Eine Kraft- eine Prüfung

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,, Hej aufwachen." schüttelte mich Linel ,,Wir müssen zum Training. " Ich war noch im Schlaf, als meine Hand ihren Arm packte und sich festkrallte. Erschrocken fuhr ich hoch und starrte sie irritiert an. ,,Linel? Es tut mir leid." stammelte ich und ließ sie sofort los ,,Ich hab schlecht geschlafen. " Sie schien sich langsam zu beruhigen und nickte stumm. Eilig stand ich auf und machte meine Haare, dabei versteckte ich die Spitzen. ,,Bereit." rief ich und wir spurteten zum Trainingsplatz. 

Unterwegs aßen wir noch Brot, das mit Wurst belegt war. Als wir ankamen waren die Anderen schon da und die Jungs standen mit vier gesattelten Pferden außerhalb des Mittelfeldes. ,,Hej, sorry dass wir etwas spät sind." grüßte Linel sie ,,Danke für das Satteln. Wir kümmern uns dann nach dem Training um die Pferde." Die Jungs nickten nur und gaben uns unsere Gefährten. Der Trainer bließ das Startsignal und wir ritten los. Wir versuchten auf den Pferden zustehen. Im Trab klappte dass zwar, aber im Gallop schien es zumindest für mich unmöglich zu sein. Zappelnd balancierte ich auf dem Sattel bevor ich runterfiel. Wie sollten wir das in vier Tagen hinbekommen? Stöhnend kam ich hoch und klopft mir den Dreck aus meiner Uniform. ,,Was schaust du denn so?" fragte ich das Pferd genervt ,,Wir müssen dass hinbekommen. " Die Stute schnaubte nur und deutete mir plötzlichen mit dem Kopf aufzusitzen. Als sie dass mehrmals machte rieb ich mir die Augen. Das bildest du dir bestimmt gerade nur ein. Doch das Pferd schritt,  als wäre dass ganz normal, zu mir. Wie durch ein Nichts fing mein Arm an zu brennen und ich verspürte den Drang das Pferd an seiner Stirn zu berühren. Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Stirn des Pferdes und hunderte von Bildern schossen mir durch den Kopf. Farben explodierten und das Licht wechselte ständig den Kontrast. Ich sah verschiedene Orte, Thranduil, Bedienstete und plötzlich ein Mädchen in meinem Alter. Angestrengt versuchte ich das Mädchen zu erkennen, zu identifizieren, aber es gelang mir nicht und ein stechender Schmerz ließ mich zurückfahren. ,,Verdammt." fluchte ich und hielt mein rechten Arm mit meiner linken Hand fest. So schnell wie der Schmerz gekommen war so schnell verschwand er auch. Mit gemischten Gefühlen aus Verwirrung, Ungläubigkeit und Zutraue sah ich das Pferd eine Weile an. ,,Nicht schlafen!" rief der Trainer und weckte mich aus meiner Starre ,,Bei einem Angriff wärst du jetzt nicht mehr da."  Mit einer Entschlossenheit,  die vorher gar nicht da gewesen war, stieg ich auf's Pferd und schnalzte dreimal. Sofort setzte sich das Pferd in Bewegung und galoppierte über das Feld. Wie hypnotisiert stand ich in die Hocke auf und wartete kurz bevor ich dann ganz aufstand. Ruhig gallopierte die Stute weiter und ich hatte das Gefühl ihr mein Leben zu vertrauen. So etwas habe ich noch nie gespürt. Ich machte verschiedene Kunststücke wie auf einem Bein zu stehen oder Handstand zu machen, obwohl ich sowas vorher nicht konnte. Ich setzte mich mit einer eleganten Bewegung zurück ins Sattel und schnalzte einmal, dabei hab ich meinen rechten Arm hoch. Das Pferd erhob sich wie aus dem Nichts und wieherte vergnügt. Erschöpft lenkte ich es kurz im Kreis und ließ dann ihre Vorderbeine wieder auf die Erde. Plötzlich fingen alle an zu klatschen und ich sah mich erschrocken um. Die Schüler applaudierten und der Trainer sah mich überrascht und zufrieden an. Ohne ein Wort führte ich mein Pferd in Richtung Stall und bemerkte wie sich jemand aus der Menge löste. Es war Legolas. ,,Unglaublich wie hast du dass gemacht? " fragte er mich und half mir abzusteigen ,,Es sah aus als ob ihr Seelenverwanden werd. "  Ich stieg vom Pferd und strauchelte. Alles schien sich zu drehen. Zum Glück war Legolas da und fing mich auf. Besorgt sah er mich an. ,,Es geht schon danke." murmelte ich und hielt mich an ihm fest ,,Ich brauch nur eine Minute. " Die Stute fing an zu schnauben und scherte mit den Hufen. Die Geräusche außerrum wurden undeutlich und ich begann alles undeutlich zu sehen. Irgendwann wurde alles schwarz und ich spürte eine Kälte in meinen Adern.
Da war das Feuer schon wieder. Ich sah es immer und immer wieder. Jedes Mal, als ob das Feuer dort festgewachsen wäre. Und dann die Stimme, die immer wieder meinen Namen rief. ,,Alicen. Komm her." rief sie durch das Feuer ,,Ich muss mit dir reden." Mein Mal leuchtete und mir wurde Heiß. Die Luft wurde schlechter und meine Augen brannten. ,,Wer bist du?" schrie ich zurück ,,Ich kann dich nicht sehen." Doch anstatt einer Antwort rief sie weiter,  ich soll zu ihr kommen.

Schweißgebadet fuhr ich hoch. Nach dem Durchatmen merkte ich dass meine Hand sich an das Bett gekrallt hatte. Mein Blick wanderte zu meinem rechten Arm. Nichts. Weder ein Glühen noch eine Brandwunde. ,,Du bist wach." erhob sich jemand aus einem Stuhl ,,Wir haben uns schon Sorgen gemacht." Es war Frau Wollblood, die mit einem Eimer Wasser zu mir kam. ,,Wie lange?" fragte ich ,,Warum bin ich einfach umgekippt?" Frau Wollblood stellte den Eimer ab und setzte sich neben mich aufs Bett. ,,Das ist der Anfang der zweiten Woche." antwortete sie ,,Du musst wissen du besitzt eine Kraft.  Du hast eine Verbindung mit diesem Pferd gespürt. Das alles kostet ungeübt sehr viel Kraft." Schweigend ließ ich mich zurück in meine Kissen sinken.   ,,Ich muss zum Training." sagte ich ,,Ich habe eine Prüfung verpasst." Ohne auf irgendwas zu warten setzte ich mich auf und ging zum Schrank. ,,Lass mich bitte allein." bat ich Wollblood die sich mit einem Nicken verabschiedete. Schnell zog ich meine Uniform an und lief zuerst zum Stall, um mein Pferd zu holen und dann zum Platz. Dort starrten mich erst einmal alle an, als ich ankam. ,,Ich würde gerne meine Prüfung nachholen." meinte ich zum Trainer, der mich noch etwas verblüfft ansah. ,,Wenn du fit bist legen wir los."meinte er nur und bließ in das Horn ,,Aber du hast dein Pferd nicht gesattelt. "  Ich schnalzte und das Pferd folgte mir : ,,Ich brauche keinen, weil ich ihr vertraue. " Mit einer Handbewegung befahl ich der Stute im Kreis zu traben und spürte hinter uns die Blicke. ,,Ich dachte bei einer Prüfung schaut keiner zu." bemerkte ich und der Lehrer schickte alle in die Pause. Während alle enttäuscht auseinander gingen trat Jemand zum Lehrer. Es war Thranduil, der wie ich es später erfahren habe, bei allen Prüfungen dabei ist. Ohne die zwei Herrschaften eines Blickes zu würdigen wartete ich bis meine Stute Waldin zu meiner Stelle trabte. Ich konzentrierte mich auf die Beine des Pferdes und dann auf den Rücken und versuchte meine Nervosität zu verdrängen. Jetzt! Mit einem Ruck sprang ich auf den Pferderücken und hielt mich an ihrer Mähne fest. Mit einem Schnalzen fing sie an zu gallopieren. Ich vertrau dir. dachte ich und Waldin schien meine Gedanken zu lesen, denn sie wieherte als Antwort. Vorsichtig erhob ich mich und machte eine Standwaage, dann einen Handstand und schließlich ließ ich mich ins Sattel fallen und befahl dem Pferd mit den vorderen Hufen hoch zu gehen. Und jetzt runter. Es war unfassbar. Alles was ich dachte machte das Pferd auch. Mit einem Rad sprang ich vom Pferd und landete auf beiden Beinen. Ohne nach hinten zu sehen bewegte ich meinen Zeigefinger im Kreis und das Pferd drehte sich dann auch ansprechend dazu. Fini Ferus!

Es klingt zwar alles übertrieben und unmöglich. Klar, keiner lernt so schnell mit einem Pferd umzugehen und solche Kunststücke zu vollbringen, aber ich konnte es auf einmal. Ich war Halbblut was konnte man dazu sagen. Zufrieden tätschelte ich meine Stute und wartete auf die Kritik des Trainers. ,,Bestanden. " sagte er nur knapp       ,, Das war fantastisch. Sowas hat noch nie etwas geschafft. " Ich schnalzte und das Pferd lief los und ich hinterher ,,Ich bin auch nicht jeder." erwiderte ich ,,Und was trainiert meine Gruppe gerade?"

Elbenreich,  Elbenliebe, ElbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt