Die Gefangenschaft

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Ich lief den Hügel hinunter in den Wald um Wasser zu holen. Meine Herrin hatte es mir befohlen und ich durfte ihr keinen Wunsch verweigern. Sie war eine reiche Bürgerin unter den vielen armen Bauern und ich brauchte ihr Geld. Ich bin Alicen und eine Vollwaisin. Meine Eltern habe ich nie kennengelernt, aber meine Tante meinte, dass sie gute Menschen waren. Mein ganzes Leben lebte ich bei Tante Clarin, die mich aufzog. Sie erzählte mir Geschichten von Zwergen, Hobbits und Elben. Die Schlachten und die Siege gegen Azog oder Sauron. Vor zwei Tagen starb sie und hinterließ mir nur dieses eine Medailon, das ich immer bei mir trug. Schnell lief ich den Pfad entlang und bog rechts ab. Der Teich war groß und man konnte sein eigenes Spiegelbild darin sehen. Für eine Moment sah ich mich an. Ich hatte lange braune Haare, die ich zu einem geflochtenen Zopf zusammen gemacht habe und grüne Augen. Tante Clarin meinte, dass ich die Augen meiner Mutter hatte. Wie wohl meine Eltern aussahen? Ich wünschte ich könnte sie kennenlernen. Ein rascheln weckte mich aus meinen Gedanken. Verwirrt schaute ich mich um. Bestimmt nur ein Einhörnchen oder ein Hase. dachte ich und füllte den Eimer mit Wasser. Als ich mich zum Gehen umdrehte erschrak ich. Vor mir stand ein Rudel Orks mit riesigen Waffen. Sie waren wirklich nicht die schönsten Wesen. ,,Hallo." begann ich und versuchte mich langsam wegzubewegen ,,Ein schöner Tag." Sie sahen mich grinsend an und ich wusste dass es nichts Gutes hieß. ,,Auf Befehl von unserem Anführer werden wir dich zu ihm bringen. " sagte ein großer, starker Ork, der im Gesicht mit Narben übersät war. Wie es aussah war er der Anführer dieser Gruppe. Ohne auf eine Antwort abzuwarten schritten sie auf mich zu. Panisch sah ich mich um, konnte aber keinen Fluchtweg entdecken und es waren wirklich zu viele. Ohne groß nachzudenken rannte ich einfach durch die Menge hindurch, was erstaunlicherweise klappte. Irritiert drehten sich die Orks um und ich rannte los.

Hinter mir hörte ich immer wieder Rufe und Befehle, aber auch Beleidigungen. Ich glaube meine Beine waren noch nie zuvor so aktiv gewesen wie gerade jetzt. Immer wieder sah ich nach hinten und um zu sehen wie weit meine Verfolger von mir entfernt waren. Gerade als ich mich umsah stolperte ich und fiel auf den harten Waldboden. Mist! fluchte ich, als auch schon Orks aus den Gebüschen heraussprangen. ,,Lasst mich in Ruhe. " schrie ich und rappelte mich auf. Nein, gegen so viele hatte ich wirklich keine Chance. Sie umzingelten mich, fesselten meine Hände und warfen mich in einen Käfig, woraufhin sie auch meine Beine fesselten. ,,Was wollt ihr von mir?" schrie ich weiter ,,Lasst mich sofort gehen ihr miesen verottenen Vieher." ,,Sag das noch einmal Mädchen. " drohte der Anführer ,,Und du kommst nicht heil an." Sofort hörte ich auf zu reden und er wand sich grinsend ab. Aufeinmal pfiff der Führer so laut, dass es schon fast in den Ohren schmerzte. Wolfartige Tiere sprangen aus den Büschen und nahmen Platz, um den Karren zu ziehen. Mit einem Ruck setzten sich alle in Bewegung. Ich hatte keine Ahnung wohin es ging und was sie von mir wollten. Und so blieb ich ängstlich in einer Ecke des kleinen Käfigs sitzen. Wälder, Felder und Seen zogen an mir vorbei. Tage vergingen und ich gab die Hoffnung auf, dass mich jemand retten könnte.

,,Wir werden Umzingelt. " schrie eine Stimme und ich wusste genau dass es der Anführer war. Erschöpft öffnete ich die Augen. Menschen sprangen aus den Bäumen, Büschen oder rannten einfach in unsere Richtung. Es waren nicht viele, aber genug um die Orks zu besiegen. ,,Bewegt euch. Los, Angriff. Sie dürfen das Mädchen nicht bekommen." schrie er weiter und wehrte einen Schlag ab. Schwach erkannte ich wie ein Junge mit blonden schulterlangen Haaren auf mich zu kam. Er wehrte jeden Schlag ab und bannte sich einen Weg frei. Ich sah ihm mit müden Augen zu. Wir waren bestimmt drei Tage unterwegs und die Orks hatten mir nichts zu essen gegeben, aber auch keinen Schlaf gegönnt. Irgendwann stand der Junge vor mir und öffnete locker den Käfig mit seinem langen Messer. ,,Keine Angst wir befreien dich." sagte er und schnitt die Fesseln durch. Endlich frei von diesen Seilen dachte ich und sah ihn unsicher an. ,,Du musst keine Angst vor uns haben." sagte er sanft und hielt mir seine Hand hin ,,Ich werde dich beschützen. " Zögernd sah ich ihn an, nahm aber doch seine Hand an. Er zog mich hoch und ich fiel fast hin. Ich hatte keine Kraft mehr, war müde und hatte Hunger. Ich sah ihm noch kurz in die Augen, bevor alles schwarz wurde.

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Elbenreich,  Elbenliebe, ElbenWhere stories live. Discover now