11. Oneshot

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Als sie heute morgen ihr Bett verließ, war ihr nicht bewusst, dass es wohl der letzte Tag sein würde, den sie in dieser Welt verbringen würde.


Der Morgen begann wie jeder andere. Aufstehen, duschen, fertig machen und ab zum Frühstück. Ihr Morgenroutine war seit Jahren gleich, obwohl ihr derzeitiges Leben schon lange nichts mehr mit dem von vor einem Jahr zu tun hatte. Die Gänge waren düster, die Stimmung wie jeden Tag bedrückt. Ihre Absätze schlugen laut wie Donnerschläge auf dem kalten Steinboden auf und hallten im ganzen Gang wider, doch keiner drehte sich nach ihr um. Alle Schüler starrten zu Boden, keiner wagte es auch nur einen kurzen Blick in ihre Richtung zu werfen. Die Angst, die sie umgab, konnte sie förmlich riechen. Ihr schneller Schritt verlangsamte sich kurz bevor sie die große Halle erreichte. Die Flügel der Türen standen sperrangelweit offen, aber auch hier war es so still, wie es in einem Saal, in dem gegessen wurde, nur sein konnte. Einzig das leise Klingen des Geschirrs war zu vernehmen, keiner der anwesenden Schüler wagte es auch nur ein Wort zu sagen.  Langsam führte sie ihren Weg fort und betrat die große Halle. Mit einem Mal war alles um sie herum totenstill, keiner bewegte sich auch nur einen Millimeter oder traute sich einen Mucks zu machen. Die gesamte Schülerschaft schien wie versteinert zu sein, während sie mit bedächtigem und anmutigem Schritt den Mittelgang bis vor zum Tisch der Lehrer entlang schritt. Ihre Haltung war kerzengerade, ihr Kinn leicht angehoben und ihre stechenden, schlangengrünen Augen fixierten die Person, die sich in der Mitte der Tafel auf einem thronartigen Stuhl platziert hatte. Als sie den langen, queer gestellten Tisch erreichte, stützte sie sich mit ausgestreckten Armen auf dessen Platte und schenkte ihrem Gegenüber ein überlegendes Lächeln. „Guten Morgen, Severus", flüsterte sie und betrachtete Professor Snape mit einem provokanten Blick. Dieser schluckte und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück, hielt jedoch ihrem harten Blick stand. „Guten Morgen, Claire", entgegnete er in seinem üblichen, langgestreckten Tonfall. Die Abneigung, die in seinem Unterton mitschwang, war nicht zu überhören. Sie schenkte ihm noch ein letztes Grinsen, bevor sie sich umdrehte und den erhöhten Bereich der Lehrertafel in Richtung ihres Tisches verließ.

Mit einem scheinbar zufriedenen Seufzen ließ sich Claire links neben einem jungen Mann mit platinblonden Haaren und schlanker, großgewachsener Statur auf ihren Sitzplatz am Slytherintisch fallen. Draco betrachtete sie von der Seite und schüttelte schließlich nur mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Kopf. „Was?", flüsterte sie und sah ihn fragend an. Als Antwort legte er seine rechte Hand auf ihren Oberschenkel, drehte sich zu ihr und raunte in ihr Ohr: „Du bist unglaublich, weißt du das?" Sie schmunzelte und drehte ihren Kopf so, dass sie sich nun direkt anschauen konnten. „Ich weiß", entgegnete sie ihm und legte ihre Lippen sanft auf seine. Als sie sich wieder voneinander lösten umspielte ein verschmitztes Lächeln seine Lippen. „Und dazu bist du auch noch unfassbar heiß." „Auch das weiß ich, mein Lieber." Damit wendeten sich beide wieder dem Esstisch zu, an dem ihre Freunde sie nur leicht kopfschüttelnd betrachteten und sich dann wieder dem Essen widmeten. Auch Claire verspürte einen leichten Anflug des Hungers, weshalb sie eine einfache Handbewegung ausführte und im Handumdrehen ein kleiner Teller gefüllt mit frischen Früchten und einer Scheibe Brot mit Butter vor ihr stand. Sie nahm sich eine der roten Erdbeeren und fragte gleichzeitig: "Was steht denn heute so auf dem Plan?" Draco nahm einen schnellen Schluck von seinem schwarzen Tee. "Eigentlich nur das Übliche. Viel Zauberkunst und "Dunkle Künste" oder wie man das jetzt auch nennt."

In der Tat war das, was sie in diesem Unterricht lernten, in keinster Weise mit der Art von Inhalten zu vergleichen, die noch vor einem Jahr unterrichtet wurden als Dumbledore noch gelebt hatte. Die Zeiten hatten sich drastisch verändert. Nun wurde diese Schule von Dunkelheit beherrscht. Snape war Schulleiter, Voldemort immer weiter auf dem Vormarsch und es herrschte Angst und Schrecken an jeder Ecke. Claire vermisste die alte Zeit, auch, wenn sie nun eine einzigartige Stellung und mit dieser große Macht verliehen bekommen hatte. Doch es war nicht das selbe. Mit einer unauffälligen Handbewegung wischte sie die Gedanken aus ihrem Kopf, denn sie waren nicht länger von Bedeutung. Sie hatte wichtigeres zu tun.


Draco Malfoy {Oneshots}Where stories live. Discover now