Spiegel, Wahrheit

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Für einen Moment blieb ich geschockt stehen, fasste mich aber wieder. Meine Entschlossenheit blieb trotz diesem Opfer, dass ich bringen musste. Es spielte keine Rolle mehr, denn ich mein Leben war kein Leben mehr ohne Legolas. ,,Ich will es trotzdem durchziehen." erwiderte ich kalt ,, Du musst mir helfen." Die Frau musterte mich traurig, nickte aber. Wie ich dass hasste, wenn die Leute Mitleid mit mir hatten. Ich brauchte keines. ,,Komm morgen Abend in einem grauen Kleid auf die Lichtung. " sprach Frau Wollblood ,, Glücklicherweise haben wir morgen um 24 Uhr Vollmond." Danke, Frau Wollblood. Was würde ich bloß ohne sie machen. Meine Tante war auch so. Sie liebte Zauberei. Den ganzen Nachmittag verbrachte ich bei ihr in der Küche. Wir unterhielten uns über dies und jenes, aßen etwas und vergaßen die Zeit. Als die Sonne unterging wand ich mich zum Gehen um. In meinem Gemach tauschte ich meine Robe erst gegen eine Neue in schwarz. Ein bekanntes Lied kam mir in den Kopf, das meine Tante immer nachts traurig in ihrem Zimmer sang. ,,So klar, so dunkel. Schwarz ist der Tod. Schwarz ist die Trauer, die Nacht. Der Mond lacht, keiner weit und breit. " begann ich zu singen und erinnerte mich komischerweise an mein Leben ,,Doch sieh in den Himmel, die Sterne sie leuchten. Das Schwarze ist das Mysteriöse, das Unbekannte. " Nach einer Weile schlief ich müde ein.

