5. Kapitel

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Das Gebäude in dem sich ihr Zimmer befand war an das Hauptgebäude und dem Palast angeschlossen. Sie ging viele Gänge und Stiegen entlang und kam schließlich auf den Haupttrakt. Die Wände waren aus Marmor und die Mitte des Ganges war mit rotem Teppich ausgelegt und riesige Wandbilder mit Ausschnitten aus der Geschichte der Noldor ziehrten die Wände der gigantische Halle. Sie blieb stehen und drehte sich im Kreis um besser sehen zu können. Dabei bemerkte sie eine große halboffene Flügeltür durch der Licht in den weiten Saal drang. Ihre Schritte lenkten sie zum Tor. Asgariel stieß sachte eine Tür auf und trat ins Freie hinaus. Es war ziemlich hell, weshalb sie ihre Augen zusammenkniff und einige Schritte vorwärts machte bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte. Am Hauptplatz drängten sich viele Leute. Vom Rande drangen Hämmerschläge zu ihr vor, Stimmen redeten gedämpft durcheinander, vom Markt priesen Händler ihre Waren an. Asgariel ging zum Markt, der ungeordnet in einem Eck des Platzes aufgebaut war. Sie ging zu einem mit einem Baldachin überzeltenem Stand der hübsche Holzschnitzereien feilbot. Der Händler zeigte ihr verzierte Handspiegel und Kämme. In dem Spiegelbild des Spiegels der ihr der lächelnde Verkäufer vor das Gesicht hielt, erkannte sie im Hintergrund, dass eine kleine Gruppe Elben zu den Stallungen ging. Sie drehte sich neugierig um und sah, dass es Fingon war, der eine Disskussion mit einem Diener führte. Unauffällig näherte sie sich der Stallung. Der schon verzweifelte Diener lief Fingon nachrufend ins Gebäude nach. Nach kurzer Zeit kam auch schon Fingon mit einem Pferd aus dem Tor und saß auf. Asgariel dachte gar nicht mehr daran ihr Gesicht zu verbergen, jetzt war es nicht schlim,  wenn Fingon sie entdeckte. Vielleicht war es sogar besser. Sie blieb jedoch auf halben Weg stehen und sah ihm zu, wie er mit zusammengezogenen Brauen mit dem Pferd nahe an ihr vorbei stierte. Und nur ganz kurz, nur für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und sie sah in seine tiefen blauen Augen wie in einen Ozean. Dieser Moment reichte aus und das war alles was nötig war. Fingolfins's Erstgeborener hielt sein Pferd an und kehrte zu ihr zurück. Er fasste sie am Arm. »Hallo, Fingon.« begrüßte sie ihn lächelnd. Er war eher verwirrt und glaubte es nicht. »Ihr seid hier? Wieso?« Sie suchte nach einer Antwort. »Ich bin Euch gefolgt. Ich wollte ferne Länder sehen und...« Sie sah verlegen zu Boden, fragte sich warum sie eigentlich wirklich hier war, denn selbst konnte sie sich es auch nicht ganz erklären. Fingon sah sie fragend an. »Und...was?« Asgariel seufzte. »Nichts. Was war da los? Warum wolltet Ihr wegreiten?« fragte sie. Er ließ ihren Arm los und seufzte. »Das kann ich Euch nicht sagen. Komplizierte Angelegenheit. Tut nichts zur Sache. Kommt mit.« Er gab die Zügel seines Pferdes immernoch mitgenommenen Diener in die Hand und zog sie mit sich in ein Gasthaus. Es war allmählich Dämmerung und die Stube füllte sich hauptsächlich mit Wachen die Feierabend hatten. Er rief dem Kellner etwas zu und setzte sich mit ihr zu einem Tisch in einer Ecke des Wirtshauses. »Gut, jetzt können wir in Ruhe reden.« Das Flackern der Kerze am Tische tauchte eine Hälfte seines Gesichtes in warmes Orange. »Warum seid Ihr hier? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Es überrascht mich jediglich. Euer König hat ja nicht gerade viel mit uns zu schaffen.« Ein Diener kam mit zwei Krügen Wein zu ihnen und stellte sie vor sie. »Danke.« murmelte Asgariel ihm zu und wandte sich wieder Fingon zu. »Um ehrlich zu sein weiß ich selbst nicht warum ich euch gefolgt bin. Ich wurde durch irgendetwas dazu bewogen.« Er nickte langsam. »Kannst du überhaupt Quenya? Ohne mich wärst du hier sonst ziemlich verloren.« meinte er grinsend. Asgariel lachte. »Gut erkannt. Ich spreche nur sehr bruchhaft Quenya und wäre froh über etwas Nachhilfe.« Er nahm einen kräftigen Schluck des Weins. »Dann helfe ich dir gerne. Wie wärs wenn du am Abend mit uns isst?« Sie musste kurz husten vor Überraschung. »Mit uns? Wem genau?« Fingon wackelte mit dem Krug hin und her. »Naja, mit Vater, ein paar von Feanors Söhnen und mir.« Sie dachte kurz nach. »Es wäre mir lieber wenn es nur Euer Vater und Ihr wären aber gut. Ich komme, wenn du das wünscht.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Nein, wenn Ihr es wünscht. Ich zwinge Euch nicht mit uns zu essen wenn Ihr es nicht wünscht.« Asgariel lächelte verschmitzt. »Ich habe mich bereits entschieden. Ich werde kommen.« Der Prinz nickte. »Nun gut. Dann ist es mir eine Freude.«

Nach einer kleinen Plauderei verließen sie das Gasthaus und Fingon führte sie noch zu ihrem Zimmer. Sie zog sich ein schönes hellgrünes Kleid an. Asgariel war schon ein wenig aufgeregt wegen später, immerhin kann man nie wissen was einem das Schicksal so bereithält. Andererseits wiederum will man es nicht wissen, denn alles ist schöner, wenn man es erst danach erfährt.

The Fate of DoriathNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