr lang Erholung von ihrem bisherigen Leben gegönnt und war gereist. Die ganze Welt hatte sie besucht und die verschiedensten Menschen und deren Kulturen und Sprachen kennengelernt. Am liebsten wäre sie für immer auf Reisen geblieben, allerdings fehlten ihr ihre Heimat und ihre Freunde irgendwann so sehr, dass sie beschloss, wieder nach London zurückzukehren. Dort nahm sie einen Job als Kellnerin in ebendiesem Café, in dem sie bis heute arbeitete, an.

Ihren drei besten Freunden, Harry, Hermine und Ron ging es Anfangs nicht besser. Auch sie hatten mit den Nachwehen des Krieges zu kämpfen, schafften es jedoch, unter anderem durch die Hilfe ihrer Partner, wieder in das normale Leben zurückzufinden. Harry und Ginny heirateten und bekamen zusammen drei wundervolle Kinder. Ebenso Hermine und Ron, die stolze Eltern zweier Kinder waren. Claire hatte sich nach Fred nie wieder verliebt, geschweige denn Kinder bekommen. Sie war allein, hatte zwar die Unterstützung der Familie Weasly, doch jeden Abend, wenn sie in ihre beschauliche Wohnung zurückkehrte, war da niemand, der auf sie wartete.

Draco Malfoy {Oneshots}Where stories live. Discover now