Diesesmal träumte ich von nichts und niemanden. Ich träumte gar nicht und erwachte ausgeruht wie noch nie zuvor. Gähnend richtete ich mich für das Frühstück und betrat mit gemischten Gefühlen den Essenssaal. ,,Alicen, schön dich zu sehen!" rief Linel und umarmte mich herzlich. Dev saß neben ihr und grüßte mich auch. Als mein Blick auf Elbor fiel verschlechterte sich meine Laune. Ich wette er wusste dass mit Legolas. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen aß ich mein Frühstück. Ich dachte die Geschichte mit ihm wäre geklärt, wenn ich ihm nicht im Gang nach dem Frühstück begegnet wäre. Er lehnte lässig gegen die Wand und sah irgendwie verändert aus. Seine Haare waren pechschwarz und hatten lila Strähnen. Seine Augen leuchteten dunkel voller Neugier. ,,Alicen ich muss mit dir reden." begann er und folgte mir durch die Gänge zum Trainingsplatz ,,Das was gestern passiert ist,  das...."  Kopfschüttelnd blieb ich stehen. ,,Du wusstest genau, dass Legolas uns beobachtete. Du wusstest es." unterbrach ich ihn wütend ,,Warum? ". Die ganze Wut kam aus mir raus. Ich wollte Antworten, ich wollte Klarheit. Ich wollte einfach nur wissen was Elbor von mir wollte. Spöttisch grinste er mich an. ,,Vielleicht. Das war doch der beste Plan aller Zeiten. " er hielt meine Hand fest umklammert ,,Legolas und dich zu trennen. Dich leiden zu sehen, dich zum Eisteich zu locken. " Erstarrt sah ich ihn an. Langsam dämmerte mir einiges. ,,Du, du bist auch ein Halbblut." flüsterte ich fassungslos ,,Du bist der Sohn vom Orkkönig. Du warst ein Spion im Schloss." Er lachte laut auf wurde aber schnell wieder ernst. Mir kam es vor, als wäre ich im falschen Film. Unerwartetes kam zum Vorschein und dann noch am Tag des Rituals. ,,Schlaues Mädchen. Meine Orkohren haben mich verraten stimmts? " erwiderte er ,,Ich wollte die Orks rein locken, aber du kamst immer wieder dazwischen. Und deine Kräfte wollte mein Vater auch." Langsam war mir die Situation nicht ganz unbehaglich. Unfassbar, dass ein Mensch auch halbwegs ein Ork sein kann. Ich dachte es gäbe nur halb Mensch halb Elb. Er verpasste mir eine Ohrfeige, die mich knallend zu Boden brachte. ,,Ich werde die Mission meines Vaters beenden." zischte er ,,Deine Kräfte werden mir gehören. Du wirst sie nicht einfach so aufgeben heute Abend. " Spuckend stand ich auf und zog mein Schwert aus der Scheide. Er erwiderte die Geste. Sein Grinsen wird ihm schon vergehen. Er griff mich zuerst an, ich wich zur Seite und machte mich auf den nächsten Angriff bereit. ,,Verräter! " knurrte ich, doch er lachte nur. Ich schlug auf ihn ein, doch er war flink und wich meinen Angriffen geschickt aus. ,,Ich verstehe nicht wie man sowas für jemanden machen kann. Für Legolas." sagte er kopfschüttelnd, schaffte es meinen Schwert aus meiner Hand zu parieren und mich auf den Boden zu werfen. Er drückte seine Schwertspitze in das Gras und hielt meine Hände fest auf den Boden gedrückt.  ,,Liebe." erwiderte ich ,,Aber das kennst du nicht. Du hast keine Gefühle. " Überlegend sah er mich kurz an. ,,Was glaubst du warum ich das tue. Weil ich meinen Vater liebe. Ich habe nur ihn." murmelte er und nahm seinen Schwert. Ich nutzte den Moment, schlug ihm kräftig ins Gesicht und presste ihn gegen den Boden. ,,Bitte, mach das nicht. Du warst doch so ein netter Junge." sagte ich und versuchte ihn umzustimmen ,,Du kannst doch anderst sein." Seine Miene wurde kurz weicher, verfinsterte sich aber schnell. Er schubste mich weg, woraufhin ich eine Rückwärtsrolle machte. Schnaufend erhob ich mich, rannte zu meinem Schwert und wehrte einen weiteren Angriff ab. ,,Du wirst immer Legolas lieben. " schrie er und jetzt begriff ich, dass er mich doch mochte. Ich kann ihn nicht umbringen. Ich will nicht. Mit einem traurigen Blick warf ich meine Waffen weg und hob die Hände hoch. Fragend sah mich Elbor an. Ich sah es ihm an, dass er nicht wusste was er tun sollte. ,,Ich will nicht gegen dich kämpfen. Wir Halbblüter gehören zusammen. Wir sollten uns nicht bekämpfen. Keiner sollte sich bekämpfen. " rief ich entschlossen ,,Ich liebe Legolas. Es tut mir leid. Ich mag dich, aber es gibt auch andere... " Stockend sah ich ihn an. Eine Weile regte sich keiner von uns, doch dann ging er den falschen Weg. Schreiend griff er mich an, ich wich zur Seite und hob mein Schwert. Er schlug mich zu Boden. Ein Blickkontakt war nicht möglich. Ich spürte wie Blut meine Nase runter lief. Bitte. So kann es nicht enden. Ich will nicht. ,,Lass sie sofort in Ruhe." befahl eine Stimme und zog Elbor von mir ,,Ich wusste von Anfang an, dass du ein Verräter bist." Vorsichtig öffnete ich die Augen. Legolas stand mit zwei weiteren Wachen auf dem Platz und übergab Elbor den Wächtern. Er zog mich rauf und ich bedankte mich. ,,Schutzengel wie immer." lächelte ich ,,Danke Legolas,  ich hätte es wirklich nicht über mich gebracht ihn um..Du weißt was ich meine." Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Ich muss hier weg. Wenn ich ihn noch länger ansehe, dann bricht mein Herz ganz. ,,Ich hab da was von Linel gehört. Stimmt dass?" fragte er plötzlich ,, Du bist noch nicht ganz geheilt und hast es mir verschwiegen.?" Ohne ihm zu antworten setzte ich mich in Bewegung und ging eilig in Richtung Schlosseingang. Meine Beine taten es einfach. ,,Warte!" rief er und ging mir hinterher ,,Alicen. " Als wir in den Gängen waren holte er mich ein, presste mich gegen die Wand und stemmte seine Hände so an die Wand, dass ich nicht entkommen konnte. ,,Was ist verdammt nochmal los." sagte er wütend ,,Was ist mit dir los? Und versuch ja nicht zu lügen. " Ich starrte den Boden an und schwieg. Wütend schlug er seine Hand gegen die Wand. Ich erschrak kurz und rutschte die Wand runter. ,,Frau Wollblood sagte, dass mein Herz noch das Gift enthält. Entweder ich sterbe oder du und ich geben unsere Unsterblichkeit auf. Eine Woche ist vorbei." schluchzte ich, Tränen liefen mir runter ,,Ich kann nicht zulassen, dass du deine Unsterblichkeit aufgibst wegen mir. Dein Volk, dein Vater.. Sie brauchen dich." Weinend vergrub ich meinen Kopf in meine Hände. ,,Es tut mir leid. Aber du.. du hast ja Vanessa." Es tat gut keine Geheimnisse mehr vor ihm zu haben. Mein Herz fühlte sich leichter an. Nach einer Weile spürte ich seine Hände auf meinen. Sie nahmen meine von meinem Gesicht, sodass ich ihn ansehen konnte. Er sah mir tief in die Augen, keine Wut mehr. Langsam wischte er mir die Tränen weg, wie immer. Er kam mir näher und küsste mich auf die Lippen. Ich erwiderte seinen Kuss. ,,Aber ich will keine Vanessa. Ich will nur dich." flüsterte er mir zu, als wir uns lösten ,,Du bist mein Leben. Ich würde alles für dich tun, freiwillig. " Traurig küsste ich ihn erneut. Ich liebte diesen Mann mehr als alles andere auf der Welt. Mehr als mein eigenes Leben. Lächelnd sah er mich. Ich erhob mich und zog ihn mit mir in mein Gemach. Ich küsste ihn solange bis wir am Ende des Raumes waren, dann löste ich mich von ihm, rannte zu meinem Bett und nahm mein graues Kleid. ,,Es tut mir leid." sagte ich und lief aus dem Zimmer, schloss die Tür ab und hörte wie er dagegen klopfte ,,Keine Sorge. Alles wird gut." Mit diesen Wörtern schritt ich in den Flur entlang.

Elbenreich,  Elbenliebe, ElbenWhere stories live. Discover now