11. Oneshot Teil 2

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Claire lehnte sich an die kalte Steinmauer und schloss für einen Moment die Augen. Die Szenen von vor ein paar Minuten wanderten durch ihren Kopf und bildeten dort einen Knoten, der ihr Kopfschmerzen bereitete. 


Nachdem sie Carrows Klassenzimmer verlassen hatte, hatte sie gemeinsam mit Draco Jacob zu Madam Pomfrey gebracht, die ihm ein Beruhigungsmittel gegeben und ihn dann schlafen gelegt hatte. Der arme Junge hatte am ganzen Leib gezittert und selbst im Schlaf entspannten sich seine von Schmerz verzerrten Gesichtszüge nicht. Es tat Claire im Herzen weh, dass sie es so weit hatte kommen lassen und erst bei Neville eingeschritten war. Aber sie hatte es versprochen. Sie hatte versprochen, dass keiner von seinen Freunden zu Schaden kommen würde. Sie hatte die Macht. Sie konnte das. Und sie würde es weiterhin tun. Auch wenn es nicht mehr für lange war. 


Eine kühle Hand berührte ihre Wange und sie öffnete schlagartig die Augen, um in die eisgrauen ihres Gegenübers zu starren, die sie besorgt musterten. Sofort entspannte sie sich etwas und ließ ihren Kopf noch en wenig mehr in seine Hand gleiten, während sein Daumen behutsam über ihre Wange strich. "Geht es dir gut?", fragte Draco mit besorgter Stimme. Sie nickte erschöpft. Bald würde alles besser werden. Bald wäre alles endlich vorbei. "Ja, alles gut", hauchte sie, ihre Stimme war gerade nicht dazu fähig sich in einem lauteren Ton aus ihrer Kehle zu befreien. "Warum hast du ihn beschützt?" Natürlich. Diese Frage war wohl unausweichlich gewesen. Claire seufzte und richtete sich etwas auf. Ihre Hände legten sich an Dracos Hüfte und zogen ihn etwas weiter zu ihr. "Es war nicht fair ihn zu bestrafen. Keiner von uns sollte diesen Fluch ausüben müssen. Und erst recht sollte ihn niemand zu spüren bekommen. Nicht einmal ein Gryffindor." Draco nickte verständnisvoll. Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er in Gedanken wieder zuhause war, in den Momenten gefangen, in denen sein Vater ihn quälte."Warum hast du dann das erste Mal zugelassen? Du hättest Jacob schon viel früher retten können." "Du weißt doch, dass er es jedes Mal erfährt, wenn ich eingreife. Snape berichtet ihm jedes kleinste Detail." "Aber das heute, das war viel zu riskant! Was wird er denken, wenn er erfährt, dass du einem Gryffindor geholfen hast?" Er wird das mit mir tun, wovor ich Neville bewahrt habe, schoss es ihr durch den Kopf. Statt es laut auszusprechen, setzte sie ein überlegenes Lächeln auf. "Er wird mir nichts tun. Ich bin viel zu wichtig für ihn, um hier alles unter Kontrolle zu halten, sollte Snape versagen." Draco schien nicht gänzlich überzeugt, doch er erwiderte nichts weiter darauf. Es hatte keinen Sinn mit ihr darüber zu diskutieren.

Stattdessen rückte er noch etwas weiter zu ihr, legte nun auch die andere Hand an ihre Wange, um ihr Gesicht leicht anzuheben und legte seine weichen Lippen auf die ihren. Claire versank in dem Kuss, gab sich ihm vollständig hin, denn dieser würde vielleicht ihr letzter sein. Sie steckte all ihre Gefühle in den Kuss und versuchte ihm so deutlich zu machen, wie tief sie für ihn empfand, wie viel er ihr bedeutete. Sie liebte Draco. Sie liebte ihn so sehr. 

Nach einer Weile lösten sie sich wieder voneinander und Draco lehnte seine Stirn an Claires und schloss die Augen. Sie atmete tief ein und nahm seinen Duft in sich auf. Sie würde ihn für immer in sich behalten, ihn nie vergessen. Doch nun war der Zeitpunkt gekommen. Sie musste gehen. Sachte, aber dennoch bestimmt drückte sie ihn von sich, gab ihm noch einen letzten langen Kuss und hauchte an seine Lippen: "Ich muss gehen. Es tut mir so unendlich leid. Ich liebe dich." Und damit drückte sie sich an ihm vorbei und verschwand in den Schatten der Gänge. Draco blieb alleine und verwirrt zurück. 


Sie lief eilig die Treppen nach oben und zum Raum der Wünsche, wo bereits Dean Thomas vor dessen Eingang auf sie wartete und verärgert die Arme vor der Brust verschränkt hatte. "Da bist du ja endlich", rief er ihr zu, "wir warten schon ewig auf dich! Wo warst du bitte?" Schwer schnaufend kam sie vor ihm zum stehen und funkelte ihn wütend an. "Es tut mir leid, okay?! Ich musste mich noch eben verabschieden." Bei diesen Worten wurde Deans Blick augenblicklich weicher. "Wir wissen wirklich sehr zu schätzen, was du für uns alle tust, auch, wenn..."Es mich vermutlich das Leben kosten wird", beendete Claire seinen Satz. "Ja, ich weiß, dass das Ganze vermutlich nicht gut für mich ausgehen wird, aber ich habe keine Wahl. Ich kann nicht zulassen, dass er gewinnt und alle umbringt, die ihm im Weg stehen. Er muss aufgehalten werden." Dean nickte zustimmend. "Weißt du, noch vor einem Jahr hätte ich ehrlich nicht gedacht, dass Claire Jane Gaunt, die Großcousine von Lord Voldemort höchstpersönlich und die Erbin Slytherins überhaupt in der Lage wäre so zu denken. Du hast mich wirklich überrascht", gab er zu. Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln. "Danke, das weiß ich sehr zu schätzen. Aber wir haben keine Zeit mehr, um weiterzureden. Er müsste jede Sekunde hier sein." 

Draco Malfoy {Oneshots}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt