6. Oneshot Teil 6

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Claire rannte durch die Gänge des Manors, auf der Suche nach dem Raum, aus dem Dracos Schrei vor ein paar Sekunden gekommen war. Die Angst und die Panik standen ihr ins Gesicht geschrieben, während sie fieberhaft suchend völlig planlos eine Tür nach der anderen aufriss, nur um sie im nächsten Moment wieder zuzuschlagen, da er sich nicht dort befand. Schließlich kam sie zu einer riesigen Flügeltür, drückte sie mit der Kraft ihres ganzen Körpers auf und fand sich in einer beeindruckenden Bibliothek wieder. Der Raum war riesig und zu beiden Seiten eines langen Ganges mit bis zu der meterhohen Decke reichenden Regalen bestellt, in denen sich dicht gedrängt tausende von Büchern befanden. Ihre Faszination schüttelte sie allerdings schnell wieder ab, sie musste Draco finden, und es konnte mehr als möglich sein, dass er sich hier befand. Sie rannte durch den Gang, während sie ihren Kopf bei jeder neuen Reihe nach links und rechts riss, um in einer Draco auszumachen, konnte ihn jedoch nicht finden.

Sie war beinahe am Ende angekommen, als sie eine zusammengekauerte Gestalt am Boden liegend in ihrem linken Augenwinkel ausmachte. Sofort drehte sie ihren Kopf und sah Draco neben einer Fensterbank am Boden gekrümmt liegen und eilte zu ihm. Sie ließ sich auf ihre Knie fallen und drehte ihn vorsichtig etwas zur Seite, sodass sie sein Gesicht sehen konnte. Dracos Augen waren fest zusammengekniffen, sein Gesicht zu einer verschreckten Grimasse verzehrt. Seine Beine hatte er an seinen Körper rangezogen, seine Arme hatte er schützend um seinen Kopf gelegt. Vorsichtig versuchte Claire ihn aus seiner verkrampften Haltung zu lösen und flüsterte beruhigend auf ihn ein. "Hey, Draco, alles ist gut, beruhig dich." Mit etwas Anstrengung schaffte sie es schließlich, bettete seinen Kopf sachte auf ihrem Schoß und strich ihm wieder und wieder über seine Stirn und dabei seine schweißnassen platinblonden Haare aus seinem Gesicht.

Nach gefühlt endlosen Sekunden öffnete Draco vorsichtig seine Augen, die Angst war ihm immer noch ins Gesicht geschrieben. "Draco, ich bin da, es ist alles in Ordnung." "Claire..." "Ich bin hier, du brauchst keine Angst zu haben." Langsam rappelte er sich auf und lehnte sich an den unteren Teil der Fensterbank. Erschöpft schloss er die Augen und atmete einmal tief durch. Danach öffnete er sie wieder, erneut sehr unsicher, als hätte er Angst, es könnte sich etwas unerwartet verändert haben, nachdem er die Augen kurzzeitig geschlossen hatte. Claire rutschte etwas näher zu ihm und legte behutsam eine Hand auf seine, die auf seinem Oberschenkel ruhte. "Was ist passiert, Draco?" Man konnte die Besorgnis in ihren Augen deutlich erkennen. "Nichts, es- es war nur ein Traum. Ich muss wohl eingenickt sein, als ich hier saß." "Aber du hast geschrien. Du lagst ganz verkrampft auf dem Boden, als hätte dir etwas fürchterlich Angst gemacht." "Es war nur ein Traum Claire, nichts weiter. Außerdem bin ich ein Malfoy. Malfoys haben vor nichts Angst." Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, zupfte er seinen Pullover zurecht und setzte ein gleichgültiges Gesicht auf. Kritisch zog Claire eine Augenbraue hoch. "Das glaubst du jetzt doch wohl selbst nicht, oder?" "Doch Claire, das glaube ich nicht nur, es ist sogar so. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, mir geht es gut." Seine Tonart fiel bei seinen letzten Worten zurück in die alte, bissige Art des Draco Malfoys von damals. Er erhob sich weniger elegant, als er geplant hatte und verließ mit seinem alten, stolzierenden Gang die Bibliothek. Claire ließ er einfach auf dem Holzboden sitzen.

Verdammt! Wieso musste sie das schon wieder mitbekommen haben?! Peinlich berührt raufte er sich die Haare, während er seinen Weg zurück in den Salon fortsetzte. Schlimm genug, dass sie ihn mal wieder hilflos vorgefunden hatte, sie musste natürlich auch noch nachbohren, was genau mit ihm los war. Aber was hätte er denn auch sagen sollen? Ach Claire, weißt du, ich leide seit dem Krieg an Halluzinationen und Albträumen, die mir eigentlich meine komplette Kraft rauben und seit Astorias Tod wieder unerträglich geworden sind? Ph, wie würde er denn dann vor ihr dastehen? Astoria hatte selbstverständlich davon gewusst, er konnte es schließlich schlecht vor der Person verstecken, mit der er jahrelang zusammengewohnt und sich sogar ein Bett mit ihr geteilt hatte. Das war aber auch etwas anderes gewesen. Sie war seine beste und einzige Freundin und Ehefrau gewesen. Solche Dinge erzählte man doch derart vertrauten Personen, oder? Claire war nur die heimliche Liebe seines Lebens, die er Jahre nicht gesehen hatte und an der er immer noch hing. Und die ihn, mal so nebenbei, ganz und gar nicht liebte. Also, warum sollte sie davon wissen? In Dracos Augen gab es keinen vernünftigen Grund es ihr zu sagen.

Als er im Salon angekommen war, nahm er sich eilig seinen Zauberstab von einem der Regale, auf dem er ihn zuvor liegen gelassen hatte und ging schnellen Schrittes zu einem aus dunklem Holz gefertigten Sekretär am anderen Ende des Raumes. Er stand an einer Wand, ziemlich in der Ecke des Zimmers und war mit reichlichen Schnitzereien versehen, ein altes Familienerbstück. Draco bückte sich etwas nach unten zu einem der Beine des bereits etwas maroden Möbelstücks und tippte sachte mit seinem Zauberstab auf eine bestimmte Stelle. Augenblicklich erschien ein winziger Knauf aus Messing, an dem er leicht zog und sich eine kleine, längliche Schublade auftat. In dieser standen mehrere schmale Phiolen aneinandergereiht, in jeder befand sich eine violette, zähe Flüssigkeit. Mit zitternden Fingern nahm er eine heraus, entfernte ihren gummiartigen Verschluss und leerte sie in einem Zug. Sofort spürte er eine angenehme Wärme, die seinen kompletten Körper durchzog. Er spürte, wie er ruhig wurde und sich endlich entspannen konnte. Mit viel Fingerspitzengefühl verschloss er die Phiole wieder und stellte sie zurück an seinen Platz und verschloss die Schublade. Mit einem leichten Tippen seines Zauberstabes verwand der Griff wieder, er erhob sich und ließ sich beruhigt auf das schwarze Ledersofa fallen.

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I'm sorryyy, aber heute gibt es nur ein sehr kurzes Kapitel. Knapp 970 Wörter, huiuiui, das ist echt wenig für mich. Aber ich wollte hier irgendwie einen Cut machen und hatte zwar noch weitergeschrieben, war mir aber doch sehr unsicher über diese Fortsetzung, weshalb ich darüber nochmal etwas nachdenken muss. Ist aber wohl schon etwas zu spät dafür heute, huch. Mich würde echt mal interessieren, was ihr von dem ganzen so haltet und generell eure Gedanken und auch Feedback zu meinen Schreibstil fände ich wirklich sehr schön! Aber fühlt euch zu nichts gezwungen, ich bin schon wirklich dankbar, dass ihr das hier überhaupt lest!☺️



Draco Malfoy {Oneshots}Where stories live. Discover now