14. Kapitel

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Das Stimmengewirr des Marktplatzes umgab sie völlig. Viele Elben bahnten sich ihren Weg zwischen den bunten Ständen die sich schlangenartig wanden. Als die Menge Fingon und Asgariel erkannten, traten sie ehrfürchtig beseite und senkten ihr Haupt. Manche raunten dem Nächststehenden auch »Findecáno ar Lórasilmë« zu. Es war etwas Neues für Asgariel, solche Aufmerksamkeit zu genießen. Sie musste sich erst daran gewöhnen, und das brauchte einige Zeit. Am Anfang war immer Helwandis, ihre Zofe, in ihrer Nähe, doch sie fühlte sich hier in der Stadt der Noldor immer wohler und zeigte sich mit Fingon. Besagter Fingon- ihr nun Ehemann- zog sie unter einen großen tuchbehangenen Baldachin. Die Sonne verschwand darunter und man kam fast in eine andere Aura. Es war stickig und roch nach Gewürzen. »Aiya, Earehtë.« begrüßte Fingon die Elbin die aus dem hinteren Teil des Zeltes kam. Sie trug ein weites meerblaues Kleid und war eingehüllt in ein dünnes blaues und gleichsam grünes Tuch. Um einem ihrer Knöchel schirrten leise hell kleine Glöckelchen. Vor ihnen kam sie zum stehen und beugte ihr Haupt. »Aiya.« sagte sie. Sie hatte pure blaue Augen wie das Meer und braunes Haar wie dunkles Geäst am Waldboden. Ihr Gesicht und Handgelenke wurden von einem Farbton kunstvoll verziert, die ihrer Augenfarbe gleichkam. Insgesamt sah sie schön aus. Sie wirkte mysteriös und fremd. »Ich grüße Euch. Es ist mir ein Vergnügen, die Prinzessin kennenlernen zu dürfen.« sagte sie mit melodischer Stimme. Asgariel lächelte höflich. »Die Freude ist ganz meinerseits, edle Earehtë.« antwortete sie. »Was verkauft Ihr hier?« fragte Asgariel und sah sich um. Dieser Stand war ihr noch nie hier aufgefallen. Die schöne Frau lächelte, nahm sie bei der Hand und bedeutete ihr zu Folgen. Earehte schob eine Wand aus schweren roten Tüchern zurück und leitete sie in einen neuen Abteil. Fingon folgte ihnen. Regale standen hier, ein Schreibtisch auf dem viele Schüsseln mit Tinkturen und Pulvermischungen standen, Teppiche und Kerzenlichter im Raum verteilt. Earehtë setzte sich im Schneidersitz in die Mitte des Raumes. Asgariel folgte ihrem Beispiel. Fingon stellte sich still in eine Ecke des Raumes und verschrenkte beobachtend die Arme. Earehtë legte ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf ihre Knie. »Legt Eure Handfläche auf meine.« wies sie an. Asgariel rutschte näher zu ihr und tat wie ihr gehießen. »Schließt Eure Augen.« sagte die Elbin. Asgariel suchte ihren Blick, doch sie hatte die Augen bereits geschlossen. »Was wird geschehen?« verlangte Asgariel zu wissen, doch sie bekam keine Antwort. Sie wiederholte ihre Frage. Earehtë öffnete mit einem Ruck ihre Augen erneut und blickte ihr tief in die Augen. »Ihr müsst Euch entspannen. Ihr habt hier nichts zu befürchten. Tut was ich Euch sage und alles geht von selbst.« Asgariel war noch immer verwirrt. Worauf wollte diese Frau heraus? Sie wurde aus ihrem Blick nicht schlau. Sie fragte erneut. »Was geht von selbst?« Earehtë deutete auf ihr Herz. »Auf die Reise der Sinne. Der Ritt mit dem Wind und dem Zug mit der Sonne.« Klarer wurde es dadurch auch nicht, doch wollte sie Earehtë nicht mit noch mehr Fragen durchbohren und schloss ihre Augen. Die Umgebung wurde dunkel, die Welt schien zu entgleiten und sie fiel, doch dann stürzte die ganze Welt wieder auf sie ein...

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Hallo! Als Anmerkung: Earehtë spricht man Ëarechte, also jeden Buchstaben und das h wird vor dem t zu ch. Earehtë bedeutet im Quenya "Meeresspeer". Ab jetzt ist sie eine der neuen und interessanten Charakteren. Ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen. Über Votes und Kommis freue ich mich :) Hab euch lieb.Eine gute Nacht noch, LG Argilrien

The Fate of DoriathWhere stories live. Discover now