3. Kapitel

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Asgariel wandte sich mit graziler Bewegung zu ihm um und sah ihm in die Augen. Sie waren von tiefem blau, wie das Meer. Sein langes, schwarzes Haar hatte er in vier geflochtenen Zöpfen über den Ohren nach hinten gebunden und mit einer Silberspange am Hinterkopf befestigt, wo sie dann zu einem ganzen geflochtenen Zopf nach unten fielen. Der Elb war blass mit glatter Haut und hohen Wangenkochen, die sein Gesicht schmeichelten.

»Wollt Ihr mit mir tanzen?« fragte er sie mit melodischer Stimme. Sie musste verlegen lächeln. »Gern.« antwortete Asgariel und legte ihre Hand in die seine, welche er mit der Handfläche nach oben gerichtet anbot. »Wie nennt man Euch?« Sie gingen zur Tanzfläche. »Mein Name ist Asgariel. Ich bin eine Gesandte aus Menegroth. Und Ihr, werter Herr?« erzählte sie. »Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Fingon Fingolfinion.« Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen, worüber er lächeln musste. Fingon brachte sie in Tanzstellung. »Ich habe schon viel von Euch gehört.« Er zog leicht eine Augenbraue hoch und machte die erste Drehung. »Und nicht nur Gutes, denke ich? Wie auch immer, heute ist ein besonderer Tag und solche Gedanken sollten verbannt werden.« meinte Fingon. »Da habt Ihr Recht, Fingon Fingolfinion, der Kühne.« Er lachte hell. »Wenn man kühn genannt wird nur weil man einen guten Freund rettet, dann sei es so.« Die Tanzschritte gingen wie von selbst, sodass Asgariel ein Gefühl von Schwebe bekam. Sie lächelte ihn warm an. »Nun es war mutig von Euch, alleine nach Angband zu gehen und Maedhros Feanorion von den Thangorodrim zu befreien.« Er brachte ein kleines Lächeln zustande. »Nun da habt Ihr recht.«, meinte er ein wenig Stolz zeigend. Nach dem Tanz entschuldigte sich Fingon und und verschwand für die nächste Zeit aus Asgariels Sichtfeld. Mablung kam plötzlich von hinten heran als sie mit einem Becher Wein am Rande stand. »Na, schon jemanden kennen gelernt?« fragte er. Asgariel wackelte leicht mit dem Kopf hin und her. »Nein noch nicht. Ich bin doch nicht hier um jemanden kennenzulernen.« log sie lächelnd. »Ach wirklich? Schade.« meinte er. »Ich aber sah, dass du jemanden hattest. Sie sieht nett aus.« Mablung schmunzelte und sah zur anderen Seite hinüber wo die braunhaarige Noldo stand und ihm zulächelte. »Ja sie ist nett. Deswegen werde ich wieder zu ihr gehen. Aber du findest auch jemanden, ja? Das ist ein Fest und bei einem Fest solltest du nicht alleine am Rand herumstehen. Bis dann!« Die Elbin nickte ihm zu und ging ein bisschen herum um sich ein wenig Information über die Lage zu verschaffen. Leise raschelte die Schleppe ihres dunkelblauen Kleides über das helle Gras als sie über die Wiese schritt und sich zwischen den Elben durchdrängelte. Sie schlich sich weiter und kam zu den vielen Zelten die am anderen Ende der Wiese wie bunte Pilze in die Höhe schossen. Hier waren nur mehr vereinzelt Elben anzutreffen, die jedoch alle in Richtung Fest gingen und sie wollte schon umkehren, als sie eine Stimme vernahm, die wohl interessante Themen zu einem Gespräch beisteuerte. Man konnte von Asgariel in allen Fällen sagen, dass sie niemand ist der anderer Gespräche belauscht, diesmal konnte sie aber nicht anders. Irgendetwas hielt sie davon ab einfach wegzugehen und die Neugier links liegen zu lassen. »...Ich weiß, heute ist nicht der geeignete Tag dafür, jedoch sollten wir uns das genauer anschauen. Wir sind doch alle hier, weil es Feanor nach den Silmarilli gelüstete und das wiederum weil sie von Morgoth entrissen wurden. Doch Feanor ist jetzt tot!« Asgariel spähte zwischen einen Spalt in einer Zeltwand hindurch und erblickte König Fingolfin zusammen mit seinem Sohn Fingon bei einem Tisch sitzen, weiter hinten saß auch Finarfins Sohn Finrod, des Königs Neffe. »Das tut nichts zur Sache. Die Silmarilli betreffen uns alle. Sie sind ein Relikt unseres Volkes und wurden uns gestohlen. Morgoth bedroht diese Welt und wir müssen uns verteidigen! Man kann das nicht leicht hinnehmen.« sprach Fingon in überzeugenden Ton. »Wenn wir unser aller Kräfte vereinigen, können wir es schaffen.« warf Finrod ein. Der König nickte langsam. »Wir brauchen weitere Festungen.« setzte Fingolfin fest. »Das ist klar. Ich jedenfalls werde mich jetzt nicht zurückziehen.« meinte Fingon und stand auf um sich Wein einzuschenken. Fingolfin sprach weiter. »Niemand denkt jetzt an Rückzug. Wir müssen dennoch vorsichtig vorgehen. Die Dagor-nuin-Giliath haben wir gewonnen, ja, aber der Feind sitzt uns noch immer im Nacken. Riskieren will ich nichts. Morgoth hätte in der Leere bleiben sollen, dort wo er hingehört. Er bringt nur Zerstörung und Tod.« Er seufzte. Umso länger Asgariel sich hier auffhielt, umso unwohler kam sie sich vor. Sie fühlte sich hier irgendwie fehl am Platz. Wen wundert das? Sie sprachen hier von großen Dingen: Dem Feind, den Silmarilli, Schlachten...diese Dinge hätten Asgariel so nicht zu Ohren kommen sollen. Vorsichtig entfernte sie sich wieder von dem Zelt, darauf achtend, nicht entdeckt zu werden. Sie ging einige Schritte, bevor der Zeltvorhang aufging und ein Elb hinaustrat. Sie drehte sich nicht um und beschleunigte ihre Schritte um rasch um die Ecke zu verschwinden. Doch dazu kam sie nicht, denn der Elb hatte sie längst eingeholt. Sie blieb stehen und blickte in Fingons Gesicht. »Was macht Ihr denn hier?« fragte er mit einem Stirnrunzeln. Sie suchte in ihren Gedanken nach einer geeigneten Ausrede. »Ich wollte nach meinem Pferd sehen.« Er nickte. »Wollt Ihr wirklich schon zum Fest zurückgehen?« fragte Fingon mit einem Schmunzeln. »Ich würde gerne den Liedern lauschen.« Fingon legte den Kopf leicht schief und berührte sie am Arm. Sie blieb stehen. »Liedern lauschen kannst du auch bei mir.« Asgariel schmunzelte und verschränkte die Arme, ihn messend in die Augen schauend. »Ist das eine Einladung?« fragte sie. Er nickte. »Vertraust du mir?« fragte Fingon mit zusammengezogenen Augenbrauen und breitete die Hände mit den Handflächen nach oben aus. Sie sah ihm in seine tiefblauen Augen und nickte. »Ja.« sagte sie. Fingon lächelte freundlich und machte ihr ein Zeichen sich bei ihm einzuhaken. »Fein.« Sie folgte ihm zu seinem Zelt. Es war von leichtem gelb und vor dem Eingang hingen die Banner des Hauses Fingolfin und des Hauses Finwe. Es war schön eingerichtet, mit schön verzierten Holzmöbel, Teppichen und Fellen. Lampen die schwaches warmes Licht warfen hingen an den Stützen die das Zelt aufrecht hielten. Neben seinem Bett stapelten sich Bücher auf dem Nachttisch, auf dem Tisch stand ein Krug Wein mit Gläsern. Sie setzte sich auf einen Sessel am Rand. »Du hast es schön hier.« sagte Asgariel. Er setzte sich auf seine Bettkante. Erst jetzt fiel ihr auf, dass auch eine Harfe am anderen Ende des Bettes stand. Sie sah sehr schön aus. Vermutlich hatte er sie von Valinor mitgenommen. »Du spielst Harfe?« Fingon nickte und nahm sie zur Hand, zupfte leicht auf den Seiten. »Ich habe es immer sehr gerne getan. Doch jetzte finde ich nichr mehr oft Zeit dafür.« Die Melodie der Harfentöne nahmen Gestalt an und wandelte sich zu einem Lied. Er begann leise in seiner Muttersprache zu singen: »Nórëssë, laurëa nóresse, enta nélmë. Apa autiëlvë...Rimbë mahtali sí, apa cestalvë silmarilli...« In einem Land, einem goldenen Land, dort waren wir. Doch wir gingen fort, viele Kriege sind hier und wir suchen die Silmarilli. Er seufzte traurig und stellte die Harfe beiseite. Asgariel war gerührt. Sie hatte schon viele Geschichten über die Noldor gehört und wusste was die Silmarilli für sie bedeuteten. »Ein trauriges Lied.« sagte Asgariel zu Fingon und setzte sich neben ihn. »Ja...wie ist es in Doriath? Menegroth soll sehr schön sein.« sprach Fingon. »Ja das ist es. Weite Hallen, wundervolle Gegenstände, weiches Licht. Ich habe viel Zeit dort verbracht und es trübt nicht an Schönheit.« Er lächelte. »Ich würde diese Hallen gerne mal sehen. Aber ich denke nicht, dass mich Elwe Singollo einlassen würde, als ein Noldo.« Sie berührte ihn zärtlich am Arm. »Vielleicht wirst du es eines Tages sehen. Dann werde ich dich herum führen und dir alles zeigen.« Er lächelte. »Das wäre sehr schön.« Sie sah nach draußen. Die Dämmerung setzte bald ein. »Willst du noch Wein haben?« fragte er überraschenderweise. Sie lachte. »Ich denke wir hatten für heute genug Wein, zumindest für jetzt. Aber mich würde es freuen, wenn Ihr wieder mit mir tanzen würdet. Meine Freunde suchen mich wahrscheinlich schon überall.« Fingon stand auf und zog sie hoch. »Es wäre mir eine Freude, Asgariel.« Gemeinsam gingen sie zum Fest zurück, wo schon Fackeln angezündet worden waren die ihnen den Weg leuchteten.

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