Mondnacht

975 53 2
                                    

Grau wie das Verborgene. Eine Farbe wie jede Andere. Langsam ging ich den langen Gang entlang. Das graue Kleid, das ich trug schimmerte schon fast silbern im dämmrigen Licht der Fackeln. Leise hörte ich noch die Rufe. Wie er gegen die Tür hämmerte und meinen Namen rief. Ich muss dieses Ritual alleine durchziehen. Legolas würde zwar alles für mich tun, aber ich kann einfach nicht... ich... Meine Gedanken schwirrten umher, doch ich muss mich konzentrieren. ,,Lasst mich bitte durch. " bat ich den Wachmann an der Tür ,,Ich muss kurz mit einem Gefangenen reden." Der Wächter  musterte mich kurz, nickte aber dann und ließ mich durch. Hier unten war es kühl. Kerker reihten nacheinander parallel zueinander auf. Suchend nach dem Jungen ging ich jede Zelle durch bis ich ihn in der Hintersten entdeckte. ,,Ich bin hier um mich zu verabschieden. " sagte ich ,, Denke bitte gut nach." Er sah mich ernst an: ,, Du willst es durchziehen oder? Ohne ihn." Ich nickte kurz, bevor ich das Gespräch beendete und wieder ging. Seinen Blick spürte ich auf mir, zwang mich aber mich nicht umzudrehen. Es würde nur eine Diskussion geben. Entschlossen ging ich in den Hof, überquerte den Trainingsplatz und ging zur Lichtung. Der Mond schien hell und leuchtete mir den Weg. Ich genoss das blasse Licht des Vollmonds, versuchte dabei an nichts zu denken. Als ich ankam war Frau Wollblood schon da. In der Mitte stand ein Altar und Fackeln machten nocheinmal den Kreis deutlich. Die Frau umarmte mich kurz traurig, bevor sie mir alles genau  erklärte. Nervös atmete ich kurz durch. Der Mond schien jetzt genau über der Lichtung zu sein. ,,Komm." befahl Frau Wollblood und ich betrat den Kreis. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Vorsichtig kniete ich mich vor den Altar, den Kopf geneigt. ,,Uno elfa menos huma dilfe. " begann Frau Wollblood zu flüstern und hob ihre Hände. Ein leichter Windzug war zu spüren. Atme ein und aus. Du schaffst das. ,,Ine sel mor." setzte ich ein und hob mein Kopf hoch, damit ich den Mond sehen konnte, währenddessen schritt Frau Wollblood auf mich zu und berührte meine Stirn. ,,Mie Mie gof so ena. " sagte sie, zog einen Dolch und schnitt in meine Handfläche rein. Ich senkte den Blick und ließ mein Blut in eine Schale fließen. Du hast keine andere Möglichkeit. Du tust das nur für ihn. Ich schluckte schwer. Hör auf die ganze Zeit alles zu hinterfragen und nachzudenken. Eine Schüssel lag vor mir mit reinem Wasser. Ich wusste sofort was jetzt kommen würde. Der letzte Schritt. ,, Ene sio mounu iki elfa iki huma. " sagte ich laut ,, Zin diu uhg fina ena no. "  Ich konnte deutlich spüren, dass Frau Wollblood zögerte,  aber dann doch meine Spitzen mit einem Dolch abschnitt. Schmerz durchzog meinen Körper. Schreiend krümmte ich mich kurz, versuchte mich aber schnell zu beruhigen. ,,Pene imi duko. " rief Frau Wollblood und breitete ihre Arme weit aus ,,Ini Fini. "  Zittrig erhob ich mich, schritt zum Altar und legte mich darauf. Schluckend biss ich meine Zähne fest zusammen. Frau Wollblood sah mich unsicher an, doch ich nickte nur aufmunternd. Sie wollte gerade mit einem Messer auf mein Mal ansetzten, als ein Knistern die Stille unterbrach. ,,Aufhören!" befahl Elbor und stürmte mit Legolas aus dem Gebüsch. Überrascht sah ich auf.  Was macht Elbor hier? Was zum..? Elbor schritt finster zu den Fackeln, zog sie Stück für Stück raus und losch einige.       ,, Was machst du?" schrie ich ,, Du darfst das nicht..du.."

Legolas grinste finster, aber er sah nicht mich dabei an. 

,, Frau Wollblood hat dich angelogen. " erwiderte er und ließ den Blick nicht von der alten Dame los ,,Sie ist hier die Verräterin. Sie ist kein Halbblut, sie ist eine Hexe und arbeitet für sie Orks."  Sprachlos sah ich Frau Wollblood an, die nervös in die Runde blickte. ,, Sie heißt Yorga, diente dem Orkkönig. Irgendwie hat sie sich in das Königreich geschlichen." setzte Elbor fort und räumte weiterhin den Platz auf. Als ich erneut Frau Wollblood ansah erschrak ich mich. Hass und Wut war in ihrem Blick zu sehen. ,,Gut gemacht." trällerte sie ,, Aber leider seid ihr zu spät. " Ich drehte mich fragend wieder zu Frau Wollblood. Doch die packte meinen Arm und setzte den Dolch an mein Mal an. Mit einem Ruck strich sie das Mal durch. Schmerzverzerrt schrie ich auf. Es fehlte nur ein Strich, dann war es vollendet. ,,Einen Schritt näher und das Halbblut bezahlt." drohte sie und pfiff einen ohrenbetäubenden Laut. Fünf Orks sprangen aus den Büschen und richteten die Waffen gegen die beiden Jungs. Ich nutzte den Moment und sprang vom Altar, einen Dolch in der einen Hand. Zuerst schien Frau Wollblood überrascht, doch dann grinste sie siegessicher. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Verdammt! Jetzt weiß ich was sie vorhat. Unfassbar. Die Frau schien meine Gedanken zu lesen und hetzte ein paar Orks auf mich, die ich allerdings problemlos erledigte. Der kleine Kampf begann. Mit Gebrüllt liefen die Orks in die Schwerter der Jungs. Schnell kämpfte ich mich zu Elbor durch. ,,Elbor. " rief ich ,,Du musst sofort ins Schloss und Alarm schlagen. Das hier ist eine Falle, eine Ablenkung. " Er sah mich kurz irritiert an, lief aber dann sofort los ohne etwas zu erwidern. Der Mond schien weniger zu leuchten, die Luft allerdings kühler zu werden. Frau Wollblood hetzte die Orks immer wieder an, sich zu beeilen. Legolas kämpfte sich durch, spannte den Bogen und zielte auf die Frau. Der Pfeil flog geradewegs ins Herz. Überrascht und sprachlos zugleich sah sie uns an, die Orks erstarrten. ,,Die letzte Anführerin dieses Stammes ist gefallen. Die Zauberei ist vorbei. " flüsterte sie und zerfiel zu Staub, auch die Orks wurden zu Asche. ,,Komm wir müssen los." sagte Legolas und zog mich mit sich. Ich hatte kaum Zeit groß nachzudenken, denn die Zeit drängte. Als wir am Schloss ankamen herrschte Chaos. Ein Wachturm brannte, ein Geschrei war zu hören. Nach einem Atemzug liefen wir in den Hof direkt in das Getümmel. Wachmänner liefen umher versuchten die Leute zu beruhigen und das Feuer zu löschen. Elbor kam auf uns zugelaufen. ,,Sie sind fort, einfach zu Staub zerfallen." keuchte er. Erleichtert atmete ich durch und sah den Himmel an. Der Mond ging langsam runter und wahr kaum mehr zu sehen. Ich weitete meine Augen, erstarrte für einen Moment und lief dann ohne etwas zu sagen zurück zur Lichtung. Als ich ankam versuchte ich die Fackeln wieder hinein zu stecken, das Feuer anzuzünden und das Chaos zu beseitigen. Aber ich merkte schnell, dass es zu spät war. Es war vorbei, mein Leben war vorbei. Blut tropfte mir aus der Nase und ich spürte wie mein Herz verfaulte. ,,Alicen." kam Legolas angerannt, doch ich ließ ihn nicht ausreden. ,,Warum?! " schrie ich ,,Dieses Ritual hätte mein Leben gerettet." Kraftlos sank ich zu Boden und konnte nur schwer atmen. ,,Die Hexe wollte dich nicht retten. Es war ein Ritual um deine Kräfte aufzusaugen. " erwiderte er und kniete sich vor mir ,,Es gibt einen anderen Weg. Mein Vater kennt ihn."
Unfassbar. Ich habe mich in vielen Menschen getäuscht. Aber das war der Preis...Ich setzte an etwas zu sagen, doch er nahm mich in die Arme und trug mich zu einem Teich. Es war der Eisteich.

Elbenreich,  Elbenliebe, ElbenWhere stories live. Discover now