6. Kapitel

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Die Dienerin von vorhin-ihr Name war Helwandis, wie Asgariel herausfand-führte sie zu dem Saal wo sie erwartet wurde. Die Elbin aus Doriath sah sich auf dem Weg dorthin alles konzentriert an und prägte sich die Gänge und Korridore ein. Es waren viele Abzweigungen die sie nahmen, teilweise gingen sie auch am Hauptgang, doch wurden es immer weniger Elben die ihnen entgegenkamen sobald sie weiter in den Palast vordrangen. Eine große mit Bronze verzierte Eichenholztür, gesäumt mit zwei Wachen die ihnen zunickten als sie vor ihnen stehen blieben, standen still und aufmerksam. Asgariel atmete tief ein. Ihr Herz pochte wild. Sie hätte nicht gedacht, dass sie so aufgeregt sein würde. Auf die Tür starrend, sprach sie zu Helwandis. »Könntet Ihr bei mir bleiben, Helwandis? Ich könnte Hilfe in Sache Quenya gebrauchen.« Die Dienerin fasste sie sacht am Arm und lächelte sie sanft an. »Natürlich, wenn Ihr es wünscht.« Asgariel nickt den Wachen zu, die darauf die Tür öffneten. Grelles Licht vieler Lichter erhellten ihre Gesichter. Langsam schritt Asgariel, gefolgt von Helwandis in den Raum in dem in der Mitte eine große schwere Tafel stand, geschmückt mit Kerzenhaltern, bedeckt mit Silbergeschirr. Es waren nicht nur der König und sein Sohn hier, wie erwartet, sondern auch Elben die ihr bekannt vorkamen und und ein paar Fürsten. Fingolfin beugte leicht den Kopf zur Begrüßung, ebenso Asgariel. Fingon, den sie nun bemerkte, lächelte ihr warm zu, stand auf und schob den Sessel neben ihm nach hinten, sodass sie sich setzen konnte. Mit staunendem Blick sah sie in die Runde und nickte allen freundlich zu.

Fingolfin, hoher König der Noldor, ergriff das Wort, das über die lange Tafel schallte. »Willkommen in unserer Mitte. Unserer Einladung sind auch die Söhne Feanors gefolgt.« Die besagten Elben stellten sich vor. Zuerst der rothaarige Noldo an ganz linker Stelle. »Ich bin bekannt unter Maedhros, erster Sohn von Feanor.« sagte er. Es folgte ein dunkelhaariger Elb mit meergrauen Augen. »Mein Name ist Maglor.« Weiters kamen noch Celegorm, Curufin, Caranthir und die Zwillinge mit kupferrotem Haar: Amrod und Amras, die Jüngsten der Söhne Feanors. Sie musste einmal Ruhe bewahren. Sie speiste mit den Söhnen Feanors. Nach einer Weile sprach sie, nachdem sie einen kleinen Schluck des Weines genommen hatte, das in einem Kelch vor ihr stand. »Ich bin Asgariel aus den Wäldern von Doriath. Es ist mir eine Ehre mit Euch zu speisen, edle Herren.« Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Ihr fröstelte plötzlich, was ihr unklar war. Speisen wurden aufgetischt. Fleisch, Gemüse, Teigwaren, allerlei gab es, das sie kosten wollte. Asgariel redete fast nichts und beschränkte sich auf den Teller vor ihr. Ein paar Worte wechselte sie mit Fingon und Helwandis. Doch kam sie sich beobachtet vor, und wenn sie sich umschaute, konnte sie nichts verdächtiges entdecken. Die Söhne Feanor tuschelten miteinander und Fingolfin unterhielt sich mit ein paar der Fürsten zu seiner linken. Nach dem Essen half ihr Fingon auf und führte sie auf eine Terasse. Er sah ihr an, dass sie sich nicht ganz wohlfühlte. Das Licht des vollen Mondes erhellte Asgariels Gesicht. »Fühlt Ihr euch nicht wohl?« fragte Fingolfins Sohn fürsorglich. Sie schüttelte den Kopf. »Alles gut. Mich frierte nur ein wenig. Ich hatte nicht erwartet, dass so viele Gäste anwesend wären.« Er nahm wortlos seinen fellbesäumten Mantel ab und legte ihn ihr um. Asgariel lächelte leicht. »Vielen Dank.« Fingon nickte. »Ihr scheint hier trotz allem gut zurecht zukommen. Wart Ihr jemals außerhalb der Grenzen Doriaths?« Sie rieb sich ihre blassen Hände. »Nicht vor Mereth Aderthad. Ich hielt mich bisweilen stets in den Wäldern auf, zusammen mit meinen Freunden.« Er lächelte sie von der Seite an. »Ich zeige Euch wundersame Orte, wenn Ihr es wollt. Wenn man die Möglichkeit hat, die Welt zu sehen, sollte man nicht säumen.« Sie stimmte ihn lächelnd zu und nickte. »Ja, das wäre schön.« Fingon blickte zum Himmel hinauf. »Es ist spät. Ihr solltet zu Euren Gemächern zurückkehren.« Asgariel ließ sich von ihm zurück auf die Gänge führen. Nach kurzem Weg jedoch, hielt der Prinz an. »Ich muss noch für kurze Zeit zurückkehren. Wartet hier auf mich.« Asgariel nickte bestätigend und stellte sich zur Wand des spärlich beleuchteten Ganges. Es war recht still, weshalb sie begann, leise ein Leid zu singen, das sanft zwischen den Mamorwänden widerhallte. »Hebithon am melethron nîn angoll elui, esgal chithui...« Ein Schatten näherte sich, doch sie merkte ihn nicht bis er bei ihr war. Eine kalte, blanke Klinge berührte ihren weichen Hals. Man hielt sie fest, sie konnte sich nicht rühren. Mit fester Stimme flüsterte ihr jemand ins Ohr, dass sie eine Gänsehaut bekam. »Rührt Euch nicht, Waldlandweib.« Sie wagte es nicht, zu sprechen. Er beugte sich sich vor, sodass sie sein Gesicht sah. Es war Caranthir, ein Sohn Feanors. »Ihr könnt mir Nichts vormachen. Ich weiß, wer Ihr seid. Ich durchsah Euer dreckiges Spiel schon ab der ersten Sekunde. Und nun ist das Spiel...zu Ende.« Vor Schreck schluckte sie und eine Träne floss ihr die Wange hinab. »Eine Sinda wie Ihr sollte nicht an der Tafel der Noldor speisen.« Seine Worte klangen sehr scharf. »Eru...« dachte Asgariel flehend. »Das wirst du nicht tun, Caranthir« hallte eine feste Stimme. Der Angesprochene drehte sich erschrocken um. »Du hast hier gar nichts zu sagen.« redete Caranthir hart weiter. Fingon kam heran. »Das denke ich sehr wohl. Ich bürge für sie. Sie steht unter meinem Schutz: Fingon Fingolfinion.« Caranthir ließ von ihr ab. Asgariel atmete tief ein, endlich von dem Stahl befreit. »Verschwinde nun und wage es nicht wieder, sich gegen sie aufzulehnen.« sprach Fingon. »Glaube nicht, dass alle der Meinung waren, Fingolfin zum König zu nehmen. Du kannst sie nicht ewig beschützen.« Mit einem letzten widerspenstigen Blick verschwand der Sohn Feanors. »Ich danke Euch.« flüsterte Asgariel und schluchzte.

The Fate of DoriathWhere stories live. Discover now