12. Kapitel

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Lange ritt er, über die Ered Wethrin im Norden, nach Südost gewandt über den Sirion und den Mindeb bis zu den Grenzen von Neldoreth. Dort hielt er, denn obwohl er ein Elb war, hatte er gebührenden Respekt vor der Macht Melians. Er setzte sich zu einem Baum und wartete.

Und dort fanden ihn auch jene Elben, mit denen Asgariel oft ihre Zeit verbrachte-nämlich Mablung und Beleg. Die beiden führten ihn durch den tiefen großen Wald. Das Rauschen des klaren Wassers des Esgalduin verriet Fingon, dass sie sich nun nahe der Stadt befanden und schließlich tauchten auch schon die mächtigen Tore auf die hineinführten. Sie gingen über eine Steinbrücke unter der der Esgalduin durchführte und betraten die Stadt Menegroth. Ach, Menegroth. Die Schönheit dieses Reiches war unbeschreiblich. Es waren große, in den Fels gehauene Hallen, mit vielen golden schimmernden Lampen beschmückt die an Säulen in Form von Buchen befestigt waren und an denen sich aus Stein gehauene Tiere schlängelten. Die Böden waren mit bunten Kacheln ausgelegt und auf den silbernen Brunnen und Marmorbecken sangen die beheimateten Vögel. An den Wänden sah man Wandbehänge mit den Taten und Geschichten der Valar und es gab große und prachtvolle Schatz- und Waffenkammern. Fingon wurde direkt zum Thronsaal geführt. Dort saß König Thingol von Doriath in seinem großen Stuhl, seine Frau Melian an seiner Seite. Fingon verbeugte sich ehrfürchtig vor seinem Thron und blickte dem König in seine meergrauen, weisen Augen. »Sei gegrüßt, Fingolfinion.« sagte Thingol. »Seid gegrüßt, edler König Thingol. Ich bin hergekommen aus Hithlum um mich mit einem Mann zu bereden. Sein Name ist Celebros, ist er hier?« fragte der Noldo und ließ seinem Blick schweifen. »Er ist hier. Celebros hält sich oft in der Bibliothek auf. Ihr werdet ihn dort finden.«

Er wurde zur Bibliothek geführt. Es waren Reihen an Reihen von Bücherregalen in diesem Raum. Er war groß mit vielen Verzierungen, meist Gold mit dunklem Holz kombiniert. Fingon fand Celebros gemeinsam mit einem anderen Elben über Pergamentrollen gebeugt an einen Tisch sitzen. Fingon verbeugte sich auch vor ihnen. »Ich grüße Euch. Ich bin Fingon aus dem Hause Fingolfins.« stellte er sich ihnen vor. Celebros stand auf und reichte ihm die Hand, ebenso der andere. »Ich bin Celebros und das hier ist Celeborn. Willkommen in Doriath.« sagte er lächelnd. Celebros hatte schwarzes Haar und braune Augen wie seine Tochter. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Celeborn hingegen silberweißes. »Was verschafft mir die Ehre Eures Kommens?« fragte Asgariels Vater und bedeutete ihn sich neben sich zu setzen. »Ihr wisst, dass Eure Tochter bei uns in Mithrim ist?« Celebros nickte. »Keine Sorge, ihr geht es gut. Sie ist unserem Zug nach dem Fest einfach gefolgt und niemand hat gemerkt, dass sie gar nicht zu uns gehört. Ich habe mich um sie gekümmert und...sie ist mir ans Herz gewachsen.« Es folgte eine Pause in der alle schweigsam dasaßen und schließlich nickte Celebros. »Liebt sie Euch ebenso?« fragte er. Fingon sagte: »Ja.« Er dachte an das Lied und die Küsse. Schließlich lächelte ihr Vater. »Das freut mich. Kommt, gehen wir ein bisschen und unterhalten uns.« damit stand Celebros auf und deutete Fingon nachzukommen. »Wir sehen uns, Celeborn!« verabschiedete der Elb und wandte sich an den Noldo.

Die beiden gingen lange Gänge entlang deren Wände mit kunstvollen Teppichen und golden scheinenden Lampen behangen waren. »Wann reist Ihr ab?« fragte Celebros. Fingon seufzte nachdenklich »Noch heute. Es ist ein weiter Weg zurück nach Mithrim.« »Verstehe.« antwortete Celebros. »Was macht Asgariel in Mithrim?« fragte er plötzlich. »Sie speist mit uns, liest und reitet. Sie macht auch sprachliche Fortschritte. Wir beide, besser gesagt.« Celebros lächelte warm. »Ich vermisse ihr Lächeln. Fingon, wäre es übel, wenn ich Euch begleiten würde?« Fingon blieb überrascht stehen. »Ihr wollt mich nach Mithrim begleiten?« Celebros nickte. »Nun gut. Es ist Euer Wille. Ich hoffe Ihr seid erprobter Kämpfer.« meinte er feixend und setzte den Weg fort.

The Fate of DoriathWhere stories live. Discover now