2. Kapitel

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20 E.Z. in den Jahren der Sonne

Es war Frühjahr in Beleriand und Fingolfin, der hohe König der Noldor, gab ein großes Fest an den Weihern des Ivrin, dort wo östlich der Ered Wethrin der schnell fließende Narog entsprang. Das Land lag grün und hell da und breitete sich zu Füßen der Berge aus. Viele der Edlen und Gefolgsleute Fingolfins und Finrods kamen, eine große Zahl Grauelben, die Wanderer aus den Bergen von Beleriand und Volk von den Häfen mit Círdan, seinem Fürsten.

Sogar Grünelben aus Ossiriand kamen, dem Land der Sieben Flüsse bei den Blauen Bergen in Ost-Beleriand; Maedhros und Maglor kamen auch mit Kriegern aus der östlichen Mark, doch aus Doriath kamen nur drei: Mablung, der zweitmächtigste Krieger, Daeron, der Spielmann und Asgariel die Edle der Sindar, mit Grüßen vom König.

Viele Banner flatterten bunt im Wind, die sie schon von weitem erblicken konnte. Asgariel kam mit Mablung und Daeron beritten an und verkündeten sogleich des Königs Grüße. Es waren in der Tat viele Noldor anwesend, doch diese sprachen alle heute die Sprache der Grauelben, denn diese lernten sie schneller als die Sindar deren Sprache von Valinor. Fingolfin saß auf einem hohen Stuhl unter einer großen Weide und begrüßte nacheinander jeden Gast herzlichst. Sein anmutiges Erscheinungsbild flößte einem sogleich Ehrerbietung an. Er besaß langes, dunkelbraunes Haar und eindringlich strahlend blaue Augen. Wir ließen unsere Pferde Abseits zurück und gingen auf Fingolfin zu. Er lächelte, als er uns erblickte und sprach: »Ah, die Boten aus Doriath! Euer Kommen ist mir eine Freude. Ich wünsche euch auf diesem Fest willkommen.« Mablung trat vor und verneigte sich. »Herr, Euer Gruß freut uns und auch wir bringen Grüße von unserem König, Elu Thingol von Doriath. Mablung werde ich genannt, dies ist Daeron der Spielmann und dies Asgariel, eine Edle der Sindar.« Die beiden verneigten sich gleichfalls und der König nickte ihnen bei dieser Geste freundlich zu. »Viel Freude und Wohlbefinden auf meinem Fest wünsche ich euch, denn dies ist Mereth Aderthad!«

Auf einer grünen Wiese mit weißen und hellblauen Blumen wurde Musik gespielt und getanzt und gesungen. Daeron entschuldigte sich lächelnd und gesellte sich zu den Musikern um mit ihnen zu spielen. Gewand und Haar der tanzenden Elben wirbelten herum und einige am Rand stehende sahen ihnen fröhlich zu. Asgariel erkannte ein paar, wie Maedhros Feanorion mit seinem feuerroten Haar und Círdan der Schiffbauer, dem ebenfalls hohe Ehre zuteil wird, sowie Fingon, der Sohn Fingolfins. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er weg war, so sehr bewunderte sie die Tänze und den Gesang, erst als Mablung sie am Arm berührte und ihren Namen sagte. Er hatte ihnen süßen Wein mitgebracht. Nachdem sie sich bedankte und er sich für einen Tanz entschuldigte, versank sie erneut in Gedanken. Sie merkte noch, wie ein paar Elbinnen zu Daerons Harfe ein schönes Lied über den breiten Fluss Sirion anstimmten, dann nichts mehr, bis ihr Kelch roten Weins leer war. Sie sah auf und konnte Mablung zuerst nicht finden, doch dann sah sie ihn, wie er mit einer schönen braunhaarigen Noldo tanzte und im Takt klatschte und sich drehte während sie mit leichten Füßen hüpfte und lachte. Die Sinda grinste bei diesem Anblick und wünschte nun auch, mit jemanden zu tanzen. Wie gerufen, sah sie aus dem Augenwinkel, dass ein großgewachsener Mann von der Seite auf sie zutrat.

The Fate of DoriathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt