Zerrissenheit ist eine Entscheidung

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Seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt. Seine Nähe fühlte sich elektrisierend,  wild und abenteuerlich an. Stopp! Was passiert gerade hier? Was soll dass bitte? Du bist mit Legolas zusammen. Erstarrt sah ich ihn an, ich konnte mich nicht bewegen. Als seine Lippen fast meine berührten ging ich einen Schritt zurück, sah ihn kurz an und machte dann einen großen Bogen um ihn. Mein Herz klopfte noch immer wild. Diesen Moment würde ich erst einmal nicht vergessen können. Liebt er mich etwa? Aber warum habe ich es nicht gemerkt? Was hat er nochmal beim Ball gesagt? Es wurde kälter und ich beschloss lieber reinzugehen. Bald würde es Abendessen geben. Du hast richtig gehandelt. Aber selbst wenn Legolas mit Vanessa zusammenkommt, würde ich Elbor nicht küssen. Nein, ich liebe Legolas. Aber Elbor weiß doch auch, dass ich mit Legolas zusammen bin, warum... Plötzlich packte mich jemand am Arm, ich drehte mich um und sah in die eiskalten blauen Augen von Legolas. ,,Legolas? " fragte ich überrascht ,,Was ist los?". Aufgebracht sah er mich an. ,,Ich hab dich und Elbor draußen gesehen." sagte er wütend und hielt meinen Arm noch fester ,,Seit wann seid ihr zusammen? ". Fassungslos sah ich ihn an, versuchte meinen Arm loszureißen, scheiterte aber. Er glaubt doch nicht wirklich, dass ich Elbor geküsst habe?! ,,Legolas...wir haben uns nicht geküsst." stotterte ich aufgebracht ,,Lass bitte meinen Arm los. Du tust mir weh." Für einen kurzen Moment herrschte Stille, dann ließ er meinen Arm los. ,,Ich habe es doch gesehen mach mir..." begann er, doch ich unterbrach ihn. ,,Legolas, ich bin einen Schritt zurück gegangen. Ich ich liebe doch nur dich." schluchzte ich, versuchte aber meine Stimme noch stabil zu halten ,,Vielleicht hat dein Vater recht, du solltest mit Vanessa zusammenkommen, dann kommst du nächste Woche besser um mich hinweg. Es es tut mir leid." Verwirrt ließ ich ihn mitten im Gang stehen. Es ist besser wenn ich jetzt gehe. Bitte guter Gott, sag mir nicht, dass ich Legolas endgültig verloren habe. Bitte, bitte. Irgendwann lief ich die Treppe hinauf in mein Gemach, schlug die Tür hinter mir zu und brach endgültig verzweifelt zusammen. ,,Bitte." schrie ich, schlug die Hände in mein Gesicht und weinte drauf los ,,Bitte. " Warum glaubt mir Legolas nicht? Warum? Warum muss es jetzt passieren? Wütend ging ich zu meiner Kommode,  nahm etliche Flaschen und Vasen und warf sie zu Boden. So viel Trauer hatte ich noch nie gespürt, selbst als meine Tante gestorben ist empfand ich nur eine kleine Traurigkeit. Als ich mich etwas beruhigt hatte lehnte ich mich gegen die Zimmertür, lauschte in die Stille und sah mich emotionslos im Spiegel. Nein, heute würde ich bestimmt nicht zum Abendessen kommen. Ich hatte keine Lust Legolas zu begegnen und auch nicht gegenüber von Elbor zu sitzen. ,,Alicen?" Hier ist Linel,  darf ich rein kommen?" sie öffnete vorsichtig die Tür, damit sie reinkam rutschte ich in die Ecke ,,Ich hab da was mitbekommen von Dev." Mitfühlend umarmte sie mich. Es tat gut endlich bei der Freundin zu sein. Denn in letzter Zeit habe ich geglaubt Linel hätte mich vergessen, aber dass hat sie nicht. ,,Er glaubt mir nicht. " flüsterte ich ,,Aber ich habe Elbor nicht geküsst. " Sanft streichelte sie meinen Kopf. ,,Ich glaub dir. Und wenn Legolas dir nicht glaubt, dann hat er dich nicht verdient." Wir redeten noch die ganze Nacht bis wir irgendwann auf dem Boden einschliefen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte war Linel schon weg. Das Chaos von gestern war noch immer da. Ich beschloss mich zuerst umzuziehen und wählte einen schwarzen Kampfanzug. Schwarz steht mir doch besser. Nach dem Betrachten im Spiegel räumte ich die Scherben in eine noch relativ ganze Vase rein. In den Gedanken bei Legolas schnitt ich ausversehen in meine Handinnenfläche. ,,Verdammt, was kommt noch."fluchte ich und wickelte schnell einen Verband drumherum.  

Der Tag schien gut anzufangen. Da ich keine Lust hatte zu frühstücken ging ich sofort in den Stall und sattelte meine Stute. Beim Aufstehen kam mir eine Idee, die ich jetzt unbedingt umsetzen wollte. Zwar hatte Legolas mich abgeraten die Orks zu verfolgen, aber der Gedanke ließ mich nicht los und die Truppen schienen bis jetzt erfolglos zu sein. ,,Legolas warte, ich muss mit dir reden." hörte ich plötzlich Vanessa rufen, als ich auf dem Pferd aus dem Stall geritten kam. Neugierig blickte ich auf und sah die Beiden in der Nähe der Schlossstür. ,,Was findest du besser? Was soll ich zu unserem Spaziergang nacher anziehen. Ich will ja während wir reden gut aussehen." fragte sie und blickte auf, als mein Pferd laut schnaubte. Auch Legolas schaute auf und ich sah ihm zum ersten Mal seit unserem Streit in die Augen. Seine Lippen formten meinen Namen, doch ich schnalzte nur damit mein Pferd los trabte. Wie es aussieht kommen sich die Beiden näher. Hoffentlich wird er glücklich mit ihr. Aber warum passiert das Alles? Zerrissenheit ist eben eine Entscheidung. Man weiß nicht was man will oder was man machen soll und das ist eine Entscheidung. Meine Tante war ein waiser Mensch. Gallopierend ritt ich in den Wald,  überquerte kleine Flüsse und Gebirgen. Immer Ausschau haltend nach etwas Komischem. In einem dichten Teil des Waldes widmete ich meine Aufmerksamkeit einem Geräusch. Es schien sich zu spalten und aus einem wurden mehrere Geräusche. Sie schienen überall herzukommen. Aufeinmal flog ein Pfeil zischend vor mir vorbei. Panisch ging Waldin hoch und wieherte laut auf. ,,Ruhig." versuchte ich sie zu beruhigen, doch es war zu spät, denn sie warf mich ab.

Elbenreich,  Elbenliebe, ElbenWhere stories live. Discover now